Bi-Open in der Metropol Schwulen-Sauna in Frankfurt

Erzählung zum Thema Marionetten

von  toltec-head

So wie ich früher meine Mutter immer ärgerte, indem ich mir "In Stahlgewittern" oder Band 78 der Heidegger-Gesamtausgabe zu Weihnachten wünschte, ärgere ich sie dieses Jahr, indem ich ihr "Mit Linken leben" aus dem Antaios-Verlag schenke. Sie bedankt sich zunächst recht artig, will dann aber später mit Tremolo in der Stimme, dass ich das Buch sofort entsorge oder zumindest mit nach oben in mein Zimmer nehme, damit kein Besuch es sehe.

Mach ich, klar doch. Schuldbewusst lächelnd und bloß keine Widerrede gebend. In Wirklichkeit freu ich mich. Egal, ob mit Familie oder im Beruf, immer muss ich an das Kafka-Wort denken: "Abhängigkeit hält jung". Bei uns war die symbolische Ordnung Zuhause halt weiblich. Mein Vater Fachidiot und Cuck (Zitat: "Der Cuck ist ein Mann, der sich von seiner Frau Kuckuckskinder anhängen lässt und daraus womöglich auch noch eine masochistische Lust zieht", S. 292). Meine Mutter: Domina und links, so wie Opi Nazi. Kann niemand was für, was für eine symbolische Ordnung er gerade hat. Wer wird denn aber so blöd sein, die eigene symbolische Ordnung zu zerstören, solange sie einem die Härte der eigenen Erektion garantiert?

Ansatzweise Widerrede, nur so zum Spaß:
- Aber Mama, du musst doch zumindest versuchen zu begreifen, was diese Menschen umtreibt!
Nein, muss sie nicht!!! Besser also nach oben gehen und verschwinden lassen. Keine weiteren Diskussionen mehr. Schluss mit lustig.
Ach, schlüge sie mich doch noch einmal.

Mit Linken leben, das geht tatsächlich. Anders als mit kV-Autoren und Schwulen. Andreas Maniac, der sich seit Monaten noch mal treffen will und eigentlich über die Feiertage in Frankfurt sein wollte, schaltet urplötzlich wieder auf Depri um. Stattdessen Oskar gefragt, ob er mit zur Bi-Open kommt. Aber der ist nicht nur kV-Autor und links, sondern hat außerdem panische Angst vor Gonorrhoe. Also, alleine. In Stahlgewittern, Band 78 der Heidegger-Gesamtausgabe, Mit Linken leben, das ist doch alles Quatsch. Es gibt immer nur ein Buch, einen Titel, ungebunden und es scheint Texte in Internetliteraturforen näherten sich ihm in all ihrem Elend präziser an als die gesamte Belletristik: Alleine.

In Wirklichkeit schon am Tag vor Heiligabend dort gewesen, bevor ich dann auf dem Nachhauseweg in der Bahnhofsbuchhandlung das Antaios-Buch besorgte. Mein Bruder ist ein 33jähriger Student der Literaturwissenschaften aus Frankfurt, Freizeit-Kellner, der bei Daddy aufstockt und in der übrigen Zeit  social justice warrior, auf den folgende Kategorien aus dem Buch zutreffen: Statuslinker, Ressentimentlinker, Empathie- oder Gefühlslinker, Linksintellektueller, Gleichheitsextremist, Cuck. Verständlicherweise findet er das Geschenk an meine Mutter auch wenig witzig. Sagt, dass er sich bei der Leitung der Buchhandlung beschweren wird, dass sie jetzt Bücher aus diesem Verlag führen. Hat einen der Verkäufer in Verdacht, den er kenne. Seit der dort sei, gebe es auch Carl Schmitt Bücher. Wer wolle denn Carl Schmitt Bücher in einer Bahnhofsbuchhandlung kaufen?  Nein, meinen Bruder muss ich nicht fragen, ob er mit zur Bi-Open kommt.
- Willst du Badelatschen?
- Nein, danke. Ist eigentlich an Silvester auch auf?
- Klar. Und am Montag haben wir dann unser Bi-Open.
- Was ist das denn?
Ich hatte Bio-Open verstanden und an irgendein beschissenes Spezial-Aufgussevent, wie ich es aus Hannover kenne, gedacht.
- Unser bestbesuchter Tag im Monat. Über 100 Kerle, die dann 3 Frauen hinterher laufen. Im Durchschnitt besser aussehend.
- Die Frauen?
- Nein, die Kerle.
- So, so.

Gut, mach ich also so: Silvester mit Linken leben, was gut für Erektion ist. Und am Montag mir dann die 3 Frauen anschauen. Ohne Literatur- oder andere falsche Brüder. Sondern: Alleine. Wie immer. Hoffentlich mit dann.

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Kommentare zu diesem Text


 Oskar (03.01.18)
Mein Angst ist viel größer, dich scheiße zu finden.
Was hätte ich denn den ganzen Abend gemacht? Mich vor den drei Frauen versteckt? Den schönsten Schwanz des Abends zu haben, ist nicht sonderlich erquickend.

 toltec-head meinte dazu am 03.01.18:
Angeber.
Versteck dich mal besser weiter.

 Oskar antwortete darauf am 03.01.18:
Karneval in Köln. Verkleide mich auch als deine Mutter.

 toltec-head schrieb daraufhin am 03.01.18:
Hab ich Angst vergewaltigt zu werden. Lese zu viel PI-News.

 Oskar äußerte darauf am 03.01.18:
Bist du nicht langsam zu alt zum vergewaltigt werden?

 Isensee ergänzte dazu am 03.01.18:
Bester Text seit Ewigkeiten.
War spaßig zu lesen.

Sag an, wann du wieder in Ffm bist.
Du bringst deinen Bruder mit, ich meine Freundin.
Vielleicht unterwirft sich dein Bruder meiner Freundin, sie verliebt sich in ihn und du hetenknackst mich.

 toltec-head meinte dazu am 04.01.18:
@Oskar: Sieht man im Dunklen einstweilen noch nicht. Weshalb mich Typen wie Du, also diese ganzen dämlichen Bi-Männer, die an sich nicht schlecht aussehen, aber eben partout nur von jemand älterem penetriert werden wollen, einem hunkigem parkfüralteprofs oder so, regelmäßig verschmähen.

@Isensee: Eine der Frauen war wirklich sensationell. Ich glaube, sie kam aus dem Osten. Du wärest allerdings eingeschüchtert gewesen (ich war es auch).

Wir sind Brüder. In der Sekunde, in der wir uns sahen, griff das vermaledeite Inzesttabu. Leider.

 toltec-head meinte dazu am 04.01.18:
Hauptsache, wir gehen bald mal tanzen.

 Dieter Wal (03.01.18)
Wie mit Lingen leben?
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