Schwarze Galle

Essay zum Thema Melancholie

von  LotharAtzert

Eine Bild-Sprache zu sprechen, die immer weniger gesprochen wird, macht traurig. Nicht wegen mir selbst, das wäre sentimental. Sondern wegen den Urbildern oder Archetypen, die für die Menschheit hinsichtlich ihres Bildungscharakters zum Gefüge unwiederbringlich verloren gehen. Leise schleicht sie aus dem Bewußtsein.

Gefüge sind Inseln der Seligen. -Wo jedes Wesen das seine findet.- Was soll sie ersetzen können?

Melancholie - dem Erd-Element seit alters her analog - kommt aus dem Sternbild Steinbock: Der Frost, der strenge, das alte Väterchen Russland, der Winter: Beschränke dich aufs Wesentliche - das unsichtbare Gitter des Kristalls! Es zieht seine Lauge nach der Ordnung. Zeit zieht - nur noch wenige verstehen diesen Hin-weis, ganz wenige. Das verächtlich abwinkende Heer der vom Schein Gebildeten, den Empörten oder Emporkömmlingen, ist der Quell aller Schwermut. Doch reicht ein Minusgrad  und ihr Unbewußtes läßt sie zum Kristall erstarren.
Urbilder waren einst unerlässlich für die Menschwerdung. Ihnen verdanken wir, was wir heute sind. Dem Winter, dem Frühling, dem Sommer und dem Herbst! Und die Urbilder sind es, um im Zuge der Evolution über das Menschliche hinauszugelangen, um quasi die nächste Stufe des Vorgesehenen zu verwirklichen.
Freilich! Der Mensch ist ein Auslaufmodell in der Schöpfung. Weil er seine Urbilder veruntreut, bleibt deren Fügung auf der Strecke und wird durch so genannte Wissenschaft, Industrie, Politik z-ersetzt - letzteres sogar mit Bildungsminister.
Die letzten ihrer Art sind die Kinder des Saturn, jene, von denen es in der Bibel heißt: die letzten werden die ersten sein. Der Steinbock, der Sünden Bock und Mittelfinger.

Die Vorsehung, vom Wort her: Rundumblick durch die drei Zeitigkeiten des Himmels - Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in Präsenz.

Steinbock - um der Gipfelgottheit zu begegnen, muß man sich die Tiergattung ansschauen, die sein Wesen offenbart - karg, ausdauernd im Trotzen der Kälte oben auf dem Berg, wo er sich den Lebensraum mit Schnee, Eis, heulenden Winden und Flechten teilt. Da lebt keine Üppigkeit. Über ihm ist nur noch der endlos kaltklare Raum.

So weit das Bild vom Kristallisieren in Melancholie
Dem Steinbock ist Himmel und Abgrund gleich nah, gleich fern - ein Januskopf, das Tor in die und aus der Zeit - je wie er auf 0° durch geht. Denn das was reinkommt, wie der geschätzte Heraklit vor uns sagte, ist auch das, was rausgeht ... der Weg hin und zurück ist immer noch derselbe.
Im Frühling zwitschern dann die Meisen "Zeitzeitlos Zeitzeitlos", doch die Menschen verstehen den Ruf nach Paarung und Nestbau nicht mehr.
Der Himmel: Raum ohne Ende, kalt und starr, Saturn als Archetyp die Ordnung von Same und Ei, von Anfanglosen Anfang bis zum endloslosen Ende, der Hüter der Himmels-Ordnung. Und du stehst da oben in der Wand, mit diesen zwei Hörnern und fragst dich traurig, wo die letzte Geiß geblieben ist.

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Kommentare zu diesem Text

Bette (70)
(12.01.18)
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 LotharAtzert meinte dazu am 12.01.18:
Ich weiß. Steinbock versus Löwe, Kälte vs. Wärme. Aber Wärme und Geiß scheint mir aus elementaren Gründen unpassend.
Danke und Gruß ohne Ruß
L.
Bette (70) antwortete darauf am 12.01.18:
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 LotharAtzert schrieb daraufhin am 12.01.18:
Ja verutreuen ist ein schönes Wort. Mir geht es hier nicht um Subjektivismen. Ich würde da oben auf dem Gipfel eh schnell erfrieren.
Sweet_Intuition (34)
(12.01.18)
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 LotharAtzert äußerte darauf am 12.01.18:
Ja, ich war mir da auch lange unsicher. Aber es ist wohl so: Wasser (Fische, Krebs, Skorpion) und Phlegma ; Erde (Steinbock, Jungfrau, Stier) und Melancholie.

Danke
Liebe Grüße
L.

Antwort geändert am 12.01.2018 um 13:07 Uhr
matwildast (37) ergänzte dazu am 12.01.18:
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 Soshura meinte dazu am 12.01.18:
Widder (kardinal) --> Impuls
Löwe (fest) --> Qualität
Schütze (beweglich) --> Quantität

... muss aber nicht stimmen.
matwildast (37) meinte dazu am 12.01.18:
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 LotharAtzert meinte dazu am 12.01.18:
Ja, Feuer - cholerisch.
Danke auch.

Die Einteilung in Impuls, Qualität und Quantität ist sehr wackelig und wird so auch nicht in der Münchner Rhythmenlehre gelehrt.
matwildast (37) meinte dazu am 12.01.18:
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 LotharAtzert meinte dazu am 12.01.18:
Oh das klingt gut. Danke.

Das Cholerische bezieht sich auf die Eigenschaft des Feuers, das auf Brennbares überspringt, bis dieses verzehrt ist und nur Asche (Erde) zurückbleibt.
Astrologie ist ja sehr viel komplexer. Wenn Du Schütze oder was auch immer bist und Deine Sonne beispielsweise im 12. Haus (Fische-Entsprechung) ist, dann bist Du eher fischig, also. Die Häuser können viel ins Gegenteil wenden, aber das in diesem Beitrag darzustellen, ist fast unmöglich.
Aber Schritt für Schritt ...
matwildast (37) meinte dazu am 12.01.18:
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Festil (59)
(14.01.18)
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 LotharAtzert meinte dazu am 15.01.18:
Danke!
Hab Gamze gestern gelesen und stimme Dir zu - recht mantrisch, ihre Wiederholungen. Mich hat der Titel "Jungautorin des Monats" eher vom Lesen abgehalten bisher, kannste mal sehen.

Gruß
L.
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