Nagarjuna

Erörterung zum Thema Sein

von  LotharAtzert

Je mehr der Verstand verfällt, umso mehr tritt die so genannte Intelligenz des Denkenden an seine Stelle und behauptet, sie sei er.
Verstand - sagt mein Empfinden - ist die Einsicht in die Bestimmung, ist das Fügen danach (dem Vogelhaften wachsen Flügel am Rumpf, der Fisch schwimmt, die Arme hängen an der Schulter, die Füße am Bein etc. etc.), wobei Bestimmung das ist, was über-ein-stimmt mit dem Plan des Himmels, bzw. was vom Unbestimmten über den Ursprung zur Bestimmung kommt, um zeitlich gefügt und zwecks Eigenständigkeit bewußt zu werden.
(Man kann es recht leicht begreifen, wenn man die Ordnung des zwölffachen Kreises vor Augen hat, so daß man weiß: auf dieses folgt jenes, das steht in Opposition, oder Quadrat zueinander etc. pp.)

Intelligenz dagegen: das Regeln nach der Bestimmung. Wenn aber die Bestimmung oder Ordnung des Himmels verdrängt wird, wie es permanent geschieht, um selbst zu bestimmen, wird nach der Vernunft geregelt. Diese ist vom Wort her, was man vernimmt - von Dritten, die ihrerseits von Vierten ... Vernunft ist das Anpassen bzw. Aussteuern zwischen persönlichen Bedürfnissen und dem vorgefundenen Kollektivgeist. Sie hat mit Verstand nicht das mindeste zu tun.

Ich weiß nicht, wie man das folgende verstehen will, wenn man dem merkurischen Intelligenzgedanken weiterhin hartnäckig und ignorant gegen Jupiters Einsicht anhaftet. Solche mögen doch bitte nicht weiter lesen.

Aus Nagarjunas Hauptwerk, der Madhyamakakarika:
"Den Buddha, der das abhängige Entstehen verkündet hat als ohne Vernichtung und ohne Entstehen, ohne Aufhören und nicht ewig, ohne Einheit und ohne Mannigfaltigkeit, ohne Kommen und ohne Gehen, als das friedliche Zurruhekommen der Vielfalt (prapancah), ihn, den trefflichsten der Lehrer, verehre ich.

Weder aus sich, noch aus anderem, noch aus beiden, noch ohne Grund sind jemals irgendwo irgendwelche Dinge entstanden.

Denn das eigene Wesen der Dinge ist in den Ursachen usw. nicht vorhanden. Wenn aber kein eigenes Wesen vorhanden ist, dann ist auch kein fremdes Wesen vorhanden.

Es gibt vier Ursachen, den Grund, den Anhaltspunkt, die unmittelbar vorhergehende und die bestimmende Ursache. Eine fünfte Ursache gibt es nicht.

Die Wirkung hat keine Ursache. Die Wirkung ist aber auch nicht ohne Ursache. Ebenso sind die Ursachen nicht ohne Wirkung, sie haben aber auch keine Wirkung.

Wovon das Enstehen eines (Dinges) abhängt, das gilt als seine Ursachen. Solange es aber nicht entsteht, wieso sollten sie solange nicht Nichtursachen sein?

Weder bei einem nichtseienden noch bei einem seienden Gegendstand ist die Ursache am Platz. Denn wessen Ursache ist sie, wenn er nicht ist? Wenn er aber ist, wozu dient dann die Ursache?

Wenn weder eine seiende, noch eine nichtseiende, noch eine seiende und nichtseiende Gegebenheit entsteht, wieso ist dann ein hervorbringender Grund möglich?

Von der seienden Gegebenheit wird gelehrt, daß sie ohne Anhaltspunkt ist. Wenn sie aber ohne Anhaltspunkt ist, woher sollte dann ein Anhaltspunkt kommen?

Solange die Gegebenheiten nicht entstanden sind, kommt die Vernichtung nicht zustande. Daher ist die unmittelbar vorhergehende Ursache nicht möglich. Ist dagegen die Vernichtung eingetreten, was soll dann Ursache sein?

Da es bei wesenlosen Dingen kein Sein gibt, ist es unzulässig, zu sagen: Wenn dieses ist, wird jenes. "

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Kommentare zu diesem Text

Bette (70)
(04.02.18)
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 LotharAtzert meinte dazu am 04.02.18:
Meine Ausführungen unverständlich? - Schande über mich.
Ja hätteste gesagt, was genau Du nicht verstehst, hätte ich nachbessern können.
Danke
Mittagsgruß ohne Bratkartoffel
L.
ZUCKERBROToderPEITSCHE (60) antwortete darauf am 04.02.18:
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Bette (70) schrieb daraufhin am 04.02.18:
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 LotharAtzert äußerte darauf am 04.02.18:
@ZUCKERBROToderPEITSCHE
Eine "mechanisch anmutende Abfolge" klingt witzig, ist aber wahrscheinlich ernst gemeint. Das Witzige: der Intellekt ist tatsächlich mechanisch - nichts als vergleichen und natürlich Maß, Zahl und Gewicht. Dagegen die Abfolge des Tierkreises ist nur im so genannten "dritten Haus" mechanisch, dh. kenntlich machend. Wer da (- im Zwillingshaus, sorry, ich kann nichts dafür) seine Sonne stehen hat, wird nicht selten auch Mechaniker. Oder unser fdösbös - weiß alles über Gedichtsfunktionen und versucht sich darüber zu profilieren. Der Tierkreis "funktioniert" nicht in der selben Weise. Er ist der magische Kreis, der uns davor schützt, in der Weite des Universums vorzeitig verloren zu gehen.

 LotharAtzert ergänzte dazu am 04.02.18:
@Bette
Nagarjuna gab dem Buddhismus seinen philosophischen Unterbau, dessen Hauptaufgabe darin bestand, alle Ansichten als falsch aufzuheben:
Es ist - wird (unter entsprechender Beweisführung) verworfen.
Es ist nicht - wird verworfen.
Es ist und es ist nicht - wird verworfen
Es ist weder, noch ist es nicht - wird ebenfalls verworfen.
Was bleibt, ist die große Offenheit des Raumes. Das ist wohl eher was für Intellektuelle.
ZUCKERBROToderPEITSCHE (60) meinte dazu am 04.02.18:
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Bette (70) meinte dazu am 04.02.18:
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 LotharAtzert meinte dazu am 04.02.18:
Ob er Zwillinge ist, keine Ahnung. Ich ging auch mehr vom 3. Haus aus, welches den Zwillingen entspricht. Wer dort die Sonne hat, ist immer ein außerordentlicher Tüftler, ein gewiefter halt, entsprechend zu seinem Niveau.

"Je mehr der Verstand verfällt, umso mehr tritt die so genannte Intelligenz des Denkenden an seine Stelle" - Je mehr das menschliche Kollektiv die Einsicht in das Ursprüngliche der Schöpfung verliert, (religio im wahrsten Sinne des Wortes) umso mehr tritt die sogenannte Gehirnakrobatik an diese Stelle und verdrängt "rein wissenschaftlich" den Himmel aus dem Bewußtsein. So in etwa.
Danke Dir
ZUCKERBROToderPEITSCHE (60) meinte dazu am 04.02.18:
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 Habakuk (04.02.18)
Zur Wahrheit im höchsten Sinne hat das Wissen keinen Zugang. Alles, was ich versuche zu begreifen oder vermeintlich bereits begriffen habe, kann für mich niemals diese Wahrheit verkörpern. Deine Unterscheidung in Intelligenz, Verstand, Vernunft, Einsicht mag ihre Berechtigung haben. Verständnis bedeutet eigenes Erfahren, nicht aber intellektuelles Nachvollziehen. Nur durch die Erfahrung gelangt man zur Einsicht. Zur persönlichen Wahrheit, die nicht Wissen bedeutet. Insofern ist der Text für mich das, was er ist: Eine Abhandlung. By the way, Nagarjunas Gedanken sind mir persönlich zu philosophisch, womit ich nichts über ihren Wahrheitsgehalt sage. Wie auch.

 LotharAtzert meinte dazu am 04.02.18:
"... kann für mich niemals diese Wahrheit verkörpern". Du unterscheidest. Das unterscheidende Ich ist auch nur Illusion.
"Die drei Körper" wurde der "Tri-Kaya" einmal übersetzt und deren einer war der Wahrheitskörper. Heute sprechen wir eher von Zustand, also Wahrheitszustand. Die beiden andern sind
der Freudenzustand und
der Verwandlungszustand.
Ja, wie weiter ober schon erwähnt - das Madhyamaka ist nur ein Teil der umfassenden Lehre des Mahayanabuddhismus und richtet sich mehr an die, die gerne und viel denken.
Danke
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