Zwischen Euphrat und Tigris

Erörterung zum Thema Orientierung

von  LotharAtzert

Zwischen dem zweiten und dritten Jahrtausend vor Christus, so nimmt man heute an, entwickelten die Babylonier das Zählen auf 60. Sie nahmen dazu die linke Hand, benutzten den Daumen als Zeiger, tippten mit ihm auf das oberste Glied des kleinen Fingers und zählten 1. Das nächste, mittlere Glied, zählte 2 und das untere, an der Hand hängende war ihnen die 3. Das selbe mit dem Ringfinger: Die 4 das obere, die 5 das mittlere und die 6 das untere Glied. Es folgten Mittel- und Zeigefinger und so kam man auf die Zahl 12 für die Hand mit 4 dreigliedrigen Finger.
Diese Zahl 12 symbolisierte ihnen nun wiederum der hochgestreckte Daumen der rechten Hand. Kam der Zeigefinger hinzu, so bedeutete es 24. Wurden alle Finger hochgestreckt, so ergab das 5x12 = 60.
Dieses Zählsystem wird heute an jedem Ort der Welt benutzt zum Berechnen der Zeit: 60 Sekunden hat die Minute und 60 Minuten ist eine Stunde, 12 bzw. 24 Stunden hat der Tag. 12 Monate sind 1 Jahr - und so weiter und so fort. Mit anderen Worten: Es war der Beginn einer Zeit-Rechnung, wo innere und äußere Orientierung für die Menschen mit weitreichenden Folgen erstmals möglich wurde. Folgen, die heute noch unser Leben bestimmen - man kann es sich leicht vorstellen, mit welchem Eifer dieses System damals diskutiert wurde, wie die Gegener und Befürworter mit Argumenten und anderem kämpften - und sich aufgrund der genaueren Berechnung der wiederkehrenden Himmelskörper sich das Sechzigersystem allmählich durchsetzte.
Sogar den Schaltmonat gab es, da die hellen Babylonier schnell schalteten, daß die 30 Tage-Einteilung der 12 Monate eine Korrektur erforderlich machten - das war also Jahrtausende vor Sokrates und Platon, tausend Jahre vor Christus und Ewigkeiten vor der Erfindung der ersten mechanischen Uhr.
Und wie es rechte und linke Hand gab und später große und kleine Zeiger der Uhr, so gab es  die äußere Beobachtung und innere Entsprechung noch vereint, dh. sich bedingend wie ein Liebespaar beim Paarungsvorgang. Das eine war der endlose Himmelsleib - und das andere die Empfängnis. - der Urgrund also: Raum und Erde.
Das vordere Fingerglied nannten sie kardinal, das mittlere fixierend und das an der Hand hängende war das Erleidende.

Generationen von Menschen bedurfte es, um die Himmelsbewegungen exakt zu berechnen, ohne Teleskope und heutige Hilfsmittel geschah das noch. Dafür schlug man sich die Nächte wortwörtlich um die Ohren, wartete, lernte  Geduld, rechnete und berechnete, schrieb, verglich, überlieferte das Geprüfte anhand des kausalen Geschehens.

Und ebenso gewissenhaft schälten sich die Bedeutungen der einzelnen Himmelsabschnitte heraus. Prüfen - "drum prüfet, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet" dichtete der Skorpion Friedrich Schiller. Prüfung und Skorpion, ein willkürlich herausgegriffenes Beispiel von Zwölf - das wüsste man heute alles nicht, hätten die Babylonier nicht die Sechzig entdeckt und am Himmel die zwölf Tierkreiszeichen, als äußeren Spiegel innerer Zustände.

Das Entwickeln in der Neuzeit ging, zumindest im Westen, in Richtung Trennung von Astrologie und Astronomie, wie die beiden nun genannt wurden und zwar einseitig von denen aus, die sich Astronomen nannten, - bis zur Hexenverfolgung, heute lacht der "Bürger" nur noch über "Sternedeutung" - bemannte Raumschifffahrt, Atombombenbau, das Klonen, Genmanipulation usw. wurden möglich, nachdem das Himmelsprinzip endlich durch Menschenregel ersetzt war.
Heute ist das alles weitestgehend vergessen und verdrängt und wir bauen, mit der Rolex oder sonstigen Statussymbolen um uns, auf die alten Berechnungen - mit Hightec- Geräten, ohne der aufopferungsvollen Vorfahren zu gedenken, die nie einer Trennung von Zusammengehörendem zugestimmt hätten. Denn was dadurch verloren wird, ist die Verwurzelung von Körper, Seele, Geistes mit der Herkunft aus dem Prinzip, seinem Ursprung und der Bestimmung - und es  treten "unmenschliche" Regel an ihre Stelle.
Im Zweistromland regelt jetzt die mit westlichem Präzisions-Tötungs-Knowhow ausgestattete Terror-Armee ISIS und mordet sich perfekt dh. gänzlich gottlos zum "Gottesstaat" - gemäß Ursache und Wirkung.


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Kommentare zu diesem Text

BabetteDalüge (67)
(17.06.14)
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 LotharAtzert meinte dazu am 18.06.14:
Ja, das Aufblähen nimmt immer groteskere Züge an. Der erste Quadrant, die Erscheinung, ist auch schon am Zerfallen - es erscheinen nur noch wabernde, sich selbst zerstörende Strukturen ohne Sinn und Zweck.
Und wo einer was benennt ... naja, ich wollt ja nicht mehr klagen ...
Danke

 Regina (17.06.14)
Was soll ich da groß kommentieren. du hast mal wieder gründlich recherchiert und nachgedacht. Die Zahlen finden sich dann auch in der alten chinesischen Philosophie wieder.

 LotharAtzert antwortete darauf am 18.06.14:
Danke, danke ...
Die alte chinesische Philosophie, da muß ich erst mal überlegen ... natürlich, die Hexagramme des I-Ging, stimmt!
Danke auch Dir, Regina. "Groß" braucht das Kommentieren garnicht sein, es ist immer eine Aufmerksamkeit (wobei ich jetzt das "kleine" weg gelassen habe)
Gruß
Lothar
gaby.merci (61)
(24.06.14)
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 LotharAtzert schrieb daraufhin am 24.06.14:
Hier empfiehlst Du mich bzw. meine Schrift und beim Tollteken rammst du mir das Messer in die Brust ... röchel - aber es bleibt dabei, ich veröffentliche das dort angekündigte Schreiben auch röchelnd, es ist nämlich gerade fertig geworden. Am Titel bastel ich noch ...
Danke
gaby.merci (61) äußerte darauf am 24.06.14:
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 LotharAtzert ergänzte dazu am 24.06.14:
Keine Sorge - Dein Name wird nicht erwähnt.
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