enthoben

Gedicht zum Thema Entwicklung(en)

von  monalisa

ja für ihn schrieb sich ihr wesen wund
worte trieb sie blau ins blaue
rieb ihm traumsand in die augen
rot auf rot und mund an mund

ihr verlangen auf die lippen
die das lächeln mit sich trugen
und das blaue hinterm blau
und das rotinrote auch
selbst die ausgekratzen fugen
zwischen öden satzgerippen

ließ sie schließlich abseits liegen
las sie tausend jahre später
purpurrot aus blauem äther
wieder auf und lernte endlich fliegen

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (06.03.18)
Liebe Mona,
in dem Gedicht entwickelt sich jemand, wird enthoben und lernt endlich fliegen, nachdem sie gelernt hat, nicht mehr ihr Wesen wund zu schreiben, ihr Verlangen auf die Lippen, "das blaue hinterm blau und das rotinrote" liegen zu lassen und "selbst die ausgekratzten Fugen zwischen öden satzgerippen". Sie hat gelernt, auf übertriebene Romantik und Interpretation um jeden Preis zu verzichten. Tausend Jahre später findet sie das rechte Maß ("purpurrot aus blauem äther") und lernt endlich fliegen.
Entwicklungen brauchen ihre Zeit.
Liebe Grüße
Ekki

 monalisa meinte dazu am 07.03.18:
Lieber Ekki, vielen Dank für deine schöne Interpretation, du triffst in vielem den Nagel auf den Kopf. Entwicklung braucht Erfahrungen (manchmal recht schmerzliche), denke ich, und die Bereitschaft, sich damit auseinanderzusetzen und daran zu wachsen. Dann kann es manchmal rasend schnell gehen, auch sprunghaft, wenn man so will, in besonders sensiblen Phasen.

Liebe Grüße
mona
Hilde (62)
(06.03.18)
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 monalisa antwortete darauf am 07.03.18:
Freut mich Hilde,
dass du dem Blau hinterm Blau und dem Rotinroten auf der Spur geblieben bist. Und, wie du es findest, freut mich natürlich ganz besonders ;)

Dankeschön und liebe Grüße
mona

 Isaban (06.03.18)
Hallo mona,

ich lese hier eine unerfüllte Liebe, die das lyrische Ich sehr beanspruchte und inspirierte, so sehr, dass das LI alles in seine Texte legte, vielleicht zuviel, vielleicht einfach an den Falschen gewendet.

Das Blaue hintern Blai interpretiere ich als den Himmel hinter dem sichtbaren, das rotinrot interpretiere ich als "in Fleisch und Blut übergegangen", als Herzblut, als frische Narbe auf Narbengewebe. Den Schluss finde ich sehr tröstlich und sehr menschlich:

Endlich aus dieser unerfüllten Liebe erwacht, findet das LI die alten Texte wieder und kann sie - mit dem inzwischen erfolgten Abstand - verarbeiten und verwerten, lernt endlich zu fliegen anstatt sich an der Vorstellung vom LD festzukrallen und immer weiter Blau hinter Blau zu suchen und rot auf Rot zu setzen.

Liebe Grüße

Sabine

 monalisa schrieb daraufhin am 07.03.18:
Ja, liebe Sabine, du machst mich sprachlos mit diesem Kommi, deine Interpretation trifft ziemlich genau ins Rote und Blaue :).
Ob eine Beziehung/Liebe nun unglücklich, weil einseitig und unerfüllt, ein Selbstbetrug war, oder an LIs Klammern, LDs Ausbrechen gescheitert ist, scheint mir jetzt gar nicht so wesentlich zu sein. LI lernt fliegen, weil es sich nicht mehr für einen anderen 'wundschreibt' sondern einzig für sich selbst.

Dir ein herzliches Danke, einen schönen Tag!
Liebe Grüße
mona
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