Die letzte Nacht

Gedicht zum Thema Leben/Tod

von  Galapapa

Zwei Plastiktüten am Lenker,
so schiebt er sein altes Rad
und denkt: „Dieser Schmerz, zum Henker!“
Es regnet, der Abend naht.

Er sucht einen Platz zum Schlafen,
die Brücke ist schon belegt.
Als wollt ihn das Schicksal strafen,
doch er zeigt sich unbewegt.

Zuviel ist an diesem Leben
an Pech und Leid abgeprallt,
zu oft hieß es, sich zu erheben,
ohne Hoffnung und ohne Halt.

Die Laderampe am Hafen,
sie bietet Schutz für die Nacht.
Er legt sich dort müde schlafen
und ist nicht mehr aufgewacht.


Nach sechs verregneten Stunden
in Müll gebettet, entspannt,
so hat man ihn dann gefunden,
die Tüten noch in der Hand.

So Mancher stand da und gaffte,
tat leis seine Meinung kund,
als man ihn ins Auto schaffte:
„Ein fauler Penner, na und?!“

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Kommentare zu diesem Text


 Moja (03.07.18)
Wie ein Nachruf geschrieben, das traurige Porträt dieses Mannes berührt mich sehr, ebenso die Gleichgültigkeit um ihn herum.
Gruß, Monika

 Galapapa meinte dazu am 03.07.18:
Liebe Monika,
danke für Deinen Kommentar!
Gleichgültigkeit gegenüber denen, die Pech hatten oder schwächer sind, vielleicht sogar grundsätzlich gegenüber dem Nächsten - ein zunehmendes Phänomen, wie ich finde. Diese Kälte ist menschenunwürdig.
Liebe Grüße!
Galapapa

 AlmaMarieSchneider antwortete darauf am 23.11.21 um 17:34:
Es ist schlimm, dass es das in unserem Land überhaupt geben muss.
Wunderbar fließend gereimt.
LG
Alma Marie
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