Käsefüße

Lyrischer Prosatext zum Thema Andere Welten

von  Epiklord

Wir hatten nie darüber gesprochen: Meine Mama war vor meiner Zeit in einem Ashram in Indien gewesen. Später lebte sie in einem Vorort Hamburgs, naturnah und ernährte sich makrobiotisch. Ich arbeitete im Süden, besuchte Mama vierteljährlich. Letztes Mal beschwerte sie sich:
“Ein parfümierter Affe bist du mit deinem Anzug. Wo sind deine Hemden aus Hanf. Und wo sind die Käsefüße?”

Ja, diese verflixten Käsefüße, die hatten es ihr angetan. Sie waren gesellschaftlich verpönt. Und dieses Mal hatte ich ihr keine mitgebracht. Sie hatte einen Narren dran gefressen, und ihre Gesundheit mit der Zeit ruiniert. Da sprach ich mit Mama über ihre Zeit im Ashram, und dass sie bestimmt Tieferes vom Leben erwartet hatte, als in dem Hier und Heute passierte.

Im Streit verabschiedeten wir uns. Aber nach zwei Monaten bekam ich einen Brief aus Indien. Dort verbringe ich nun einmal im Jahr meinen Urlaub. Und ich habe jedes Mal Käsefüße dabei, jenes käsehaltige Gebäck in Fußform. Und solange Mama diese Kekse nicht anrührt, bin ich mir sicher, dass es ihr in Auroville gut ergeht.

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Kommentare zu diesem Text


 Oggy (20.06.19)
"Käsefüße ... jenes käsehaltige Gebäck in Fußform"

Was man auf kv alles lernen kann...

 FrankReich (20.06.19)
Käsefüße sind eine leckere Alternative zu Wurstfingern, aber ich warne davor, das dazu passende Getränk vom Ende des Ganges zu holen, da man andernfalls von der Toilette nicht mehr wegkommt.

Ciao, Ralf

Kommentar geändert am 20.06.2019 um 01:16 Uhr

 blauefrau (23.06.19)
Käsfüße, sagt man hier(Reutlingen, Tübingen)

Kommentar geändert am 23.06.2019 um 14:58 Uhr
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