Der Zuhörer
Kurzgeschichte zum Thema Einsamkeit
von Buchstabenkrieger
Kommentare zu diesem Text
Tja, Bilderbücher und Comics, vermutlich neben Schulbüchern und Verbotsschildern die am meisten gelesenen Angelegenheiten. Vermutlich wäre eine entsprechende App noch ein wenig stärker frequentiert.
Das Erzähl-Ich könnte auch mal ein Altenheim besuchen. Ich habe nirgends einsamere Menschen gesehen als dort, wo sie ihr "Gnadenbrot" erhalten, wo die Angehörigen nach kurzer Zeit nur noch kurz vor oder nach hohen Feiertagen, zu runden Geburtstagen und zum Geldschnorren auftauchen, mit gut sediertem Gewissen, weil sie ihre Lieben ja versorgt wissen, schließlich werden sie dort gefüttert und gewickelt, ab und zu schaut sogar mal der Arzt nach ihnen und es gibt sogar eine Putzfrau, auch wenn die knapp bemessenen Altenpfleger kaum noch Zeit haben, zwischen den vorgesehenen zwei Minuten für Zähneputzen und den möglichst nicht überschrittenen fünf Minuten für die wöchentliche Dusche ein Wort mit ihnen zu wechseln oder einfach mal zuzuhören.
Und ist es nicht fantastisch, dass die Löhne der Menschen, die all das machen, was unsere Eltern für und gemacht haben, als wir klein waren, trotz Schichtarbeit und psychisch sowie auch körperlich anstrengender Tätigkeit nur knapp über Mindestlohn liegen?
"Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den Schwächsten ihrer Glieder verfährt." (Zitat Gustav Heinemann)
Es gibt inzwischen sogar ein paar Verbesserungen. Fakt ist, dass der Staat inzwischen seit ein paar Jahren vorschreibt, dass solche Verwahranstalten jemanden beschäftigen müssen, der zur Betreuung, Beschäftigung und Unterhaltung dient, der Bingo-Spiele am Abend veranstaltet, dafür sorgt, dass Geburtstage im Speisesaal besungen werden, jahreszeitlich passende Raum-Deko mit ihnen (oder ganz einfach vor ihnen Augen, weil bei sehr vielen die Feinmotorik nachlässt) bastelt oder mit den Demenzkranken Erinnerungspflege betreibt. Natürlich klappt auch Letzteres aufgrund der Personalknappheit nur bei Gruppenveranstaltungen. Der Einzelne (besonders aber jene, die nicht mehr am regen Gruppenleben teilhaben und auch deshalb nicht mehr wirklich öffentlichkeitswirksam aufschreien können) bleibt außen vor. Einzelbetreuung deckt die gesetzlich eingeräumte Pauschale nämlich nicht unbedingt ab, da gibt es so eine winzige Lücke im System, das sich mit Fällen und nicht etwa mit Menschen beschäftigt.
Für die Einzelbetreuung ist die Pflegeversicherung zuständig, sowas muss man – das heißt die Angehörigen – extra beantragen, dann wird nach sehr viel Bürokratie und Amtswegen vielleicht eine kleine Pauschale gezahlt, mit der man eventuell jemanden für Zeit und Weg entschädigen kann, der ehrenamtlich einmal in der Woche vorbeikommt und eine Stunde nur für diesen einen alten Menschen da ist. Der Entschädigungsbetrag für Ehrenamtliche liegt meist zwischen 6 und 8 Euro pro Stunde und deckt nicht mal die Busfahrkarte bis zum Altenheim, geschweige denn die Vorbereitungszeit oder die Materialkosten, die bei einer solchen Betreuung anfallen. Wir sorgen eben richtig gut für unsere Alten und Schwachen, nicht wahr?
Verzeih, ich geriet ins Schwafeln, das hat alles wenig mit dem zu tun, was man als Auror unter seinem Text vorfinden möchte. Aber wenigstens eines kann ich noch hinterlassen:
Es ist ein sehr anregender Text, einer, den man ruhig auf großen Plakaten in Bussen, Bahnen und in entsprechenden Wartebereichen aufhängen könnte, eben überall dort, wo der Leser nicht so schnell entkommen kann.
Liebe Grüße
Isaban
Das Erzähl-Ich könnte auch mal ein Altenheim besuchen. Ich habe nirgends einsamere Menschen gesehen als dort, wo sie ihr "Gnadenbrot" erhalten, wo die Angehörigen nach kurzer Zeit nur noch kurz vor oder nach hohen Feiertagen, zu runden Geburtstagen und zum Geldschnorren auftauchen, mit gut sediertem Gewissen, weil sie ihre Lieben ja versorgt wissen, schließlich werden sie dort gefüttert und gewickelt, ab und zu schaut sogar mal der Arzt nach ihnen und es gibt sogar eine Putzfrau, auch wenn die knapp bemessenen Altenpfleger kaum noch Zeit haben, zwischen den vorgesehenen zwei Minuten für Zähneputzen und den möglichst nicht überschrittenen fünf Minuten für die wöchentliche Dusche ein Wort mit ihnen zu wechseln oder einfach mal zuzuhören.
Und ist es nicht fantastisch, dass die Löhne der Menschen, die all das machen, was unsere Eltern für und gemacht haben, als wir klein waren, trotz Schichtarbeit und psychisch sowie auch körperlich anstrengender Tätigkeit nur knapp über Mindestlohn liegen?
"Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den Schwächsten ihrer Glieder verfährt." (Zitat Gustav Heinemann)
Es gibt inzwischen sogar ein paar Verbesserungen. Fakt ist, dass der Staat inzwischen seit ein paar Jahren vorschreibt, dass solche Verwahranstalten jemanden beschäftigen müssen, der zur Betreuung, Beschäftigung und Unterhaltung dient, der Bingo-Spiele am Abend veranstaltet, dafür sorgt, dass Geburtstage im Speisesaal besungen werden, jahreszeitlich passende Raum-Deko mit ihnen (oder ganz einfach vor ihnen Augen, weil bei sehr vielen die Feinmotorik nachlässt) bastelt oder mit den Demenzkranken Erinnerungspflege betreibt. Natürlich klappt auch Letzteres aufgrund der Personalknappheit nur bei Gruppenveranstaltungen. Der Einzelne (besonders aber jene, die nicht mehr am regen Gruppenleben teilhaben und auch deshalb nicht mehr wirklich öffentlichkeitswirksam aufschreien können) bleibt außen vor. Einzelbetreuung deckt die gesetzlich eingeräumte Pauschale nämlich nicht unbedingt ab, da gibt es so eine winzige Lücke im System, das sich mit Fällen und nicht etwa mit Menschen beschäftigt.
Für die Einzelbetreuung ist die Pflegeversicherung zuständig, sowas muss man – das heißt die Angehörigen – extra beantragen, dann wird nach sehr viel Bürokratie und Amtswegen vielleicht eine kleine Pauschale gezahlt, mit der man eventuell jemanden für Zeit und Weg entschädigen kann, der ehrenamtlich einmal in der Woche vorbeikommt und eine Stunde nur für diesen einen alten Menschen da ist. Der Entschädigungsbetrag für Ehrenamtliche liegt meist zwischen 6 und 8 Euro pro Stunde und deckt nicht mal die Busfahrkarte bis zum Altenheim, geschweige denn die Vorbereitungszeit oder die Materialkosten, die bei einer solchen Betreuung anfallen. Wir sorgen eben richtig gut für unsere Alten und Schwachen, nicht wahr?
Verzeih, ich geriet ins Schwafeln, das hat alles wenig mit dem zu tun, was man als Auror unter seinem Text vorfinden möchte. Aber wenigstens eines kann ich noch hinterlassen:
Es ist ein sehr anregender Text, einer, den man ruhig auf großen Plakaten in Bussen, Bahnen und in entsprechenden Wartebereichen aufhängen könnte, eben überall dort, wo der Leser nicht so schnell entkommen kann.
Liebe Grüße
Isaban
Hallo Isaban,
Das ist ein super Lob, finde ich. Vielen Dank dafür.
Deine Ausführungen bzgl. Altenheim sind natürlich richtig.
Darüber weitere Geschichten zu erfassen, wäre eine gute Idee.
"Weitere" deshalb, da ich schon eine dazu erstellt habe. Sie kommt in Kürze. Vielleicht gefällt sie dir ja auch (Ende Werbung)
Passend auch das Zitat von Gustav Heinemann, dem Ex-OB meiner Heimatstadt.
Habe mich sehr über deinen Besuch gefreut.
LG, Buchstabenkrieger
Ich vergaß: Danke für die Empfehlung.
Es ist ein sehr anregender Text, einer, den man ruhig auf großen Plakaten in Bussen, Bahnen und in entsprechenden Wartebereichen aufhängen könnte, eben überall dort, wo der Leser nicht so schnell entkommen kann.
Deine Ausführungen bzgl. Altenheim sind natürlich richtig.
Darüber weitere Geschichten zu erfassen, wäre eine gute Idee.
"Weitere" deshalb, da ich schon eine dazu erstellt habe. Sie kommt in Kürze. Vielleicht gefällt sie dir ja auch (Ende Werbung)
Passend auch das Zitat von Gustav Heinemann, dem Ex-OB meiner Heimatstadt.
Habe mich sehr über deinen Besuch gefreut.
LG, Buchstabenkrieger
Ich vergaß: Danke für die Empfehlung.
Antwort geändert am 17.08.2019 um 22:24 Uhr
Der Schluss ist mir persönlich zu gefühlsduselig, es ist viel zu viel Happy End, das ist definitv nicht wirklich aus dem Leben gegriffen. Ich würde z.B. noch einen Junkie einbauen, der auf der Bahnhofstoilette verreckt ist, o.ä. Auch das mit dem Hund finde ich persönlich eklig, aber dass da Leute mit Hund kommen ist ja leider schon sehr wahrscheinlich.
Solche literarischen Projekt, auch wenn sie nur 3 Monate dauern, müssen dennoch irgendwie finanziert werden, der Ich-Erzähler muss ja auch von was leben, das ist so eine kleiner "weisse Fleck" in dieser Erzählung.
Handwerklich aber top, vor allem die schwierigen Dialoge sind gut gelungen. Chapeau!
Solche literarischen Projekt, auch wenn sie nur 3 Monate dauern, müssen dennoch irgendwie finanziert werden, der Ich-Erzähler muss ja auch von was leben, das ist so eine kleiner "weisse Fleck" in dieser Erzählung.
Handwerklich aber top, vor allem die schwierigen Dialoge sind gut gelungen. Chapeau!
Hallo Dieter,
Ein super Lob, für das ich mich bedanken möchte.
Wegen Finanzierung des Projektes: Vielleicht wurde es ja mit Kulturgeldern unterstützt. Im Text steht ja nicht, dass es nicht so war Somit bleibt es tatsächlich ein weißer Fleck, das stimmt schon. Aber es muss ja nicht immer alles im Text stehen. (Vielleicht hat er auch genug Kohle oder oder ...)
(Hunde kannst du nicht leiden, richtig? Zumindest habe ich das ma irgendwo gelesen )
Ja, einen anderen "Typen" einzubauen ist eine gute Idee.
Einen verreckten Junkie stelle ich mir allerdings schwierig vor. Wenn ein solcher mit dem Prota gesprochen hat, bekommt der Prota es ja höchstwahrscheinlich gar nicht in seinem Büdchen mit, das der Junkie anschließend krepiert ist.
Ich habe anstatt dessen aber einen "normalen" Typen eingebaut, nämlich den Schreiber selbst. Das ist die andere anonyme Geschichte, Hinweis gibt das subtil herausgestellte Bilderbuch.
Habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut.
LG, Buchstabenkrieger
Handwerklich aber top, vor allem die schwierigen Dialoge sind gut gelungen. Chapeau!
Wegen Finanzierung des Projektes: Vielleicht wurde es ja mit Kulturgeldern unterstützt. Im Text steht ja nicht, dass es nicht so war Somit bleibt es tatsächlich ein weißer Fleck, das stimmt schon. Aber es muss ja nicht immer alles im Text stehen. (Vielleicht hat er auch genug Kohle oder oder ...)
(Hunde kannst du nicht leiden, richtig? Zumindest habe ich das ma irgendwo gelesen )
Ja, einen anderen "Typen" einzubauen ist eine gute Idee.
Einen verreckten Junkie stelle ich mir allerdings schwierig vor. Wenn ein solcher mit dem Prota gesprochen hat, bekommt der Prota es ja höchstwahrscheinlich gar nicht in seinem Büdchen mit, das der Junkie anschließend krepiert ist.
Ich habe anstatt dessen aber einen "normalen" Typen eingebaut, nämlich den Schreiber selbst. Das ist die andere anonyme Geschichte, Hinweis gibt das subtil herausgestellte Bilderbuch.
Habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut.
LG, Buchstabenkrieger
Hallo Buchstabenkrieger,
als faule Socke dachte ich zunächst mal: "Oh je, langer Text!". Dann begann ich zu lesen.
Gefühlt 3 Sekunden später war ich (wieder mal!) sauer auf dich und dachte: "Hee? Was soll das denn? Wieso ist denn der Text so schnell zu Ende??"
Ich weiß gar nicht, ob das irgendwas zu bedeuten hat. Außerdem muss ich jetzt los. Mal gucken, ob ich einen Kiosk auftreibe. Leerstehend und zu vermieten. Du weißt schon.
Angeregte Grüße
princess
als faule Socke dachte ich zunächst mal: "Oh je, langer Text!". Dann begann ich zu lesen.
Gefühlt 3 Sekunden später war ich (wieder mal!) sauer auf dich und dachte: "Hee? Was soll das denn? Wieso ist denn der Text so schnell zu Ende??"
Ich weiß gar nicht, ob das irgendwas zu bedeuten hat. Außerdem muss ich jetzt los. Mal gucken, ob ich einen Kiosk auftreibe. Leerstehend und zu vermieten. Du weißt schon.
Angeregte Grüße
princess
Hallo princess,
schön, dass ich dich anregen konnte.
Ich erinnere mich ... Da war doch was ...
Viel Glück für deine Suche eines leerstehenden Kiosks. Sag mir Bescheid, dann komme ich
Danke für deine Empfehlung und deinen tollen Kommentar.
LG, Buchstabenkrieger
schön, dass ich dich anregen konnte.
Gefühlt 3 Sekunden später war ich (wieder mal!) sauer auf dich und dachte: "Hee? Was soll das denn? Wieso ist denn der Text so schnell zu Ende??"
Viel Glück für deine Suche eines leerstehenden Kiosks. Sag mir Bescheid, dann komme ich
Danke für deine Empfehlung und deinen tollen Kommentar.
LG, Buchstabenkrieger
Hallo Buchstabenkrieger,
das hast du sehr gut und anrührend erzählt.
Mein (!) persönlicher Wermutstropfen liegt darin, dass du ohne Not ein Klischee bedienst ("die armen einsamen alten Leute"). Gäbe es eine Statistik darüber, stellte sich mit Sicherheit heraus, dass Einsamkeit durchaus nicht auf eine Altersgruppe beschränkt existiert. Und nicht auf eine Gesellschaftsschicht.
Es gibt einen Haufen todeinsamer Broker, "vernachlässigter" Hausfrauen, Pendler, ohne Gefühl für heute und morgen ...
Deshalb wünsche ich mir von Herzen, dass du diesen ausgezeichneten Text ergänzt und um ein Mitglied der Gesellschaft bereicherst, das mitten in seinem globalisierten Leben steckt.
Hoffende Grüße
der8.
das hast du sehr gut und anrührend erzählt.
Mein (!) persönlicher Wermutstropfen liegt darin, dass du ohne Not ein Klischee bedienst ("die armen einsamen alten Leute"). Gäbe es eine Statistik darüber, stellte sich mit Sicherheit heraus, dass Einsamkeit durchaus nicht auf eine Altersgruppe beschränkt existiert. Und nicht auf eine Gesellschaftsschicht.
Es gibt einen Haufen todeinsamer Broker, "vernachlässigter" Hausfrauen, Pendler, ohne Gefühl für heute und morgen ...
Deshalb wünsche ich mir von Herzen, dass du diesen ausgezeichneten Text ergänzt und um ein Mitglied der Gesellschaft bereicherst, das mitten in seinem globalisierten Leben steckt.
Hoffende Grüße
der8.
Kommentar geändert am 17.08.2019 um 16:42 Uhr
Hallo AchterZwerg,
Vielen Dank für das Lob. Ja, hier habe ich versucht, einen emphatischen Erzähler zu kreieren (ganz im Gegensatz zu meiner Story "Schein").
Es ist doch schon längst das Schicksal einer Person aus der Mitte enthalten.
Das zweimal erwähnte Bilderbuch, dass sich der Prota extra aus dem Kiosk zurückholt, um es immer bei sich zu tragen. Das ist der Aufhänger für die "andere anonyme Geschichte", von der am Schluß die Alte spricht.
Scheint zu sein, dass dies im Text nicht so richtig rübergekommen zu sein scheint.
Danke für deinen Kommentar und die Empfehlung.
LG, Buchstabenkrieger
das hast du sehr gut und anrührend erzählt.
Deshalb wünsche ich mir von Herzen, dass du diesen ausgezeichneten Text ergänzt und um ein Mitglied der Gesellschaft bereicherst, das mitten in seinem globalisierten Leben steckt.
Das zweimal erwähnte Bilderbuch, dass sich der Prota extra aus dem Kiosk zurückholt, um es immer bei sich zu tragen. Das ist der Aufhänger für die "andere anonyme Geschichte", von der am Schluß die Alte spricht.
Scheint zu sein, dass dies im Text nicht so richtig rübergekommen zu sein scheint.
Danke für deinen Kommentar und die Empfehlung.
LG, Buchstabenkrieger
Gebirgsjäger (67)
(18.08.19)
(18.08.19)
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Hallo Gebirgsjäger,
ich danke dir sehr für deine Zeit und deinen Kommentar.
Die geröteten Wangen brauche ich hier als Ausdruck ihrer Scham. Das ist das einzige, woran der Ich-Erzähler es erkennen kann,
Vielleicht fällt mir aber noch etwas anderes ein.
Danke dafür.
Sicher.
LG, Buchstabenkrieger
ich danke dir sehr für deine Zeit und deinen Kommentar.
"mit geröteten Wangen", sowas denkt heutzutage niemand mehr und sollte daher auch kein erzählendes Ich so erzählen.
Vielleicht fällt mir aber noch etwas anderes ein.
Denn schreiben kannst du ja, das sieht man.
Hoffe du kannst damit was anfangen.
LG, Buchstabenkrieger
Mir scheint das ein sehr guter Text: Der Aufmerksamkeits- und Neugieraufbau in den ersten Abschnitten, bis man dann durchaus interessiert auf einen Autor stößt, der die Geschichten seiner Besucher aufzeichnen will. Der clevere Schluss, in dem sich die Geschichte als Bestandteil einer Autorenlesung entpuppt und es mindestens zwei Reaktionen gibt, deren Träger die Besucher des Kioskes und die Träger ihrer Geschichten sind.
Die gewisse Happy-Endisierung (Neuer Hund, Rückgabe des Plüschhundes, Widmungswunsch der Einmal-Untreu-Frau, die wahrscheinlich ihren toten Mann hier bedenken kann und will) mag man als gefühlig bezeichnen. Aber: Es handelt sich nur sehr begrenzt um "Glück" und lässt insoweit Realität nicht beiseite. Die Extremgeschichte Junkie, die Dieter anregt, enthält nicht unbedingt einen Mehrwert. Ziemlich doof finde ich Dieters Hinweis auf seine Abneigung gegenüber Hunden, das mag irgendwie witzig gemeint sein oder als Alleinstellungsmerkmal einer Dieterschen Textkritik mittels Dieterfolklore. Aber mir erscheint das immer wieder deplaziert. Man wartet darauf, dass er nächstens das Auftauchen von Herrenschokolade in Texten moniert oder begrüßt; dass er Sauerkrautwürstchen und Bierschinken mit allerlei Aphorismen aus der persönlichen Dieterwelt belegt und so weiter. Schrägheit der Selbstzelebration.
Spannend finde ich den Erzählerhinweis, auf das Zurückgehen in den Kiosk und das Hervorholen des Bilderbuches. Eine Art Poetik des Erzählens. Alltagsgegenstände, die in der Erinnerung als Begleiter von Lebensphasen aus der Vergangenheit auftauchen, präsent sind und so die Erinnerung bewahren und wachrufen und das Erzählen hervorrufen können und sich mit den Erinnerungsgegenständen der Passanten und Leser vernetzen können. Bilder und Buch. Das ist Text.
beste Grüße
ww
Die gewisse Happy-Endisierung (Neuer Hund, Rückgabe des Plüschhundes, Widmungswunsch der Einmal-Untreu-Frau, die wahrscheinlich ihren toten Mann hier bedenken kann und will) mag man als gefühlig bezeichnen. Aber: Es handelt sich nur sehr begrenzt um "Glück" und lässt insoweit Realität nicht beiseite. Die Extremgeschichte Junkie, die Dieter anregt, enthält nicht unbedingt einen Mehrwert. Ziemlich doof finde ich Dieters Hinweis auf seine Abneigung gegenüber Hunden, das mag irgendwie witzig gemeint sein oder als Alleinstellungsmerkmal einer Dieterschen Textkritik mittels Dieterfolklore. Aber mir erscheint das immer wieder deplaziert. Man wartet darauf, dass er nächstens das Auftauchen von Herrenschokolade in Texten moniert oder begrüßt; dass er Sauerkrautwürstchen und Bierschinken mit allerlei Aphorismen aus der persönlichen Dieterwelt belegt und so weiter. Schrägheit der Selbstzelebration.
Spannend finde ich den Erzählerhinweis, auf das Zurückgehen in den Kiosk und das Hervorholen des Bilderbuches. Eine Art Poetik des Erzählens. Alltagsgegenstände, die in der Erinnerung als Begleiter von Lebensphasen aus der Vergangenheit auftauchen, präsent sind und so die Erinnerung bewahren und wachrufen und das Erzählen hervorrufen können und sich mit den Erinnerungsgegenständen der Passanten und Leser vernetzen können. Bilder und Buch. Das ist Text.
beste Grüße
ww
Kommentar geändert am 19.08.2019 um 10:50 Uhr
Was für ein wunderbarer Kommentar, Willibald.
Den werde ich mir ausdrucken und später ins Buch kleben oder direkt als Würdigung mit ins Buch drucken lassen.
Wie sehr ich mich gefreut habe.
Toll, dass mir das in deinen Augen gelungen scheint. Das war mir mit das Wichtigste.
Ich danke dir. Bin echt überwältigt von deinem tollen Lob. Sprachlos.
Vielen Dank und
LG, Buchstabenkrieger
Danke auch für die Empfehlung.
Den werde ich mir ausdrucken und später ins Buch kleben oder direkt als Würdigung mit ins Buch drucken lassen.
Wie sehr ich mich gefreut habe.
Es handelt sich nur sehr begrenzt um "Glück" und lässt insoweit Realität nicht beiseite
Eine Art Poetik des Erzählens. ... Das ist Text.
Vielen Dank und
LG, Buchstabenkrieger
Danke auch für die Empfehlung.
Antwort geändert am 19.08.2019 um 14:34 Uhr
Marginal, daher erst hier erwähnt. Man könnte es dem Leser leichter machen und auch die geröteten Wangen ein wenig verständlicher - den 'Schluss muss der Leser immer noch selber ziehen, wenn man im Zeitrelief der Story ein Plusquamperfekt oder eine adverbiale azeitangabe einbaut:
Letzten Freitag/eine Woche davor hatte sich die Frau zum ersten Mal vor meinem Glashäuschen aufgehalten. Sie starrte hinein, während ich gerade einen jungen Mann vor der Tür verabschiedete, und fragte: „Entschuldigung. Ist das jetzt ein An- und Verkauf? Führen Sie keine Zeitungen?“
Am nächsten Tag stand sie erneut vor dem Häuschen und studierte eines der kleinen Plakate, die ich an den Fenstern angebracht hatte. Sie zögerte einen Moment, bevor sie durch die geöffnete Tür trat. (...)
greetse
ww
Letzten Freitag/eine Woche davor hatte sich die Frau zum ersten Mal vor meinem Glashäuschen aufgehalten. Sie starrte hinein, während ich gerade einen jungen Mann vor der Tür verabschiedete, und fragte: „Entschuldigung. Ist das jetzt ein An- und Verkauf? Führen Sie keine Zeitungen?“
Am nächsten Tag stand sie erneut vor dem Häuschen und studierte eines der kleinen Plakate, die ich an den Fenstern angebracht hatte. Sie zögerte einen Moment, bevor sie durch die geöffnete Tür trat. (...)
greetse
ww
Antwort geändert am 20.08.2019 um 04:56 Uhr
Hallo Willibald,
danke für deine erneute Rückmeldung.
Die Idee, PPQ zu verwenden, ist gut. Hatte ich schon mal in einer früheren Version (außerhalb von KV) eingebaut gehabt. Dann gefiel es mir nicht und ich dachte, die Zeitangabe "Letzen Freitag" reiche aus.
Gut, dass du noch mal in diese Richtung "interveniert" hast. Habe deinen Vorschlag nun übernommen.
LG, Buchstabenkrieger
danke für deine erneute Rückmeldung.
Die Idee, PPQ zu verwenden, ist gut. Hatte ich schon mal in einer früheren Version (außerhalb von KV) eingebaut gehabt. Dann gefiel es mir nicht und ich dachte, die Zeitangabe "Letzen Freitag" reiche aus.
Gut, dass du noch mal in diese Richtung "interveniert" hast. Habe deinen Vorschlag nun übernommen.
LG, Buchstabenkrieger