Kurz notiert

Text

von  AvaLiam

Gestern Abend - wir Mädels treffen uns regelmäßig zur Spielerunde - war es wieder soweit. Gerade als wir allesamt mit vereinten Mächten lachten und johlten, vergessen und enthoben aller Zwistigkeiten die in einer Gruppe von mehr als 2 Frauen garantiert zwangsläufig aufflammen und auch sonst kein böser Gedanke es wagte, sich in diese spürbare und wohlgefühlte Gemeinschaft zu drängen, jaulte - wie unhöflich ich ja sowas finde - ein Handy auf.
22 Uhr.
Für irgendwen aus der Runde Zeit zu gehen.
Aufbruchstimmung.  Schade. So ein netter Abend, wie immer viel zu kurz.
So ist das mit den schönen Dingen.
Wie auch die jüngst vergangenen Tage an der Nordsee  - vorbei - wie im Flug - einmal über die Küste gehuscht mit Schlenker über Langeoog fürs Inselfeeling, in der letzten Stunde wie eine 5-jährige im Sand gestanden mit Krokodilstränen, kindisch.
Noch da und schon Fernweh.  Da, ja - viel zu kurz.
Alles wie im Film, in einem Lieblingsfilm.
Nicht wie die Filme die man nur aus Nettigkeit mitschaut, langweilig und ermüdend.
Ohnehin kann ich keinen Gefallen daran finden, mich pausenlos von dieser Flimmerkiste beschallen zu lassen.
Aber wehe - wehe ich erwische tatsächlich mal einen interessanten Bericht oder einen schönen Film, der mich anspricht und durch alle Gefühlswelten trägt, die mein kleines Herz so bieten kann.
Dann kann ich mir sicher sein, dass er viel zu kurz ist. 
Und dann am Ende wünsch ich mir nur 5 min länger, 5 min länger mit Träumereien und Märchen.
5 min...
So wie ich mir meinen Gürtel 5 cm länger wünsche, weil ich ihn beim allmorgendlichen Anziehen nicht mehr so leicht verschlossen bekomme, er ist eben etwas zu kurz geworden.
Morgens ist es momentan eh so schwierig.
Die Zeit läuft mir immer weg, ist irgendwie viel zu kurz.
Die Haare wollen nicht so wie ich.
Der Friseur hat es gut gemeint und statt der Spitzen noch zwei Gratiszentimenter abgeschnitten...oder drei?
Und nun rate mal:
Ja - genau - ich kann keinen Zopf mehr machen - sie sind jetzt viel zu kurz! 
Passend zum Pullover der längst nicht mehr über den Popo geht - weil er zu kurz geworden ist.
Leider hat sich der Arbeitsweg noch nicht verkürzt. Es scheint also weitere Ausnahmen zu geben.
Meistens schmeiß ich mich mit einzelnen, unfertigen und viel zu kurz gedachten Gedankengängen überhastet ins Auto, um nicht zu spät zu kommen.
Auch meine noch zu kurz arbeitende  Aufmerksamkeitsspanne hat noch keine Betriebstemperatur erreicht.
Die Ampeln schließen sich ihr an und ich bin den viel zu kurzen Grünphasen erbarmungslos ausgeliefert.

Und bevor der viel zu kurze Geduldsfaden reißt und ich alte Fehler begehe meditiere ich (natürlich nur) kurz:

...nicht aufregen...tief einatmen...ausatmen...loslassen... das Leben ist viel zu kurz...


Anmerkung von AvaLiam:

ich bin noch im Reisemodus und genieße zur Zeit die Planscherei in seichten Gewässern - ankern in Tiefgründigkeiten überlasse ich den grauen, tristen Tagen im Spätherbst...

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Kommentare zu diesem Text

Kreuzberch† (66)
(08.09.19)
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 AvaLiam meinte dazu am 08.09.19:
ach Stefan :)

du hast sooo recht...

und solang die wichtigen Dinge nicht zu kurz kommen
ist alles gut.

herzliche Grüße - Ava
Sin (55)
(08.09.19)
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 AvaLiam antwortete darauf am 08.09.19:
Hey Sin,

ja ich las mittels hochmoderner Smartphonetechnik bereits von deinem bewegten Umbruch .

Mal schauen ob mich meine eigenen umbrüchigen Gedanken weiterhin auch an der ein oder anderen Kurzweil vorbeiführen oder nicht doch wieder ihren Anker in tieferen Themen auswerfen.

fühl dich herzlich auf die Schulter geklopft - Ava

 EkkehartMittelberg (08.09.19)
Liebe Ava, es gibt zwei Textarten, die kann nicht jeder; den tiefsinnig philosophischen, der beharrlich beim Thema bleibt und sich keinen irrationalen Schlenker gestattet und den amüsanten, assoziativ gleitenden, der einen mit seiner Leichtigkeit für Augenblicke den Alltag vergessen lässt. Letzteren, den federleichten, habe ich gerade gelesen.
Herzliche Grüße
Ekki

 AvaLiam schrieb daraufhin am 08.09.19:
mein lieber Ekki...

...schön, dass ich dich ein wenig in der Schwebe halten konnte :) .

Danke dir.

herzlichste Grüße - Ava

 Dieter_Rotmund (09.09.19)
Ehefrauen, die von ihren Ehemänner per SMS gesagt bekommen, wann sie nachhause kommen müssen, so ist die Anspielung wohl zu verstehen. Passt aber nicht zum ansonsten etwas schnoddrigen Schreibstil.

 LottaManguetti äußerte darauf am 09.09.19:
Aber Dieter! Soll man von sich auf andere schließen?
Handys verfügen über einen Wecker und auch sonstige Spielarten zum "Bescheidsagen"!

 AvaLiam ergänzte dazu am 09.09.19:
Lieber Dieter - alles ist gut - meine Mädels und ich leben allesamt vollkommen autark. Nur das Spiel was wir spielen kann schon mal ein paar Stunden dauern - dazu das Witzeln und Albern - die Zeit ist einfach sehr schnell um - viel ZU KURZ eben.
Damit aber nicht alle auf ihr Handy dauernd starren, um die Zeit zu checken haben wir ein Handyverbot eingerichtet und jemand stellt den Wecker.
In der Tat geht es einfach nur darum, dass die Zeit zu kurz ist - der Abend so wie alle anderen Dinge die im Text folgen.

Ich hoffe du gehörst nicht zu der Sorte Mann, die derartige SMS versendet :D .

liebe Grüße - Ava

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 09.09.19:
Um mich gehts hier nicht, ich versuche nur auf das hinzuweisen, was zwischen den Zeilen steht. Aber wenn der Text autobiographisch ist, ziehe ich alle meine Kommentare zurück.

 AvaLiam meinte dazu am 09.09.19:
Ob autobiographisch oder nicht - es liegt mir ja der Wert nicht explizit darauf wessen Handy nun warum klingelt wobei mein Gedanke ja schon der an den Wecker war - es ist einfach nur der Weckruf der den Abend beendet - das ist die Quintessenz und auch für den Verlauf unerheblich - der Abend ist vorbei - die Zeit um - schade - weil zu kurz.

Ich hoffe, du empfindest jetzt deine Zeit, meinen Text zu lesen der das scheinbar nicht so klar macht nicht als Zeitverschwendung.

 Teichhüpfer (09.09.19)
Auf sich selbst gestellt, wenn das Leben so kommt...

 AvaLiam meinte dazu am 09.09.19:
...die Erkenntnis ist spätestens mi 40+ unumstößlich erreicht... ja

mir ging es eher darum, dass viele Dinge einfach (viel) zu kurz sind... vor allem die schönen....man ärgert sich, bedauert dies oder ist einfach nur genervt - nicht zuletzt ist aber das Leben selbst viel zu kurz (und gehört somit zu den schönen Dingen auch wenn es nicht immer so scheint), als sich mit den trüben Gedanken darüber zu be-schweren.

danke für deinen kurzen Kommi :D

ein kurzer Gruß - Ava

 Teichhüpfer meinte dazu am 09.09.19:
Das ist später nicht mehr so, da sind soviel Ärger und Schmerzen über die ganzen Jahrzehnte, daß das Leben viel wert ist.
Die Einstellung, mir geht es gut, trägt viel dazu bei, daß jeder Tag und jede Sekunde kommt. So sichtbar, um die Dauer auf angemessen zu bewerten.

Antwort geändert am 09.09.2019 um 15:33 Uhr
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