HERBSTTAG
A LA RILKE
( Reminiszensen
an den Dürresommer
und den trockenen
Hetbst 2018 )
Herr, es wird Zeit.
Der Sommer war
sehr groß und heiß
und die Erträge
nur ein Scheiß :
in der
Landwirtschaft
- nur der Wein
hat Saft und Kraft -
Öffne
deinen Hosenstall,
lass es regnen überall
und pinkle kräftig
übers Land,
das ausgedörrt ist
und verbrannt.
Befiehl den Wolken,
voll zu sein
und gib
drei regnerische Tage,
dräng sie zum Erguß
und jage
die Schauer
über jede Flur
und zwar rund
um die Uhr !
Wer jetzt
ein Haus baut,
bekommt tiefe
Zinsen ...
Drum bauet ,
sonst geht
euer Geld bald
in die Binsen,
denn
die nächste
Eurokrise
wird nicht mehr
überwindbar sein
Also baue,
auch allein !
Und laß dich nicht auf
irgendwelche dubiose
Beziehungskisten ein.
Dann wirst du,
bist du
gerade nicht
allein daheim,
an bunten
Waldrändern
verweilen,
sitzend auf
einer Bank
mit einem
Lyrik- Band
von Rilke
in der Hand,
und du wirst
vom " Herbsttag "
lesen:
" Herr es ist Zeit,
der Sommer war sehr
groß ....
...Was mach ich denn
im Herbst jetzt bloß ? "
....und selbst
schreiben ....
von einem
Herbsttag a la Rilke....
...und vom
lyrischen Gefilde,
auf das der Herr
ließ seine Winde los,
weil es ihn bläht
durch die fast reife
von ihm verzehrte Frucht,
welche die letzten
Sonnenstrahlen
sucht ...
Herr leg deinen Schatten
auf die Normaluhren,
auf daß zur Winterzeit
es hell ist in der Frühe,
doch eher dunkelt
wenn es Abend wird ,
was kaum zur
Energieeinsparung
führt
Ich werd, O Herr, durch
finstere Alleen gehen
und ruhig, gelassen
dahin wandern
von irgendeinem Ort
zu irgendeinem andern,
wenn
die Blätter treiben
und uns die
Chronometer
zeigen :
nicht nur
der Sommer,
auch der Herbst
geht fort,
so wie auch
unsere Zeit
verrinnt,
bis wir
nicht mehr sind ...
Doch dein
leeres Haus
es steht noch
lange ...
...als Betongold da,
nachhaltig,
verlassen
und allein ...
Warum wolltest du,
nur weil der Herbst kam
und der Winter naht,
unbedingt
jetzt behaust sein ?
...sitzend
post fornacem
et habeat
suam pacem ....
Ade
in die Läng und Breite
oh Prag ich zieh in die Weite
im kalten Borreas
unbehaust und nass !
im virtuellen Sinn:
Zur Spießig -
und Bequemlichkeit
zog es mich niemals hin !
Herr ich will mich
von meiner Frau nicht
scheiden
Doch laß mich bitte
allein bleiben,
so kann ich lesen ,
lange Gedichte
schreiben
und durch die
dunklen Alleen
wandern
wenn
um mich bunte
Blätter treiben
und komme ich
am Abend heim
nehm ich beim
trauten
Lampenschein
nicht einen Band
von Rilke
in die Hand
nein
:
Bunin: Dunkle Alleen
vor denen es mich
gar nicht graust:
Ein Dach über
dem Kopf
ein warmer Ofen :
trotzdem fühl ich mich
unbehaust
und will dem Herren
auch dafür danken:
Er steckte mich nicht
in den Stall
zum Herdenvieh
eingepfercht
in diese bürgerlichen
Schranken ....
Herr es ist Zeit
der Sommer war
sehr groß und weit
bereite mir
auch die Herbstzeit
großzügig
in deiner Güte
und laß den Winter
kommen,
so wie ich ihn liebe
nicht zahm und lau:
nein groß und weiß
und kalt und rauh !