IN EINER HERBSTNACHT
SITZ ICH ALLEIN
Ich sitze allein,
den Spiegel in der Hand
und blicke unverwandt
und wie gebannt
auf dieses
weiße Schläfenhaar,
das letztes Jahr
noch nicht da war
was mich erschreckt
und deprimiert
und melancholisch
stimmt
Draußen der Regen
stetig rinnt
so wie die Zeit
die rann vorbei
als ob´s ein Augenblick
nur sei …
Die Halle leer
Niemand kommt mehr
Es ist schon
mitten in der Nacht
Ans Fenster tropft
der Regen sacht
Ich sitz allein
im Kerzenschein
Was kann ich gegen
das Alter tun ?
Niemand ist dagegen
immun
So wie man Gold
nicht hergezaubert kriegt
kann ich mich nicht verjüngen
und dieses Haar nur noch
durch Haarfarbe
zu einem dunkleren Tone
bringen
Alter und Krankheit
werden mich besiegen
Bald werd ich
unter der Erde liegen
Es bleibt einem
nur die Lehre
- selbst wenn man
nochmal zwanzig wäre -
Nichtig ist das Leben !
Vanitas Vanitatum !
Seis drum !
Da öffnet sich
die Schiebetür
und eine Geisha
erscheint mir
mit einer Schale Wein
Nun gut,
ich lasse mich darauf ein ...
… trotz aller Nichtigkeit
und der vorgerückten Stunde
und meiner hohen Lebenszeit
Doch es war nur ein Traum
der gleich zerplatzt
zu Schaum
als ich wurde wach …
Ich glaubte es
erst nicht
und sah sogar
im Vorraum nach
Alles leer
Niemand
kommt heute mehr
Es ist schon spät
in der Nacht
und der Regen,
er rinnt sacht
am Fensterglas
entlang
ohne Ende
ohne Anfang
wie die Zeit
als Ewigkeit
Was hab ich mir nur
im Traum gedacht ?
Mir so was
zu erträumen ...
Illusionen
aus zerplatzenden
Schäumen
Eine Geisha
womöglich
nackt
Doch niemand ist da
Im Keller
wäre Wein ...
Statt ihn zu holen
laß ich`s sein
und schlafe wieder ein
müde wie ich bin
müde und alt
müde und alt
und schwach
müde und alt
und krank
und schwach
Ach , würd ich doch
nur jünger sein !
Und hätt
an den Schläfen
nicht weißes Haar,
das einstmals dunkel war
im Frühling meines Lebens
Da läßt sich nichts machen:
alles ist vergebens
Außer es einzufärben,
doch unter der Farbe
bleibt es weiß
weiß:
wie der frisch
gekochte Reis
weiß:
wie der Tod,
der jedem droht
weiß:
wie der Schnee am Fuji oben
wenn die Herbststürme toben
schneeweiß:
denn aus dem Spiegel
schaut mich an
ein alter Mann
ein gebrechlicher Greis