DES LENZES WIDERSPRUCH
Gedicht zum Thema Jahreszeiten
von hermann8332
DES LENZES
WIDERSPRUCH
EIN METAPHYSISCHER
WINTERAUSKLANG
ALS DES WINTERS
ABGESANG
UND DES FRÜHLINGS
ANFANG
Und wieder drängt es,
treibt es, lockt es, berührt es
verführt es ...
… und es erfreut
erneut ….
doch nicht mich:
mich , der grämet sich
Weißgoldene Lenzwolken
schwappen silbern über
blaue Horizonte,
wo der letzte Schnee
sich sonnte …
Linde Winde schlagen an
… umweh`n
mich kummervollen Mann …
… bringen Saatgeruch heran
von den bestellten Feldern
und den herben Nadelduft
aus den Tannenwäldern ...
In jedem Lufhauch
kein eisig Sterben :
Ein junges Werden ...
Verheißungsvoll
vom Lenz gespannt
ziehn sie als blaues Band
über den glänzenden Zenit
über das warme braune Land
Dunstig feucht wabert es
über den Wiesen ,
wo die ersten grünen Gräser
unbeirrt nun sprießen
Morastig , schlammig
schwarze Pfade
Hosen schmutzend
bis zur Wade
voller Pfützen
ohne Ellritzen
spiegelnd
des Himmels zartes
Blaßblau
drunten
in der grünen Au
Graue Nebelschwaden
ins rotgelbe Morgenlicht
geraten
opalisieren
diffundieren
zu blausilberner
Seide
mit einem
Hauch Rosee
der sich verliert
in grüner Weite
wenn ich ins Tal
dort hinab seh
Es läuft
der sanfte Frühlingswind
über den Grund ...
...Vom Neuanfang ,
vom Werden und Entstehen
und nicht vom Vergehen
erzählt sein raunender Mund
und er fliegt schmiegsam
an der Höhe des Hügels
vorbei
und seufzt
wie der erahnte Klang
einer fernen antiken Schalmei
Springtime – Magie
Hellenistische Assoziationen
als mythologische Drohnen
umschwirren
mein schmerzendes Haupt:
jeder Hoffnung beraubt
Anhänglich lehnt sich an mich
mein Hund
Mein Herz es bleibt
in all dem Zauber
verbittert , kalt und wund
Ich sitze auf einem Hügel
vor dem Waldesrand
mit der Leine in der Hand
Am liebsten würd ich sie
schlingen um einen dicken Ast,
der für mein Vorhaben paßt
Ich fühle mich schläfrig
müde , zerschlagen,
weil mich die Depressionen
plagen ...
Die erwachende Natur,
die explodierende Lebensfülle,
so aufdringlich naiv und stur:
diese Geilheit
und Triebhaftigkeit
ungefiltert ,
nicht sublimiert ,
primitiv und pur
beengen mich
wie eine starre Hülle
und verstärken
mein seelisches Leid
meine Trostlosigkeit
Das ist kein Neuanfang
Das ist mein Niedergang
Der Lenz ist gedacht
für Frühlingspärchen
und ist für Verliebte
gemacht
und seine wundersamen Märchen
klingen wie Hohn und Spott
in meinen Ohren:
Der Frühling hat sich
gegen mich verschworen
Hält mir
die heile neue Welt
vor Augen,
die sie mir nahm
als sie nicht kam
und ich wartete
den ganzen Winter lang
auf sie
... doch sie
kam nie ...
und ich sah mir dann an:
> wie die Märzenbecher blüh`n
> wie die Kraniche zieh`n
> wie die Paare spazieren geh`n
...und ich konnte
nicht mehr hinseh`n...
und ich weiß inzwischen,
wer der Lenz wirklich ist :
ein brutaler Sadist
Es nähert sich
vom Waldesrand
ein verscheuchtes
Reh
Mir ist`s
als hätt ich`s
schon gekannt
Sein Anblick
tut mir weh
Ich träumt`
es leckte mir die Hand
ohne daß ich es richtig
sah
Dennoch war es mir
nah ...
...als es erschrak
und gleich verschwand,
da tat dies mir
noch mehr weh,
weil ich es
nie mehr wiederseh ...
Ich hört` im Traum
den Büchsenknall
und erwachte
von dem Schall:
… wußte,
was er bedeutet …
Im Dorf drüben
zur rechten Zeit
die Glocke einladend läutet
zur elften Mittagsstunde
„ Komm , los ! “
sag ich zu meinem Hunde
und schreite schnell voran,
so daß er mir kaum folgen kann
Mit frischem Mut
und heiterem Sinn
stets dem alten Karstweg folgend
zieh ich zum Wirtshausgärtchen hin :
als auch für mich
der Frühling anfing :
Wie herrlich
leuchtet mir die Natur
Wie glänzt mir die Sonne,
wie lacht mir die Flur !
Mein Herz war wieder froh
und frei ...
Des Lenzes Widerspruch
er lastete nicht mehr auf mir
als Fluch
Ich freue mich
auf den Mai !