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Erzählung zum Thema Ende
von RainerMScholz
B-Bop-Bone erwacht aus der Narkose, die er sich am Abend zuvor verpasst hat, um die Aufnahme seiner x-ten Fortbildungsmaßnahme durch das Arbeitsamt zu feiern. Geweitete Pupillen glotzen durch geschwollen verklebte Augenlider auf die hoffnungslose Unordnung, die sein Zimmer ist, das im Kellergeschoß eines fünfstöckigen Mietshauses, nahe der verschachtelten, heruntergekommenen Innenstadt dem sozialen Wohnungsbau intragoniert ist.
Eine Kakophonie der bedeutenden Rockabilly-, Psycho-, Oi- und Urtechnoraritätenplattensammlung liegt durcheinandergewirbelt wie von der Hand eines genialischen Monsterdirigenten am Boden vor der schwarzen Musikanlage zerstreut verstreut herum, dazwischen leere Bierflaschen, Kleidungsstücke, mit Essensresten verklebtes Geschirr, leere Konservendosen, metallische Killernietenarmbänder, ein verkohlter Spirituskocher, ein einarmiger Teddybär, fleckige Bettwäsche, - und immer ist dieser Geruch präsent, jetzt intensiver, penetranter als gewöhnlich: der Geruch nach schimmligen feuchten Wänden und allzu naher Kloake, nach Körperschweiß, käsigen Socken, muffigem moderigem Stoff, die brechreizende Ahnung von Fäkalien. Weil ständig sein Klo überläuft. Der Scheißehäcksler packt es nicht. Ja, so etwas gibt es wirklich! Der Kotzerkleinerer in der Toilette seiner staatlich geförderten Ein-Zimmer-Wohnung (Wohnung?) ist defekt, oder es ist die Pumpe, die das Ganze auf abwassergerechte Höhe befördert, wohin auch immer. Diese abgestandene Präsenz klammer Kälte, feuchten Mörtels, kriechender Fäulnis, die Bone so peinlich ist, dass er es nicht wagt, Freunde einzuladen, nach Hause, in dieses menschenunwürdige Loch, das er für eine Schweinemiete sozialvermittelt bewohnen muss. Um dann noch Danke sagen zu müssen, weil es unter der Brücke noch kälter ist. Danke, dass er überhaupt eine Bleibe hat, die ihn im regelmäßigen Wechsel depressiv oder aggressiv sein lässt, weil er nicht weiß, ob das ein schlechter Witz sein soll oder brutale Erniedrigung. Da hol’ ich mir doch lieber die Wärme gleich um die Ecke beim nächsten Kiosk ab!
Er versuchte seinen bleichen, dürrknochigen Oberkörper aufzurichten, stützte sich mit den spinnbeinigen Armen an der fingerfettigen Wand ab, rekapitulierte das, was er von der letzten Nacht noch im Gedächtnis hatte. Fiel ihm also nichts ein, schwang er sich durchgelegen von der Matratze, bediente die Kaffeemaschine auf dem kleinen marmornen Beistelltisch und wartete. Heute im Speak Easy , erinnerte er sich. Er suchte die Cowboys und die schwarze Jeans, ging zur Badeklokabine, erkannte jedoch sein Gesicht zwischen all den Schatten nicht . Beginn am ersten des nächsten Monats, Bilanzwesen oder so, erinnerte er sich. Der Formularkrieg auf den Ämtern wird weniger Krampf gewesen sein, als diese fortgeschrittene Bankerhure. Er klatschte sich den Rasierschaum in die linke Hand und tastete blind nach dem Rasiermesser.
Eine Kakophonie der bedeutenden Rockabilly-, Psycho-, Oi- und Urtechnoraritätenplattensammlung liegt durcheinandergewirbelt wie von der Hand eines genialischen Monsterdirigenten am Boden vor der schwarzen Musikanlage zerstreut verstreut herum, dazwischen leere Bierflaschen, Kleidungsstücke, mit Essensresten verklebtes Geschirr, leere Konservendosen, metallische Killernietenarmbänder, ein verkohlter Spirituskocher, ein einarmiger Teddybär, fleckige Bettwäsche, - und immer ist dieser Geruch präsent, jetzt intensiver, penetranter als gewöhnlich: der Geruch nach schimmligen feuchten Wänden und allzu naher Kloake, nach Körperschweiß, käsigen Socken, muffigem moderigem Stoff, die brechreizende Ahnung von Fäkalien. Weil ständig sein Klo überläuft. Der Scheißehäcksler packt es nicht. Ja, so etwas gibt es wirklich! Der Kotzerkleinerer in der Toilette seiner staatlich geförderten Ein-Zimmer-Wohnung (Wohnung?) ist defekt, oder es ist die Pumpe, die das Ganze auf abwassergerechte Höhe befördert, wohin auch immer. Diese abgestandene Präsenz klammer Kälte, feuchten Mörtels, kriechender Fäulnis, die Bone so peinlich ist, dass er es nicht wagt, Freunde einzuladen, nach Hause, in dieses menschenunwürdige Loch, das er für eine Schweinemiete sozialvermittelt bewohnen muss. Um dann noch Danke sagen zu müssen, weil es unter der Brücke noch kälter ist. Danke, dass er überhaupt eine Bleibe hat, die ihn im regelmäßigen Wechsel depressiv oder aggressiv sein lässt, weil er nicht weiß, ob das ein schlechter Witz sein soll oder brutale Erniedrigung. Da hol’ ich mir doch lieber die Wärme gleich um die Ecke beim nächsten Kiosk ab!
Er versuchte seinen bleichen, dürrknochigen Oberkörper aufzurichten, stützte sich mit den spinnbeinigen Armen an der fingerfettigen Wand ab, rekapitulierte das, was er von der letzten Nacht noch im Gedächtnis hatte. Fiel ihm also nichts ein, schwang er sich durchgelegen von der Matratze, bediente die Kaffeemaschine auf dem kleinen marmornen Beistelltisch und wartete. Heute im Speak Easy , erinnerte er sich. Er suchte die Cowboys und die schwarze Jeans, ging zur Badeklokabine, erkannte jedoch sein Gesicht zwischen all den Schatten nicht . Beginn am ersten des nächsten Monats, Bilanzwesen oder so, erinnerte er sich. Der Formularkrieg auf den Ämtern wird weniger Krampf gewesen sein, als diese fortgeschrittene Bankerhure. Er klatschte sich den Rasierschaum in die linke Hand und tastete blind nach dem Rasiermesser.