Schöner war alles noch gesterner

Gedicht zum Thema Jugend

von  RainerMScholz

Als wir noch fucking jung waren,
und die Erde brannte
metaphysisch
und hochaltären;
die Geisen sprangen
und die Böcke bockten
heidiheidoheida.
Die Sonne schien rothautmild
und der Regen war lau;
Winter war nur
im Kinderzimmer
und in verstohlenen Ecken
der Sakristei
unterm Beichtgestühl,
aber das sei einerlei
und der Barmherzige darfür;
so nahm ab er uns die heiligen Schwür´.
Der Sommer jauchzte im Bad
bei Wassereis 30 Grad.
Stocksteif waren die Hosen,
im Hirn ein ständiges Tosen,
die Mädchen fielen im Mai,
da war noch nichts dabei;
und die Gedanken so frei;
heut´ ist das vorbei.

Hin die großen und wahren Gedanken.
In Konsumtempeln wanken
elektronengeblitzte
Zombiefritze;
meine Gelenke knacken
und ich denke an`s Kacken,
was hinterraus kommt,
das kauf´ ich dann ein,
eingewickelt in Zellophein.
Bin ich dann froh,
so gehe ich heim
in den Hamsterbau,
den ich da nenn´ mein.

Wo waren die Altäre,
die Gedanken zu brennen,
Ideen zu sengen,
Emotionen zu nennen.
Es war alles ein großer Traum
im Wald,
wo keiner mehr ist,
umarm´ ich den Baum.

Dann geh´ ich weg,
ich geb´ einen Dreck
auf das Hier.
Das Leben sei mir ein Stier
in der Welt,
ein Steinbock, eine Jungfrau
auf ewig anhaltender Brautschau.

Ein Irrglaube,
zu denken,
man hätte es geschafft,

Konfronter,
in Isolationsverhaft.



© Rainer M. Scholz

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Kommentare zu diesem Text

blackdove (37)
(28.08.20)
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 RainerMScholz meinte dazu am 16.10.20:
Und warum denn auch nicht.
Grüße,
R.
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