Auf den Lippen

Gedicht zum Thema Kälte

von  Bella

immer noch und wieder
kommen Tränen
aus dem Meer, weit
vor mir liegt es, Wellen schlagen
hoch in mich hinein und lecken
Salz aus meinen Rippen.

Um mich kriecht
ein graues All
schiebt mich ständig über
feuchte Klippen

und zu leicht bin ich geworden
wie ein Salzkorn auf den Lippen
im Vergleich
zum lauten Herz-
Schlag
dieser stummen Zeit.

Ich weine

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Kommentare zu diesem Text


 minze (29.10.20)
Stark.das mit den Rippen vor allem. Und die (vor-) letzte Strophe. Wie gut,dass du dein eigenes starkes Bild aus den Meer Metaphern Holst,oft gleichen sich die Bilder von den "Meeresgedichten".

Kommentar geändert am 29.10.2020 um 13:32 Uhr

 Bella meinte dazu am 29.10.20:
Das war meine Absicht. Das Meer ist hier nicht der Mittelpunkt, wenn auch sehr wichtig! Es ist schwer am Meer zu sein und ihm nicht den Mittelpunkt zu überlassen Ich freue mich sehr über dein Lob. Eigene, starke Bilder suche ich und sollte ich sie finden, ist alles gut. Danke!

 TrekanBelluvitsh (29.10.20)
Es gibt von der japanischen Heavy Metal Band Sekima II einen Song mit dem Titel "Stainless Night". Und genau unter dieser rostfreien Welt scheint das lyrische Ich zu leiden. Und dabei ist es nicht die einzige Person, der es so zu gehen scheint. Denn das Meer scheint schon andere verschlungen zu haben.

 Bella antwortete darauf am 29.10.20:
Du bringst immer so gute, eigene Assoziationen unter meine Texte. Nicht immer treffen sie meine Intuition, aber immer erweitern sie meinen Text und diesmal finde ich besonders treffend. Danke dir!!
wa Bash (47)
(29.10.20)
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 Bella schrieb daraufhin am 29.10.20:
Das freut mich, danke!

 juttavon (01.11.20)
Kräftige, berührende Bilder. Auch der Rhythmus zieht mich mit und manche Klänge (Reim von Rippen - Klippen - Lippen verbindet die 3 Strophen und die 3 Bildebenen Körperempfindung - Meer - seelischer Ausdruck).

Doch könntest Du den letzten Vers weglassen? Das ist für mich eine Wiederholung, die den Schluss eher abschwächt, finde ich.

HG Jutta

 Bella äußerte darauf am 02.11.20:
Liebe Jutta,

vielen lieben Dank! :)
Zu deinem Vorschlag: Ja, ich denke da auch schon seit Veröffentlichung drüber nach. Auf alle Fälle empfinde ich den letzten Vers auch als einen Bruch und denke, er könnte sprachlich gesehen weggelassen werden. Auf der anderen Seite ist dann der Weg der Tränen aus dem Meer über den eigenen Körper zurück ins Meer (siehe den Kommentar von Enni) vielleicht (?) nicht mehr nachvollziehbar. Mir gefällt, dass mit dem letzten Vers der Schluss nochmal geöffnet wird und die aktive Perspektive auf das Selbst, auf die eigenen Kanäle des Gefühlsausdrucks hervorgehoben werden.
Du siehst, ich bin noch unentschieden.


Ganz liebe Grüße
Bella

Antwort geändert am 02.11.2020 um 16:52 Uhr

 minze ergänzte dazu am 09.11.20:
Liebe Bella,
mir gefällt der letzte Vers sehr gut. als Öffnung, als Innenrichtung, als Rückbezug, als Conclusio als..ach ich kann gar nicht viele Worte drum machen.. es macht das Spürbare. ich könnte nur den letzten Vers lesen und alles andere davor ist eben das Davorerklärte.
ich mag genau diese Sprachturn, den simplen Gefühslausdruck.
Liebe Grüße

 Bella meinte dazu am 09.11.20:
Liebe minze,

großen Dank, dass du nochmal dazu Stellung genommen hast! Spannend ... In den letzten Tagen bestärkte sich bei mir auch das Gefühl, dass ich den letzten Vers stehen lassen will. Er drückt einfach in seiner - wie du ja auch sagst - "simplen" Beschreibung eine Erleichterung aus, die mir schon wichtig bleibt. Ich freue mich sehr darüber, dass du es auch so liest.
Viele Grüße!
Bella

 minze meinte dazu am 09.11.20:
ja, diese "Erleichterung", die auch Enni benennt, die stellt sich dabei ein. sehr gerne!! :)
Liebe Grüße

 Enni (01.11.20)
Es ist fast, als seien die Tränen dem Meer übergeben, als könne das lyrische Ich zunächst nicht weinen. Doch es scheitert schließlich. Immer wieder wird es hineingezogen (über die Klippen geschoben). Diesem Mittelteil empfinde ich als ungeheuer stark.
Auch Klang, Wortwahl, Rhythmus sind stimmig.

 Bella meinte dazu am 02.11.20:
Liebe Enni,

das hast du sehr aufmerksam beobachtet und gelesen - danke ganz herzlich dafür und für deinen Kommentar!
Wie siehst du es - braucht es das "Ich weine" am Ende zum Verständnis, um den langen Weg zur Selbstwahrnehmung und zum eigenen Gefühlsausdruck, zum lebendig werden auszudrücken (siehe Juttas Kommentar!)? Ich schwanke noch.

Herzliche Grüße! Bella

 Enni meinte dazu am 02.11.20:
Liebe Bella,

ich denke, dass es den letzten Vers nicht unbedingt braucht.
Allerdings empfinde ich ihn nicht als störend, sondern fast erleichternd. So wie: Endlich weine ich.
Ich habe diesen Weg der Selbstwahrnehmung auch so verstanden - ohne die letzte Zeile. Sie verstärkt aber das Gefühl beim Lesen.

Du musst das entscheiden, wie es sich für dich stimmig anfühlt.
Lieben Gruß
Enni
Hilde (62)
(17.11.20)
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 Bella meinte dazu am 27.11.20:
Liebe Marie,

so schön, dich zu lesen hier! Danke für dein großes Lob!

Meinst du so?

Ich weine

und zu leicht bin ich geworden
wie ein Salzkorn auf den Lippen
im Vergleich
zum lauten Herz-
Schlag
dieser stummen Zeit
Hilde (62) meinte dazu am 26.12.20:
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