Liebeserklärung an meinen Edeka-Markt

Anekdote zum Thema Fassade

von  Access

Ich mag meinen kleinen Edeka-Kosmos. Wenn ich schon einkaufen muss, dann dort. Meistens macht bei meinem Eintreffen gerade eines der vertrauten Gesichter draußen Raucherpause. Links und rechts im Eingangsbereich gibt es Blumen, Grillkohle, Vogelfutter, Halloween-Deko. In manchen der Gänge haben zwei Einkaufswagen gerade genug Platz, aneinander vorbei zu kommen. Eklig finde ich nur die Wurst- und Fleischwarenabteilung. Von hier strömt der Gestank nach nassen, schmutzigen Wischlappen bis in den Laden. Das lässt mich die Luft anhalten. Aber sowieso halte ich gerade ständig die Luft an, wann immer ich gefühlt zu nah an einem der anderen Kunden vorbei gehen muss. Komischer Reflex, es haben ja eh alle Masken auf. Mir graust schon jetzt davor, dass mein schnuckeliger Tante-Emma-Edeka in ein oder zwei Jahren in einen Neubau zieht. In einen dieser kolossal modernen, lichtdurchfluteten Kauf-Kathedralen mit hohen Decken und so viel freier Fläche zwischen den Regalen, dass es eigentlich ein Echo geben müsste, wenn man sich da unterhält. Da ich jedoch meistens alleine einkaufen gehe und von den anderen Kunden schwer genervt bin, müsste ich schon Selbstgespräche führen, um raus zu finden, ob es da ein Echo gibt. Gesagt, getan: ich fahre zum überdimensionierten Lidl, ziehe mitten im Laden in einem leeren Gang meine Maske runter (hoffentlich sieht mich niemand) und rufe „EEEEcchhooooo!  -- Wie heißt der Bürgermeister von Weeeesel?“ Auf einmal ist es ganz still im Laden. Endlich mal alle Gespräche verstummt. Es kam kein Echo. Mich fröstelt es in diesen Gebäuden. Ich mag die nicht.

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Kommentare zu diesem Text


 FrankReich (10.11.20)
Echo

Neulich ließ ein Kunde im Supermarkt die Hose herunter,
woraufhin ihn eine Verkäuferin geistesgegenwärtig ermahnte:

"Hey Sie, hier herrscht Maskenpflicht."

🙃

 Access meinte dazu am 11.11.20:
...ja, Maske runter lassen ist heute gefühlt schwerwiegender als Hose runter lassen....

 Dieter_Rotmund (10.11.20)
Ist mir zu betulich, sorry.

 AlmÖhi antwortete darauf am 10.11.20:
Nicht zu fassen, gerade heute habe ich auf der Arbeit über EDEKA nachgedacht. Einfach nur weil jemand telefonisch gerade nicht zu sprechen war, da gerade "bei EDEKA".

Als ich Kind war gab es in meinem kleinen Dorf keinen Laden. Im nächsten Dorf gab es einen kleinen Edeka-Laden. Fahrradständer davor und ein Plastikmülleimer an der angrenzenden Mauer, auf die man sich setzen konnte, Das Emblem der Eis-Marke "Schöller" drauf. Der Ladenbesitzer lief immer ordentlich im Kittel rum, kassierte auch selber ab, schummelte glaube ich aber auch gerne. Ihm fehlte das linke Ohrläppchen. Meine Mutter meinte, das käme daher, daß er früher Burschenschafter war.

Im Kleiderschrank meiner Eltern stand jahrelang eine Edeka-Plastiktüte rum, mit Schuhen und ich glaube auch Schuhanziehern drin. Auf der gelben Tüte war Rudi Carrell als Zeichnung abgebildet. Der grinste mich immer an, wenn ich die Schranktür öffnete.

 Access schrieb daraufhin am 11.11.20:
@Dieter: echt? Ich find's geil...@AlmÖhi ja, in diesen Coronazeiten gleiten die Gedanken in profan-ungefährliche Universen ab...und ich mag meine kleine schnuckelige Welt. Im Dorf meiner Kindheit gab es zwei Gemischtwaren-Läden, zwei Bäcker und zwei Fleischereien. Die Gemischtwarenläden mit bekittelten Besitzern waren so eng, das dort nur drei Kunden rein passten und man wurde direkt noch am Tresen bedient....und für uns Kinder gab es diese leckeren roten und grünen Gelatine-Schnuller zum Lutschen. Mjammie! Rudi Carrell war bei uns aber nie auf den Tüten

 TrekanBelluvitsh (10.11.20)
Supermarktumgewöhnen ist immer unerfreulich.

 Access äußerte darauf am 11.11.20:
...ja...scheußlich...zumal als Gewohnheitstier wie ich eines bin... - vielleicht sollte ich gegen einen neuen Edeka-Markt demonstrieren gehen....der soll Retro bleiben....
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