Fort

Sonett zum Thema Schreiben

von  Lluviagata

Am Ende verstaubst du allein in der Kammer,
verfluchst alle Welt jeden Tag, jede Nacht,
das Werk ist verendet, dein wütender Jammer,
erwächst zum Furunkel, vom Wahnsinn bewacht.

Mit tastenden Schritten durchquerst du das Zimmer,
die Beule pulsiert und zerfrisst dir das Hirn.
Sie spannt sich und reißt, mit entsetztem Gewimmer
umfasst du dir heulend die schweißige Stirn.

Ein reichlich verwildertes hungriges Wesen
springt wiehernd davon, deine Hand fasst ins Leere,
die Pustel ist fort und dein Kopf ist es auch.

Geblieben sind Unmut und Trauer, die Spesen
vergangener Nächte, du nimmst die Misere
und füllst dir mit ihr deinen knurrenden Bauch.

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Kommentare zu diesem Text


 FrankReich (07.03.21)
Hi Llu,

bis zu Beginn des 1. Terzetts empfinde ich dieses Sonett als ziemlich beziehungsweise umgesetzt, diesen Vers allerdings würde ich austauschen gegen "Ein reichlich verwildert gespenstisches Wesen" oder ähnliches, da eine Bezugnahme von "hungrig" auf "knurrend" irritierend wirken könnte.

Ciao, Frank

Kommentar geändert am 07.03.2021 um 08:56 Uhr

 Lluviagata meinte dazu am 08.03.21:
Hallo FrankRalf,
ich verstehe nicht ganz, was du meinst. Heißt, ich bin irritiert. ;)
Meine Aussage ist die, dass, wenn das hungrige Wesen aus dem Bauch springt, dieser leer ist und anfängt, nach neuer Nahrung zu rufen - zu knurren.
Danke für dein Lesen!

Liebe Grüße
Llu ♥

 FrankReich antwortete darauf am 08.03.21:
Ah, okay, es entspringt dem Bauch, gut, der Bezug fehlte mir. 🤗

Ciao, Frank

 Lluviagata schrieb daraufhin am 08.03.21:
Es springt aus der Beule, mensch Frank/Ralf, du machst mich ganz irre. Es entspringt der Beule! Natürlich!
Du hast einen knurrenden Bauch, weil du weiter schreiben willst und aber nix drinnen ist, weil nix rein kommt. Deshalb ruft er nach neuer Nahrung!

Danke für den Hinweis!

Llu ♥
Sin (56)
(07.03.21)
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 Lluviagata äußerte darauf am 08.03.21:
Herrje, Verehrtester Ritter Sin, Sie wieder mit Ihren verflixten (Seiten-)Hieben!

Danke auch für das Lob, das ich sofort gefunden habe.

Liebe Grüße und *knicks
Llu ♥

 Quoth (07.03.21)
Hallo Lluviagata, erinnert mich an Hiob: "Da ging der Satan hinaus vom Angesicht des Herrn und schlug Hiob mit bösen Geschwüren von der Fußsohle bis auf seinen Scheitel. Und der nahm eine Scherbe und schabte sich und saß in der Asche." (Hiob II, 7,8) Die Verzweiflung über die eigene Kreatürlichkeit kann wohl so einen Wuttext hervorbringen! Gruß Quoth

 Lluviagata ergänzte dazu am 08.03.21:
Hallo Quoth,
Vielen Dank für deinen Kommentar!
[Die Verzweiflung über die eigene Kreatürlichkeit kann wohl so einen Wuttext hervorbringen! ] - ich würde eher sagen - die eigene Unfähigkeit, Kreativitätslosigkeit ist es, die einen wütend und traurig machen kann. Die berühmte Schreibblockade gehört dazu. Wobei das Ganze da oben eigentlich ein Paradoxon ist. ;)

Liebe Grüße
Llu ♥

 Quoth meinte dazu am 08.03.21:
Wobei sich eben zeigt, dass Kreativität nicht nur auf dem Gefühl harmonischen Verschmelzens mit der Welt beruhen kann, sondern auf genau dem Gegenteil: auf dem Gefühl der Disharmonie und der wütenden Ablehnung. Gruß Quoth

 Lluviagata meinte dazu am 08.03.21:
Das stimmt wohl! ;)

 AchterZwerg (08.03.21)
Faszinierend: Old school, aber mit sehr fantasievollen, nie gehörten Wendungen.
"Das verendete Werk" gefällt mir besonders. :)

Kommentar geändert am 08.03.2021 um 07:43 Uhr

 Lluviagata meinte dazu am 08.03.21:
Hallo Achter,
freue mich sehr über deinen Kommentar! Vielen Dank!

Liebe Grüße - und bleib gesund
Llu ♥
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