Bahnfahren

Prosagedicht zum Thema Vergangenheit

von  GastIltis

Ich reise nie. Nur wenn ich muss.
Das Reisen ist mir eine Qual.
Der Bahnhof und dann all die Schranken -
Relikte aus der Kaiserzeit.

Die Uniformen und die Knöpfe:
Man hat die Zeichen dieser Welt
verschlafen oder nur vergessen.
Beim nächsten Halt steige ich aus!

Die Ortsveränderung in Metern
bezogen auf die Einheit Geld
hat mich im Innersten verletzt.
Die GDL hab ich verlassen.

Von jetzt auf gleich. Den Zugbegleiter
grüße ich schon längst nicht mehr.


Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: BeBa, Didi.Costaire, AZU20, tulpenrot, Moja, nadir, indikatrix, Jo-W., tueichler, Stelzie, EkkehartMittelberg, Sin.
Nun erst recht nicht!

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (07.05.21)
Oha. Der Lokführer geht von Bord. Ohne GDL und HDL, aber vielleicht auch nur ideell?

Beste Grüße,
Dirk

 GastIltis meinte dazu am 07.05.21:
Klar ideell, lieber Dirk!
Alles andere wäre ja auch bei deren Status Amtsanmaßung.
Und die wird sicher höher bestraft als die Herstellung von Falschgeld, wobei ich mich schon wieder mit Bitcoins in der (imaginären) Tasche erwischen lasse. Peinlich.
Danke und viele Grüße zum Wochenende von Gil.

 AZU20 (07.05.21)
Und jetzt nur noch Fahrrad? LG

 GastIltis antwortete darauf am 07.05.21:
Hallo Armin,

ich sehe grade, meine Antwort von vorhin ist gar nicht angekommen. Also: ich bevorzuge Schusters Rappen. Meine längste Strecke pro Tag war ein Frühlingsmarsch über 100 km, der auf dem Festland losging, die Insel Rügen einbezog und wieder auf dem Festland endete. Das ist allerdings schon ein paar Tage her. Allerdings ist die Strecke Bergen bis Stralsund sehr hart!

Danke und LG von Gil.

 Moja (07.05.21)
Ist der Zug abgefahren?
Ein Paar Wanderschuhe bringen auch weiter, lieber Gil.
Witziges hintersinniges Gedicht, gefällt!

Schönste Grüße,
Moja

 GastIltis schrieb daraufhin am 07.05.21:
Liebe Moja,

Züge fahren immer ab. Nur die falschen. Übrigens hatte ich nie Wanderschuhe. Aber ein Paar Superschuhe, die eigentlich eine Nummer zu groß waren. Wildleder, halbhoch. Es gab sie im Jagd-Fachgeschäft für 35,-- Mark (Ost). Lange habe ich gezögert. Dann waren sie irgendwo für 15,-- M im Ausverkauf. Da habe ich gnadenlos zugeschlagen. Stell dir vor, das Stück für 7 Mark 50. Leider, und das war einer der größten Fehler meines Lebens, habe ich nur ein Paar gekauft. Aber mindesten fünfzehn Jahre haben sie mir treue Dienste geleistet. Einmal, bei einer Betriebsveranstaltung, als die Sitzplätze markiert waren, hatten sie mir eine Karte mit aufgedruckten ähnlichen Schuhen auf den Tisch gestellt. Ich trauere immer noch.
Danke für deine Zeilen. Die nächsten Kilometer warten.

LG von Gil.

 Moja äußerte darauf am 12.05.21:
Lieblingsschuhe sind unersetzbar, lieber Gil,
das kann ich Dir nachfühlen. Wer weiß schon, wie viele Kilometer Du in ihnen zurücklegtest. Jedenfalls Deine Kollegen bewiesen Humor mit der Karte

Dankeschön für die Geschichte
- und gut Fuß!

Moja
Jo-W. (83)
(07.05.21)
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 GastIltis ergänzte dazu am 07.05.21:
Lieber Freund Jo,

eben hast du mich dazu bewegt, Jack Londons „Abenteuer eines Tramps“, das ich früher als „Abenteuer des Schienenstranges“ gelesen, d.h. verschlungen hatte, aus dem Regal zu nehmen. Zugegeben, ich war ein leidenschaftlicher Tramp. In einem Jahr bin ich in den Semesterferien viermal von Dresden an die Ostsee getrampt. Meistens allein, selten zu zweit. Und leider nie mit der Bahn. Ein Freund von mir hat es einmal geschafft, eine Lok zum Trampen zu erklimmen. Irgendwo bei Bad Doberan. Und es war immer interessant. Ein einziges Mal habe ich mein Ziel nicht erreicht und musste im Freien übernachten. Neben einer Strohmiete. Am Morgen hat mich ein Bauer mit Polizeibegleitung (dem sogenannten ABV) geweckt. Aber ich war ja kein Landstreicher.

Danke und liebe Grüße von Gil.

 EkkehartMittelberg (07.05.21)
Ja, mein Freund, wenn man es mit dem Bahnfahren übertreibt, geht es einem wie dem armen Kräutchen:

Ringelnatz, Joachim (1883-1934)
Arm Kräutchen
Ein Sauerampfer auf dem Damm
Stand zwischen Bahngeleisen,
Machte vor jedem D-Zug stramm,
Sah viele Menschen reisen.

Und stand verstaubt und schluckte Qualm
Schwindsüchtig und verloren,
Ein armes Kraut, ein schwacher Halm,
Mit Augen, Herz und Ohren.

Sah Züge schwinden, Züge nahn.
Der arme Sauerampfer
Sah Eisenbahn um Eisenbahn,
Sah niemals einen Dampfer.

Bestimmt hätte Joachim in dir einen Bruder im Geiste gesehen.

Liebe Grüße
Ekki

 GastIltis meinte dazu am 07.05.21:
Ach Ekki,

jetzt hat es doch Jo tatsächlich geschafft, dass ich neunzig Seiten Jack London gelesen habe. Zum Glück hängt er (also Jack London) erst einmal im Gefängnis fest, und ich kann mich deiner Zeilen erfreuen und alles bis morgen wirken lassen.

Vielen Dank und sei herzlich gegrüßt von Gil.
Sin (56)
(07.05.21)
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 GastIltis meinte dazu am 08.05.21:
Danke alter Junge,

dann muss es wohl ein fauler Student gewesen sein. Mein Professor Karl-Franz Busch sagte einmal: „Es gibt keine dummen Studenten, nur faule!“ Ich habe mir zu allem Überfluss eben mein Abschluss-Zeugnis angesehen. Wir hatten doch tatsächlich zwei Studienfächer:
Eisenbahnbau und Verkehrswesen und
Verkehrsbauwesen
Und das Überraschende war: in beiden Fächern habe ich gut abgeschnitten. Wahrscheinlich lag es am Namen des Professors: Christfreund!
Wie das Leben so spielt.

Sei herzlich gegrüßt vom Teilzeit-Fußgänger Gil.

 tueichler (05.06.21)
Es ist wohl eine gewisse Profanität in der Tatsache enthalten, dass beim Bahnfahren keine Arbeit verrichtet wird. Arbeit ist ja Weg mal Zeit. Zeit ist Geld. Da ich dann beim Bahnfahren dann Weg mal Geld berechne, ist eben die eingetreten - Berechenbarkeit. Scheinbar. Jedoch ist Bahnfahren eben oft unberechenbar. Damit bricht die Berechnung ihre eigene Regel.

 GastIltis meinte dazu am 06.06.21:
Hallo Tom, das ist wohl die Regel. Und zwar für den Fall, dass die Bahn keine bzw. nur eine unwesentliche Höhe überwindet. Dann muss sie sich nur mit den Reibungskräften auseinandersetzen. Dass die Geld kosten, ist aber unbestritten. Einmal beim Anfahren (Trägheit), dann beim Bremsen. Ein Prellbock nützt da nicht so sehr viel. Besonders im Personenverkehr. Insgesamt ist der Bahnverkehr sehr kompliziert. Nur wenige können z.B. einen Bahnhof vom Empfangsgebäude unterscheiden oder einen Haltepunkt von einem Bahnhof. Aber das sind ganz andere Geschichten. Danke und viele Grüße von Gil.
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