Ihr Winken

Kurzprosa zum Thema Erinnerung

von  BeBa

Die Szenerie erinnert ihn wieder daran. Die Wellen, die sanft vor seinem Strandkorb auslaufen. Dazu sie, die da vorne bis zu den Knien in der kalten Nordsee steht. Sie schaut sich nach ihm um mit diesem Lächeln und ihre blonden Locken wehen in der angenehm frischen Brise. Als sie winkt, möchte er wegschauen, doch er winkt zurück. Dann rennen Kinder schreiend an ihr vorbei ins Wasser, tauchen vor ihr unter.
Er erkennt es wieder! Wie sie mit den Kindern lacht, mit ihnen um die Wette taucht. Dieses Treiben und Toben, er verliert sie aus dem Blick in dem Knäuel. Will schon aufspringen, als ihm ein jüngerer Mann nebenan zuvorkommt und etwas ruft. Sofort tauchen die Kinder auf und kommen aus dem Wasser.
Da ist sie, allein. Und winkt ihm noch einmal. Er hätte nach ihr rufen können wie dieser Mann.
Sie geht weiter hinein ins Meer. Er sieht, wie sie allmählich immer tiefer versinkt, bis nur noch der Oberkörper zu sehen ist.
Und er bleibt in seinem Strandkorb sitzen. Dieses Bild von ihr, jetzt schon weit draußen in der Nordsee, ist für ihn Vergangenheit.
Als ihr Kopf verschwindet, schließt er die Augen.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (17.07.21)
Das ist mir zu melodramatisch. Wirkt übertrieben.

 Quoth (17.07.21)
Hallo BeBa, so nah am _Wasser stehen Strandkörbe an der Ostsee aber nicht!
Ja, weniger wäre auch für mich mehr. Die Gefahr des Ertrinkens am Schluss hätte es nicht gebraucht. Fällt Dir nicht eine sanftere Pointe für den schönen Erinnerungstext ein? Gruß Quoth

 BeBa meinte dazu am 17.07.21:
Hallo,

Danke euch für die Anregungen. Ihr habt wohl Recht, ich gehe noch mal an den Text dran.

LG
Beba

 tulpenrot antwortete darauf am 17.07.21:
Eigentlich fand ich, dass der Text den Leser ganz schön herausfordert durch das Spiel, dieses Hin-und Herschwanken zwischen Realität und Erinnerung. Schön im Sinne von "auf eine gute Art". Es muss nicht immer alles klar durchschaubar sein, es kann auch vage bleiben, sogar unklar. Sind es die Erinnerungen denn nicht auch? Da bleibt vieles offen und das kann sich in der Art der Darstellung auch widerspiegeln.
Diese Ungenauigkeit Strandkorb - Wasser --- ist die wirklich so entscheidend? Wer weiß, wie nah der Strandkorb am Wasser stand? Man kann ihn doch bewegen - näher hin zum Wasser, weiter weg.

Antwort geändert am 17.07.2021 um 16:09 Uhr

 BeBa schrieb daraufhin am 18.07.21:
Hallo tulpenrot,

ich danke dir für deinen Kommentar. Das mit dem Strandkorb habe ich auch nicht so verbissen gesehen. In der Tat lassen sich diese Kolosse mit etwas Kraft bewegen.
Ich habe die Kritik eher in bezug auf die Art des Erzählens verstanden. Und da kann ich, wenn ich mit etwas Abstand erneut lese (der Text ist gestern Abend spontan entstanden), doch erkennen, dass ich an der einen oder anderen Stelle etwas dick aufgetragen habe. So interpretiere ich auch den Vorwurf des "Melodramatischen".
Und über die Kritik sowohl von Dieter (wie immer sehr direkt) als auch Quoth (dessen Texte ich sehr schätze) freue ich mich, weil ich sie nachvollziehen kann. Und für ehrliche Kritik stelle ich ja hier meine Texte ein.

Aber über deinen Kommentar

Eigentlich fand ich, dass der Text den Leser ganz schön herausfordert durch das Spiel, dieses Hin-und Herschwanken zwischen Realität und Erinnerung. Schön im Sinne von "auf eine gute Art". Es muss nicht immer alles klar durchschaubar sein, es kann auch vage bleiben, sogar unklar. Sind es die Erinnerungen denn nicht auch? Da bleibt vieles offen und das kann sich in der Art der Darstellung auch widerspiegeln.

freue ich mich besonders. Warum? Weil du hier genau das skizzierst, worauf es mir in diesem Text ankommt. Es ist dieses Spiel mit Realität und Erinnerung, und der Text soll und kann nicht fassbar sein. Er soll offen sein. Realistisch sind meine Texte selten und sie sollen es auch nicht sein. Mich freut es, über das Reale hinauszugehen und ab und an den Bogen zu überspannen.
Und es freut mich, dass du wohl genau das erspürt hast.

LG und einen schönen Sonntag,
BeBa

 tulpenrot äußerte darauf am 18.07.21:
Dann freut es mich auch!

 Quoth ergänzte dazu am 19.07.21:
Natürlich ist in einem fiktiven Text alles erlaubt. Aber seit Corona haben Strandkörbe hier an der Ostsee ihre festen Plätze und dürfen nur noch auf der Stelle gedreht werden. Also ist die anfängliche "Szenerie" bereits Erinnerung, und nicht Gegenwart. Das war es, was mich störte - ist vielleicht Erbsenzählerei. Gruß Quoth

Antwort geändert am 19.07.2021 um 07:26 Uhr

Antwort geändert am 19.07.2021 um 07:30 Uhr

 BeBa meinte dazu am 19.07.21:
Hallo Quoth,

in der Tat dürfen die Strandkörbe zur Zeit wegen Corona nicht verschoben werden. Völlig richtig. Aber der Text spielt ja auch nicht in der Coronazeit. Wenn man diese Ausnahmesituation zum Maßstab nimmt, dann wären zur Zeit viele Texte unrealistisch.

LG
BeBa

 AchterZwerg (19.07.21)
Hallo Beba,

mich interessiert hier die Frage der Schuld.
Einer realen oder lediglich gefühlten.
Vielleicht sogar eines versteckten Wunschs, die Partnerin für immer verschwinden zu sehen ...

Liebe Grüße
der8.

 Quoth meinte dazu am 19.07.21:
Du nennst sie "Partnerin", AchterZwerg. Aber ist sie vielleicht nur eine flüchtige Bekanntschaft? Oder gar die Tochter? Weiß er, wie gut sie schwimmen kann? Gibt es unterlassene Hilfeleistung beim Selbstmord? Für mich ein zu offener Text. Gruß Quoth

 BeBa meinte dazu am 19.07.21:
Hallo Ihr beiden,

der Text ist in der Tat offen, vielleicht auch, je nach Geschmack, zu offen.
Ich persönlich mag diese kurzen Texte gerade, weil sie offen sind. Dabei geht es meist ins Surreale, Geträumte usw. Ich mag diese Art zu erzählen, diesen Stil. Aber ich kann auch verstehen, dass das nicht jedermanns Sache ist.

8er,
danke auch dir für dein Interesse und die interssante Frage.

LG
BeBa

 BeBa meinte dazu am 02.08.21:
Moin an alle,

ich habe dei Kritiken und Anmerkungen auf mich wirken lassen und nun hier an der Flensburger Förde eine Änderung vorgenommen. Wen es noch interessiert, der wird die Änderungen schon finden.

LG
BeBa

 Quoth meinte dazu am 02.08.21:
Ja, sanfter. Wie von Liebermann gemalt.
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