Fallendes Herz

Text zum Thema Humor

von  max.sternbauer

Die ausgestreckte Hand war leer. Sein Herz war leer, schlug nur noch aus Gewohnheit, denn nichts anderes war geblieben.
Wandte er sich zur Seite, war da Niemand, drehte er sich um, sah er keine Vergangenheit, sondern
nur eine öde Landschaft des Alltags.
Blickte er nach vorne, sah  er keine Zukunft.
Die Trennung war ein elektrischer Schlag, er die ersten Monate gefühllos gewesen.
Dann, war der Schmerz gekommen, tief und schwarz und unendlich, wie die Wogen des
Pazifik. Es war eine Nacht gewesen, die gar nicht mehr hatte aufhören wollen.
Sein Leben hat sich in einen Tunnel zurückgezogen, wo nichts mehr darin gewesen war als Nichts.
Dann, dann war die Wut gekommen, brennend wie ein Scheiterhaufen, keine Gnade oder Milde
kennend. Ein Handy nach dem anderen war zertrümmert worden, ohne einen Anruf zu tätigen;
die Fotos der gemeinsamen Zeit hatte er immer wieder durchgesehen und waren manisch von seinen Fingern gemischt, als hätte er so seine Erinnerungen beeinflussen können.
Dann, dann war das geschehen, was sich keiner der Wut gerade empfand, sich eingestehen wollte, sie verrauchte, und machte einer schweren Melancholie Platz.
Er suchte nach Zeichen, nach Zeichen einer längst verschollenen Zeit in seiner Wohnung und fand
noch manche, noch nicht ganz verblasste Erinnerungstücke.
Die letzten Atome, des Geruches in der Bettwäsche, die die gnadenlose Zeit noch nicht weg gesogen hatte; eine vergessen Kontaktlinse, auf der Ablage neben dem Zahnputzbecher.
Mit der Zeit verblasste alles, Gefühle, Erinnerungen, sie werden zu ausgewaschenen Bildern, wo man sich fragt was sie mal dargestellt haben mochten.
Genau dann, dann erwacht der Wunsch in dir, das alles wäre niemals geschehen, du hättest niemals
dieses Glück gefühlt. Weil dann hättest du nicht in diesen Abgrund stürzen müssen.
Wie teuer sind sie erkauft, diese Dinge der Liebe: ein Kuss im Regen und ein Happy End?
Tragische Liebe ist doch die schönste Liebe, oder etwa nicht?
Er hätte gerne auf sie geschissen.

Und das tat er auch.
Ohne ein Gefühl des Bedauerns oder Reue, fuhr er Millennium City in Wien und fuhr hinauf, zum 
höchsten Stockwerk.
Dort sprang er, kein Brief, kein Bedauern.

Die Winde unter seinen Armen wurden zu seinen kurzen aber dafür um so treueren Weggefährten auf seinen Weg in die andere Welt, und auf diesem Weg gab die Frage überhaupt kein Sinn mehr zu fragen wo unten und oben war.
Er kam nicht ins Trudeln und flog wie ein Schwan, denn die Ströme der Luft glitten über seine Arme, wie ein Flüstern durch Seide.
Die Augen zu schließen, brauchte er nicht, denn er war schon in einem Traum, einem Traum der ihn mit dem Universum versöhnte.
Auch wenn die großen Fragen, die er über das Leben gerne noch gestellt hätte, nicht beantwortet werden sollten und ein Blatt im Wind, nur ein Blatt im Wind blieb.
Dann knallte er wie ein Sack nasser Windeln auf den brüchigen Asphalt, dem alles scheiß egal war.

Ein paar Wochen später, fand im Inneren einer wunderschönen großen bürgerlichen Wohnung in Wien-Alsergrund; in der eine junge Frau den Glauben an Gott und in die Menschheit verlieren sollte. Nach dem tragischen Selbstmord ihres Verlobten, war ihr beim Aufräumen ihrer gemeinsamen Wohnung, ein Schuhkarton aufgefallen, dessen Inhalt ihr unendliche Seelenqualen bereiten sollte.

Sie hatte neue Polaroids gefunden, die mit einer alten Kamera geschossen worden waren, und sie zeigten einen 27 Jährigen, sportlichen BWL-Studenten wie er einen Toaster bumst.
Den Toaster, den sie weggeworfen hatte.


Anmerkung von max.sternbauer:

Eine tragische Liebesgeschichte.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (01.09.21)
Leider auch hier ein extrem irritierender Zeilenumbruch, z.T. mitten im Satz!

 EkkehartMittelberg (01.09.21)
Tolle Überschrift eines berührenden Textes. Das mit dem Toaster ist Geschmackssache. Ich würde die letzten 5 Zeilen streichen.

LG
Ekki
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