An den Geländern der Eisenbahnbrücke zwischen Köln Hauptbahnhof und Köln-Deutz hängen unendlich viele kleine Schlösser. Es blinkt und schillert, bunt und silbern. Die Stäbe der Geländer ächzen unter den Massen über- und nebeneinander gehängter Schlösser. Die Liebenden gehen Risiken ein, um mit ihre Schlössern an die Geländerstäbe zu gelangen. Sie hangeln sich zwischen Brückenstreben und Geländern hin und her und könnten von vorbeifahrenden Zügen mitgeschleift werden. Es schreckt sie nicht. Die Schlösser haben Hochkonjunktur. Von Zeit zu Zeit - hörte ich - werden Schlösser entfernt, um Platz für neue zu schaffen. Es rastet und rostet, knirscht und klappert. Das ganze Geländer ein rostig- buntes übervolles Gebilde, das zuwuchert und sich überlebt. Längst getrennt sind einige Liebende wahrscheinlich; ihre festgesteckten Schlösser schnarren vom Gegenteil. Reihenweise Herzgespenster, die an parallelen Galgen hängen und versuchen, den Stürmen und dem Drift der Züge Stärke entgegenzusetzen, auch wenn ihre Urheber längst schwächeln.
Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.