Als Horst Furunkel einmal Schwäche zeigte

Ballade zum Thema Unschuld

von  LottaManguetti

Aus der Wirtschaft hinterm Moor

dringt aus Luken Qualm hervor.

Horst Furunkel hockt als Gast

nah dem heißen Ofenrohr,

lauscht den Reden, schreckt empor,

als ihn wer am Ärmel fasst.

 

„Sag mal, bist du nicht der Rauber,

Mörder, Dieb, ein Worteklauber

vor Gericht, ein Galgenstrick,

der vermittels Budenzauber

selbst den Teufel – sauber, sauber!-

feste packte am Genick?“

 

„Wem wohl dieses Wissen nützt …?“,

zischt Furunkel halbverschmitzt

beinah ungehört zurück.

„Hier bist du recht ungeschützt.

Schweige jetzt!“ Sein Auge blitzt.

„Sonst verlässt dich heut dein Glück!“

 

Doch der Fremde hockt sich flugs

an den Tisch. Ein wahrer Fuchs,

denkt Furunkel ehrfurchtsvoll.

Aus ihm dringt kein einzger Mucks,

dafür glotzt er wie ein Luchs

auf den anderen mit Groll.


Der begann auf Bier zu hoffen,

seine Augen standen offen

und sein Leib - bewegungslos.

Horst Furunkel starrt betroffen.

War der andre schon besoffen?

Gab dem Fremden einen Stoß.

 

Als der leicht zur Seite schwang,

rutschte - still vom Hocker sank,

wird Furunkel kreideweiß.

Aus dem Rücken blitzt noch blank

Messers Schneide, und das drang

bis ans Herz dem Naseweis.

 

Schweigen herrscht in der Spelunke;

rundum blickt der Erzhalunke,

hebt zur Abwehr seine Pranken,

als ihn packt ein Geistesfunke,

um gehetzt mit eilend Schwunge

aus dem Wirtshaus rauszuwanken.

 

Doch die Wirtin steht parat

als er an die Türe trat:

„Du begleichst zuvor die Zeche!“

„Liebes Frollein! Ganz privat:

Jenes war nicht meine Tat!“

Murmelt er und: „Ja, ich bleche.

 

Ich hab diesmal nichts verbrochen!“

Kaum hat er den Satz gesprochen,

wird es laut in der Taverne.

O, die Stimmung war am Kochen!

 

Bald schon heißt es nah und ferne:

Horst Furunkel? Fast erstochen!




Anmerkung von LottaManguetti:

Sammlung:  "Aus dem Leben eines Horst"

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Kommentare zu diesem Text


 GastIltis (18.01.22, 16:57)
Jetzt hast du mich erwischt, liebe Lotta, und
(er)schlägst mich mit eigenen Waffen:

Wird nun aus dem Wortverdreher
hinterm Moor ein Worteklauber?
Wär sein Ruhekissen näher
am Gewissen dran und sauber

und es nicht vor Qualm so dunkel,
dass man völlig ungeschützt,
wie im Beispiel hier Furunkel,
der fast hinterm Ofen sitzt,

könnte man vor Schreck vermuten,
erstens wird hier zugestochen,
zweitens droht man zu verbluten.
Hat hier jemand was verbrochen?

Ja, und dafür muss er blechen,
falls er nicht genug Humor hat
beispielsweise, um zu zechen,
oder noch was andres vorhat.

Dass dein Gedicht wie aus dem Nichts plötzlich auf meinem Smartphone erscheinen konnte, ist mir zwar schleierhaft, hängt sicher aber mit unserer Verbindung zusammen. Herzlich Gil.

 LottaManguetti meinte dazu am 19.01.22 um 09:26:
Das ist mir ebenso schleierhaft, Gil, aber werten wir das mal alstatsächlich gute Verbindung. :)
Kürzlich erst war ich in der Altmark. Ein paar Moleküle von dir schwirren da noch rum ... ;)

 GastIltis antwortete darauf am 19.01.22 um 10:29:
Wir werden sehen.

 AlmaMarieSchneider (18.01.22, 17:35)
Als Krimi-Fan freue ich mich über Deine wunderbare spannende Ballade. 

LG
Alma Marie

 LottaManguetti schrieb daraufhin am 19.01.22 um 09:27:
Liebe Alma-Marie, Krimis schreiben möchte ich zu gern können! Leider wird es wohl zeitlebens nur beim Versuchen bleiben. ;)
Danke dir!
Lotta

 TassoTuwas (18.01.22, 19:23)
Hallo Lotta,
kann man sich sowas ausdenken? 
Ich vermute ja eher einen Lokal-Bericht aus deiner brandenburgischen Stammkneipe!
In jedem Fall, ein großer Spaß! :)
Liebe Grüße
TT

 LottaManguetti äußerte darauf am 19.01.22 um 09:29:
Das ist ein Bericht aus dem Brandenburgischen Fläming, in dem es in alten Zeiten derartige Spelunken noch gab ... mitten in den tiefen Wäldern.

:)

Liebste Grüße, auch ans Brabbebbl
Lotta

 Didi.Costaire (19.01.22, 00:11)
Ein guter Ruf in schlechten Kreisen
(zumeist aus Mangel an Beweisen)
erweist sich manchmal auch als schlecht.
Gefährlich wird's, wird viel gezecht.

Beste Grüße,
Dirk

 LottaManguetti ergänzte dazu am 19.01.22 um 09:37:
Du bist ein guter Philosoph in ... ach nee, stimmt nicht. :D
Herrlich! So herum habe ich das noch nie betrachtet. Wurde langsam Zeit!

Dank und Gruß
Lotta muss
weiterarbeiten. :(
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