Drum prüfe, was sich ewig bindet

Ballade zum Thema Abgrenzung

von  LottaManguetti

Am Rande eines Brunnens hockte
ein Viech, das Mückenweibchen lockte.
Der Sabber troff ihm aus der Gosch.
Ihr wisst schon wem? Na klar: dem Frosch!
Die Mücken, schier paralysiert
und auf den Brunnen programmiert,
umkreisten dessen feuchte Chose.
Der Lurch erstarrte in der Hose.

Rasch war die Erste auserkoren,
der Protz begann sie anzubohren.
Doch leider leider: Sein Entzücken
traf dummerweis nur andre Mücken.
Sein Trost: „Ein Mücklein unter vielen
wird sich schon finden, nur gut zielen!“
Im Schatten, unter einem Schirmchen,
baut vorsorglich der Gute Türmchen.

Dort raunt er leis: „In der Natur
fühlt sich, wie ich, die Kreatur,
tatsächlich als ein junger Spund ...“
Das Mücklein hörts mit spitzem Mund.
Ihr Blickt streift teilnahmslos den Rasen.
Da hat der Frosch sich aufgeblasen!
Schon rappelte und zappelts flugs
in seiner klammen Unterbuchs!

„Komm her zu mir, du junges Stück,
hier findest du dein großes Glück!“
(Wie er dabei die Zunge streckte,
die Hüfte schwang, die Lippen leckte!)
Die Mück war schlau, denn sie blieb fern,
schier unerreichbar wie ein Stern.
Zu allem Ungemach verschwand
ihr Antlitz hinterm Brunnenrand.

Der Nix begann das Lied zu pfeifen:
„Ich muss mich hier auf nichts versteifen!
Ich sag es euch geradeaus,
die nächste bleibt kein Augenschmaus.
Gewiss, der Hunger knautscht bereits
im Leibe mir. Doch keinen Geiz:

Zur Not werd ich mir eine nehmen,
die grade noch … Was soll das Grämen
um eine Schönheit hier am Ort“
und formulierte gierig fort.
„Ach küsst mich bitte, küsset mich!
Ich bin ein Prinz!“, quakt Kröterich.
Er warf dem Mückenschwarm entgegen:
„Wie schön ihr seid! Göttlicher Segen!“,

worauf die Mücken ihn umschwirrten
gleich einem religiösen Hirten.
Da jagt die Zunge in die Luft,
schnappt fangbereit aus diesem Schuft.
Die Mücke, die dran kleben blieb,
vermutete, er hätt' sie lieb
und riss die Beinchen in die Höhe.
Vom Brunnenrand riefs: „Wehewehe!"

Mit einem Happs ward sie verschluckt
kaum dass sie einmal nur gezuckt.
Der Grüne, indes er verdaut,
hat sich nach Vorrat umgeschaut.
Das Mücklein hinterm Brunnenring
schnauft einmal durch, denkt: ‚Wattn Ding!
So kann man sich in einem keuschen
und wortgewandten Fröschlein täuschen!‘

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (21.01.20)
Sehr anständig, dass er wenigstens eine Hose trug!

Schöne Grüße, Dirk

 LottaManguetti meinte dazu am 21.01.20:
Aber natürlich, Didi! So ne grüne Pumphose aus edler Seide mit schwarzen Biesen. Hach, ich sehe sie fast vor mir! So eine schöne Hose!



Lieben Gruß
vonne Lotta

 EkkehartMittelberg (21.01.20)
Hallo Lotta,
ich sagte es immer und sag es noch:
Mit Geduld und Spucke
fängt man eine Mucke.
Liebe Grüße
Ekki

 LottaManguetti antwortete darauf am 21.01.20:
Tja, Ekki, aus dir spricht ein Fuchs!



Lieben Gruß
vonne Lotta

 GastIltis (21.01.20)
Hallo Lotta, märchenhafter Text, köstlich verreimt!

Natur verträgt sich mit Geduld,
wer anders denkt, ist selber schuld.
Man mag so vieles gern verkiesen,
dem Frosch mit seinen geilen Biesen
geht man so schnell nicht durch die Lappen,
zumal man appetitlich ist als Happen.

Liebe Grüße von Gil.

 LottaManguetti schrieb daraufhin am 21.01.20:
Schlau sollte man sein, oh, Gil,
sonst macht der Grüne, was er will!



Liebe Grüße zurück
Lotta

 TrekanBelluvitsh (21.01.20)
War bestimmt ein Investmentbankerfrosch...

 LottaManguetti äußerte darauf am 21.01.20:
Bestimmt!
Einer von den Dunkelgrünen im Sinne der 68er.
Al-Badri_Sigrun (61)
(21.01.20)
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 Artname ergänzte dazu am 21.01.20:
Mörderische Ballade über einen Frosch, dessen einziges Verbrechen wohl sein männliches Geschlecht zu sein scheint.

Wie dem auch sei: Leider lecker, ähm locker geschrieben.

 LottaManguetti meinte dazu am 21.01.20:
Oder lies und versteh, Sigrun.

Ich danke dir.
Lotti

 LottaManguetti meinte dazu am 21.01.20:
@ arti

Nun, das Geschlecht ist hier nur Mittel zum Zweck, um die Gier zu verdeutlichen, die, sagen wir es mal so, ursächlich dafür ist, dass sich Anspruchslosigkeit durchzusetzen vermag.

Locker geschrieben - das scheint nur so und soll es auch. Es steckt schon eine Mütze voll Arbeit darin.
:-)

Herzlich bedankt sich
Lotta
Fisch (55)
(21.01.20)
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 LottaManguetti meinte dazu am 21.01.20:
Richtig. Ich wusste, ich habs nicht für lau verreimt!
Ob aller Sabber letztlich kulturell ist, sei mal dahingestellt.
Vielleicht.
Wertvoll auch?

😂

Lieblichen Gruß in den Brunnen

😘Lottili

Antwort geändert am 21.01.2020 um 22:51 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 21.01.20:
Da ist Dir eine sehr gute Metapher für die, sagen wir einmal: zwischenmenschlichen Beziehungen gelungen.
Über die[i/] Mücke und der Frosch muß ich noch nachdenken; ich vermute, das funktioniert auch umgekehrt - also geschlechtsmäßig, meine ich. Ist aber nur eine Vermutung.

 LottaManguetti meinte dazu am 22.01.20:
Aber sicher funktioniert das auch (geschlechterbezogen) andersherum! Die Geschichte verliefe dann etwas anders, aber mitnichten besser.
Ich musste mich entscheiden und was liegt da näher, als sich für den eigenen Gegenpart (ich bin ja bekanntlich und wirklich weiblich) auszusprechen?
Was ich tatsächlich ausdrücken wollte: Die Ungeduld, das fehlende Bemühen um etwas, die Bevorzugung der einfachen Wege, die keine echte Qualität hervorbringen, aber schnell zum Ergebnis führen ("weniger nachhaltig").
Der schnelle Konsum diktiert hier das Verhalten der Kröte, die wahllos und anspruchslos in die Menge greift, anstatt um die besten Happen zu kämpfen, sich zu bemühen, zu genießen.
Es ist wie in vielen Dingen, die uns heutzutage umgeben: Schnäppchen greifen, unbefriedigt zurückbleiben und jammern. So richtig um Qualität will sich niemand mehr bemühen.

Danke dir und grüße dich
Lotta

Antwort geändert am 22.01.2020 um 09:31 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 22.01.20:
He, wir bemühen uns noch um Qualität!
Keine Einwände gegen Deine Geschlechterwahl.

 TassoTuwas (22.01.20)
Hallo Lottchen,
jetzt bin ich am Grübeln, was Sie vor vielen, vielen Jahren wohl meinte, als sie sagte: "Sei kein Frosch"???
Egal, ist eh zu spät
Herzlichst
TT

 LottaManguetti meinte dazu am 22.01.20:
O, diese Frage kann ich dir auch nicht beantworten, mein Prinz! Ich vermute nur, sie wollte dir sagen, dass du wohl von ihren Qualitäten überzeugt sein darfst. Das ersparte dir ja bekanntlich den Griff in die Schnäppchenkiste!?


Herzlichst zurück
Lottili

 Regina (31.03.20)
Früher küssten Prinzessinnen Frösche und diese wurden zu Prinzen, heute küssen Mücken Prinzen und die werden zu Fröschen. LG Gina

 harzgebirgler (23.11.20)
so schönrednern die's draufhaben mit schleim
geht viel naives dauernd auf den leim.

lg
harzgebirgler
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