Die Verlassene

Ist stärker er und tapfrer als die andern?
Nein, er ist einer nur von vielen Tapferen
und trägt das grüngescheckte Kleid modernen Kriegs.

Sitzt wohl im Panzer jetzt und richtet die Kanone
und kann nur hoffen, dass die Tarnung hält,
die Drohne sie nicht sieht, die tückisch stille.

Ob er an Oleksandra denkt, sein Töchterchen?
Dass in mir Neues wächst, weiß er noch nicht.
Ach, wär er hier und könnte mich umfangen!

Doch er muss kämpfen fern im kalten Osten
in einem überflüssigen Bruderkrieg.
Gott strafe den, der ihn vom Zaune brach!

In ungepflegten Strähnen hängt das Haar
mir in vom Kummer tief gefurchte Züge,
Sehnsucht und Sorge können tödlich sein.

Für wen soll ich noch leben, wenn er fällt?
O gib ihn mir zurück, er wird verletzt sein,
wenn nicht am Körper, so doch innerlich.

Ich werde ihn mit Oleksandra pflegen
und mit dem Brüderchen, das in mir wächst.
Wo ist der Blister mit den Ruhespendern?

Im Schlaf vergessen ist mein einziger Trost,
doch wach ich auf, starrt mich entsetzlich an
das Antlitz dieses Kriegs: die Camouflage.