Ich weiß euch wohl ein Schloss, so hoch gebaut
am Ufer jenes Sees, der mich gebar,
wenn halb der Mond dem Mars sich anvertraut,
dann tanzt dort meiner Flammen bleiche Schar.
Im Gaslichtschimmer kellnern steife Raben,
dienen Getränk den matten Tänzern an,
die, kaum dass sie davon gekostet haben,
bald hüpfen und bald krächzen, Mannomann.
Die dürre Phyllis dort, vor Kummer grau,
sie walzt mit ihm, den sie mir vorzog, doch
er schoss sich in die Stirn ein rundes Loch,
verhöhnend Kinder und die treuste Frau.
Die einst so Fröhliche, die Akne-Narben
verzieren immer noch ihr Antlitz schön,
Melite führt zum Elfenreigen den,
der ihrem Leben austrieb alle Farben.
Und dort die Zierliche mit blut’gen Beinen,
verlief sie sich im frommen Dornenhag?
Chloe nahm Gift an meinem Hochzeitstag
und bat mich brieflich, nicht um sie zu weinen.
Die an der Wand, ein schmollend Mauerblümchen,
noch immer wartend, dass der Retter naht -
was für ein aufgebrezelt Altertümchen –
in Phrynes Brüsten keimte böse Saat.
Dich auch, mein Daphnis, treffe ich hier an –
Wir waren Freunde – oder etwa nicht?
Warum hast du’s verleugnet? Mannomann,
ist Ehrlichkeit nicht erste Freundesflicht?
Und jener dort – was sitzt er so allein
auf der Armsünderbank, die Stirne schwer
in kalte Hand gestützt? Sollt‘ es die meine sein?
O weh – ich bin es selbst – es ist kein „er“!
Doch weiter geht der Tanz; `s ist Damenwahl,
sie trotten und sie rocken, walzen, balzen,
`s wird Rabenbier gereicht; die Kellner schnalzen,
ich trink‘ und klatsche ab so kahl wie fahl.
Bei all dem Treiben ist es gut zu wissen,
dies Schlösschen, das so feenhaft in die Nacht
einstmals gestrahlt, ist lange abgerissen,
hat einer Kreislaufklinik Platz gemacht.