VON BÜCHERN UND ROSEN

Gedicht zum Thema Buch/ Lesen

von  hermann8332

VON BÜCHERN

UND ROSEN


In einem Buche blätternd

er eine Rose fand


welk und zerdrückt


...und auf

des Buches Rücken


ein Wort dort

stand


von ihm noch nie

erblickt:


Fünf goldene Lettern

es umfaßt


ein L ein I

zwei B ein E


auf dieser

Lederschwarte steht


so dreckig

schwarz


und abgegriffen


unnansehlich

und verschlissen ....


Es ekelt ihn

es aufzuschlagen


Der Moder schlägt ihm

auf den Magen


und es ist voller

Schmerz und Leid


und voller

larmoryanter Klagen


Gewissenspein


und Lustverzicht


Sein Text zu ihm

gehässig spricht


Klar,

daß das Röslein

starb gleich dort

an diesem widerlichen Ort

und welkte dort sofort

verweste und verdarb

in diesem schwarzen Sarg


Er streckte die Tentakel aus

und nahm ein anderes Buch

heraus


aus diesem großen Bucharchiv


und war beeindruckt davon tief

weil es besang


die Lebensfreude


die Lust auf Wein, Weib

und Gesang


und dies viele Seiten lang


ein V ein I ein O ein D


auf seinem roten Rücken steht


unverschnörkelt und gerade

ohne kitschige Goldgravur


einfach und gediegen nur



Er schaut voll Freude

nun hinein


und bildet sich dabei ein :


Das Röslein wär hier

rosig geblieben


und nicht so jämmerlich

verschieden


Es kam

ins falsche Buch hinein


Es ward gepflückt

von lieber Hand:


dem Glück, der Freude

zugewandt


doch ein

vernebelter Verstand

er führte diese zarte Hand


geknechtet durch Buße

und Reue


und von der Höllenangst

geplagt


diese schöne Hand,

die scheue,


die sich vor lauter Furcht

verirrte


und es dem falschen

Buch zuführte ...



So sah er vieles


da auf Terra


von Artefakten

seltsam fremd


von Ideologieen

überfrachtet


und von Dogmatik

eingedämmt


was diese Kultur

umnachtet


die nie zur Blüte

sich aufschwang


und hatte

ihre Chance vertan


und dann verwelkte

wie das Röslein ....


... das kam ins falsche Buch

hinein ...


Es ist bewußt ihm

und er weiß :


Da waltet des Schicksals

Geheiß


und des

Homo Sapiens Wille


nachhaltig

auch in tiefster Stille


denn der ist ihm

sein Himmelreich


doch seine Hölle

auch zugleich



Er scannte

beide Bücher

schnell


speicherte sie

organisch ab


bevor er sich

hinaus begab


Sol schien draußen

schon heiß und hell


als er sie stellte

ins Regal


doch wohin

war ihm nicht egal


und stellt sie auf


nicht mehr entfernt

wo sie da standen

weit getrennt


sondern


das andere

neben das eine


das eine neben

das andere


nebeneinander



das Schwarze

neben

das Rote


und nicht als Antipode


das eine handelt vom

Leben


das andere handelt

vom Tode


und das ist nicht

das Rote


und nicht vice versa

wie man meinte auf

Terra da ...

...und sprach vom

ewigen Leben ...

...und davon daß der Tod

würde Erlösung geben ...


... von diesem irdischen

Jammertal ...


...selbstgeschaffen

allzumal ...


... mit Hilfe

und durch das schwarze Buch

als einem Menetekel


und inhumanem Fluch



Sein Raumschiff

wartete schon


und die Kunstkommission

erwartete seinen Bericht


Mal sehn,

was man dort spricht ...


Seitdem,

kann man

auf einem toten Planeten


in einem verstaubten Bücherregal

und verfallenden Büchersaal


zwei Bücher nebeneinander

stehen sehen


beide war`n vorher

strikt getrennt


denn wer ihren Inhalt kennt

der weiß sie sind diametral


DIE HEILIGE

SCHRIFT


voller biblischer Plagen

und irdischer Klagen

schwarz

dogmatisch

ideologiebeladen


lebensverachtend

todesbesessen


pietistisch

um Erlösung

schmachtend


voller Engstirnigkeit

Moralismus

Pharisäerhaftigkeit

Pingelichkeit

Kleinkariertheit

und

Geschmacklosigkeit


ARS AMATORIA

ET

METAMORPHOSES


urban , großstädtisch,

kosmopolitisch

humanistisch und liberal

für Leib und Seele:

eine Labsal


geprägt von hellenistischem

Ästhetizismus


ein Bestseller

für die Bonvivants

der antiken Lebewelt



Nun waren die Bücher

zum Vergleich


richtig

nebeneinander

gestellt

die Rose in ihrem

passenden Buch


neutralisiert

der üble Fluch

durch ein

extraterrestisches

Wesen

kunstsinnig

und belesen

mit einer zarten

Tentakelhand

und

mit Geschmack

und

Verstand

















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Kommentare zu diesem Text


 AlmaMarieSchneider (06.11.22, 15:13)
Mich hat dieser Text berührt und beeindruckt. Eine Rose im falschem Buch. 

Liebe Grüße
Alma Marie
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