Das Date

Text zum Thema Erotik

von  AlmaMarieSchneider


Die Baumanns könnte man als gutbürgerliches Ehepaar ohne Kinder bezeichnen. Beide Mitte Vierzig und fest in die Vereinslandschaft in ihrem Heimatort Witten integriert. Günther, Vereinsmitglied beim FC Waldberg und zuständig für den Nachwuchs, sollte von nun an auch das Amt des kürzlich verstorbenen Kassierers übernehmen.

Er sagte zu, unter der Voraussetzung, dass Erika, seine Frau diese Arbeit verrichten würde und für sie ein PC angeschafft werde. Sie als Nur-Hausfrau hätte ja entsprechend Zeit, aber eben das Rechnen wäre nicht so ihre Sache. „ So ein PC rechnet doch alles von selbst zusammen“ meinte der erste Vorstand und eine durchgeführte Abstimmung in der eigens einberufenen Mitgliederversammlung ergab dann die erforderliche Mehrheit für die Anschaffung.

Der neue PC kam und Erika war Feuer und Flamme. Abend für Abend ließ sie sich etwas mehr in die Geheimnisse des grauen Kastens von Günther oder ihrer berufstätigen Nachbarin einweisen. Besonders fasziniert war sie vom Internet. Nachdem Otto-Katalog und sämtliche Witt-Angebote durchforstet waren, landete sie auch ungewollt auf Erotik und Abenteuer.de


Erika, teils entsetzt und teils angezogen von den Profilen und Möglichkeiten klickte auf „kostenlos Anmelden“ und schon ging es los. Von nun an nannte sie sich Nixe, 32 Jahre alt (die 10 Jahre mehr sah man ihr nun weiß Gott nicht an) und sie war an erotischen Treffen mit Männern interessiert. Sie wünschte sich DAS BESONDERE.

Sie wolle Sex, schrieb sie, wolle aber nicht wissen mit wem. Weder wie der Mann aussieht noch sonstige Informationen. Nur das ungefähre Alter sei ihr wichtig. Treffen nur im Hotelzimmer und es müsse vollkommen abgedunkelt sein. Gesprochen solle auch nichts werden und eine Maske für das Gesicht wäre unverzichtbar.

Immerhin lebte Erika nicht in einer Großstadt und etwas sicher gehen müsse man ja schließlich.


Noch am gleichen Tag meldeten sich Interessenten und Erika entschied sich für einen Herren, Nickname Eifelbär im Alter von 41 Jahren. Das Treffen sollte Mittwoch um 12 Uhr im Hotel Atlon, Zimmer 110 stattfinden. Samstag wäre auch gegangen. Ihr Günther, der als Lagerleiter arbeitete musste neuerdings oft auch an Samstagen bis 14 Uhr arbeiten.


Natürlich war Erika aufgeregt als sie dann am Mittwoch gegen 11 Uhr in ihren Fiat Punto stieg und in die nahe Kleinstadt fuhr um ihren ersten Liebhaber zu treffen.

Noch nie hatte sie derartig schräg eingeparkt und an der Rezeption fiel ihr die Nummer des gebuchten Zimmers nicht mehr ein. Natürlich wusste sie nicht, auf wen es gebucht war. Sie hätte dort nur dreimal schnell und zweimal mit längeren Pausen anklopfen müssen. Er hätte ihr dann geöffnet. Aber wie war nur die Zimmernummer? Ihr kam in den Sinn, dass sie laut auflachte als sie sie las und dachte: „Na dem pressiert ‚s aber“. Immer wenn Erika aufgeregt war, musste sie auf die Toilette und sie wusste, dass sie sich verspäten würde oder gar nicht erscheinen könne, wenn ihr nicht bald die Zimmernummer einfallen würde.

Erika mustere ihr Gesicht im Spiegel und lächelte. Sie war immer noch eine hübsche Frau.

Über dem Spiegel hing ein Schild mit den Anweisungen im Falle eines Brandes und die Rufnummer des Notrufes 110. Wie ein Blitz durchfuhr es Erika, ja es war Zimmer 110 und sie griff nach ihrer Handtasche und verließ eilig die Toilette.


Zimmer 110 war im ersten Stock. Erika zog sich ihre Maske über dem Kopf und klopfte mit dem vereinbarten Zeichen an. Die Türe öffnete sich und Erika schlüpfte in die dunkle Hotelsuite.

Den Umrissen nach, die Erika erkennen konnte, steckte der Mann im Bademantel und die Ledermaske wirkte in der Dunkelheit schaurig. Die Vorstellung von diesem Dämon genommen zu werden, seine Hände zu spüren und wie er in sie eindringt verursachten in Erika eine ungeduldige Erwartung.

Erika zog sich aus und ohne Umschweife kam man zur Sache. Sie spürte sein kleines Bäuchlein und musste kurz an Günther denken, dann gab sie sich ganz dem Gefühl ihrer Erregung hin. Er nahm sie so hart, dass sie ihm in die Schulter biss. Sein tiefes Stöhnen jagte ihr Wellen durch den Körper, die sich dann irgendwann in Schreie und Bewegungen entluden.

Der Mann legte sich aufs Bett, rauchte und beobachtete sie aus den Sehschlitzen seiner Maske heraus, während Erika sich anzog. Niemand sprach ein Wort. Als Erika fertig war griff sie nach ihrer Handtasche und verließ das Hotelzimmer. Im Flur riss sie sich hastig die Maske vom Kopf .

Auf der Heimfahrt wusste Erika, dass sie diesen Mann wieder treffen musste. Er war die Wucht. Auch der Mann schien dieses Date genossen zu haben und so wurde ein regelmäßiges Treffen daraus. Günther ahnte natürlich nichts. Erika gab auch ihm, was er an Sex benötigte und er war eh immer in zwei Minuten fertig, drehte sich dann um und schnarchte neben ihr.

Erika dachte daran, dass auch Günther früher ein ganz passabler Liebhaber gewesen war. Kraftvoll und ohne Umschweife, fast so wie ihr Eifelbär.


Erika machte sich gerade wieder einmal für ihr Date fertig, als Günther anrief und ihr mitteilte, dass er zukünftig fest für die Samstagsarbeit eingeteilt sei. Es ginge ja sowieso schon eine Weile so und sie möge doch bitte die noch fälligen Vereinsbeiträge anmahnen. Er käme ja nicht mehr dazu. Er küsse sie zärtlich, dann legte er auf.

Erika schluckte, doch nein, er habe sicherlich nichts gemerkt. Sie griff nach ihren Schlüsselbund, an dem ein kleines braunes Ledermäppchen baumelte. ERIKA war in Goldschrift darauf geprägt. Sie betrachtete es kurz, lächelte und strebte ihrem Fiat zu.


Im Hotelzimmer wartete bereits der Mann mit der fürchterlichen Maske. Es war wie immer dunkel. Erika stellte ihre Handtasche auf das Siteboard, warf ihren Schlüsselbund daneben und zog sich aus. Sie hatte sich mittlerweile auch eine bequeme Maske gekauft.

Manchmal verspürte Erika den Drang, den Mann zu bitten die Maske abzunehmen und ihr sein Gesicht zu zeigen, doch dann hätte er wohl Gleiches von ihr verlangt und wer weiß….

Wieder war es eine Stunde in der Erika all ihr Verlangen und Lust diesem Manne übergab und er zwischen ihren Schenkeln ein Feuerwerk zündete.


Wieder rauchte er danach eine Zigarette, wieder wurde kein Wort gesprochen und wieder zog Erika sich wortlos an, griff nach ihrer Handtasche und den Schlüsselbund.

Wieder zog sie sich im Flur die Maske vom Kopf und eilte zu ihren Fiat.

Sie wollte aufsperren, doch irgendwie klemmte der Schlüssel. Erneut versuchte sie es. Es musste doch gehen, es hing ja auch ihr Hausschlüssel daran.

Erika drehte etwas das braune Ledermäppchen zur Seite um den Schlüssel besser fassen zu können und hielt erschrocken inne. In goldenem Schriftzug stand dort „GÜNTHER „.







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Kommentare zu diesem Text

Taina (39)
(05.12.22, 21:28)
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 AlmaMarieSchneider meinte dazu am 05.12.22 um 23:10:
Danke Taina. 

Herzliche Grüße
Alma Marie
evocat (70) antwortete darauf am 06.12.22 um 02:56:
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Taina (39) schrieb daraufhin am 06.12.22 um 05:56:
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evocat (70) äußerte darauf am 06.12.22 um 08:06:
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 AZU20 (06.12.22, 11:58)
Irgendwann ahnte ich etwas. So einen Text hätte ich Dir garnicht zugetraut. Alle Achtung. LG

 AlmaMarieSchneider ergänzte dazu am 06.12.22 um 18:10:
Danke AZU20.  :D

Eigentlich geht es hier um etwas angeschwärzten Humor :blush:

Danke auch für Deine Empfehlung.

Herzlichst
Alma Marie

 Dieter_Rotmund (06.12.22, 15:44)
Finde den Topos etwas arg abgenudelt...

Mich würde eher interessieren, wie es mit dem FC Waldberg weiterging. Handwerklich gesehen machst du da anfangs eine Klammer auf, die du am Ende nicht schließt, das wirkt unfertig.
BlueSky (56) meinte dazu am 06.12.22 um 17:46:
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 AlmaMarieSchneider meinte dazu am 06.12.22 um 18:16:
Lieber Dieter_Rotmund,

tja, der FC Waldberg geriet finanziell etwas ins Abseits. Erika war ja mit Anderem beschäftigt. Danke für Deinen Kommentar, schöne Adventstage und guten Fußball via Bildschirm.

Liebe Grüße
Alma Marie
BlueSky (56)
(06.12.22, 17:42)
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 AlmaMarieSchneider meinte dazu am 06.12.22 um 18:23:
Hallo BlueSky,

danke für Deine Kommentare. Ein dickes Kommunikationsproblem würde ich sagen, aber im Bett ist alles perfekt. Was will man mehr.  :D

Schöne Adventstage
Alma Marie

 Saira (06.12.22, 20:10)
Ach, ich mag deine errrotischen Geschichten, liebe Alma Marie.
 
 
Herzliche Abendgrüße
Sigrun

 AlmaMarieSchneider meinte dazu am 06.12.22 um 20:20:
Danke liebe Sigrun, ich freue mich auch über Deine Empfehlung und sende liebe Adventsgrüße
(auch an Wilma)

Herzlichst
Alma Marie
Agnete (66)
(13.12.22, 12:04)
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 AlmaMarieSchneider meinte dazu am 13.12.22 um 23:03:
Liebe Agnete,

wenn Ehepartner sich im Laufe der Jahre voneinander entfernen, kann es schon überraschen was so in dem Anderen steckt. Da fragt man sich: "Wer ist das überhaupt"?

Dir schöne Adventstage und liebe Grüße
Alma Marie

 harzgebirgler (01.01.23, 15:51)
:) :) 
ins roll'n brachte günther den stein
denn ihm fiel der frau'n-pc ein -
gerechnet hat er damit nie
ganz sicher genauso wie sie! :P

toll geschrieben, gerne gelesen!

lg & frohes neues jahr vom harzer

 AlmaMarieSchneider meinte dazu am 01.01.23 um 22:06:
Danke lieber Harzgebirgler für Deinen Kommentar, Deine Empfehlung und Lieblingstext.
Auch Dir ein gutes und frohes neues Jahr.

Herzlichst
Alma Marie

 Perry meinte dazu am 01.01.23 um 23:58:
Hallo Alma Marie,
stelle mir gerade vor, wie die beiden ihre Schlüssel zurücktauschen und feststellen, dass sie in ihrer Beziehung wohl einiges falsch gemacht haben. ;)
LG
Manfred

 AlmaMarieSchneider meinte dazu am 08.01.23 um 19:14:
Könnte peinlich werden (für Beide), aber man scheint sich im Dunklem wieder gefunden zu haben. Ich würde das Date beibehalten.  :)

Liebe Grüße
Alma Marie
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