Wenn er nur hätte …

Szene zum Thema Liebe und Traurigkeit

von  uwesch

Dieser Text ist Teil der Serie  LEBENSUNWÄGBARKEITEN (Prosa)

Sie begleitet ihn heute zum Flughafen Fuhlsbüttel. Etwas, was sie sonst nie tat. Als sie am Gepäckschalter stehen, fühlt er ein Unbehagen aufkommen. Es ist nichts, nur diese Stille, die Sprachlosigkeit. Ein paar Tränen versucht er zu unterdrücken. Die Situation entgleitet, aber er kann nichts dagegen tun.

Sie würden nicht heiraten. Sie war bereits verheiratet und fühlte sich ihrem Mann auf eine eigenartige Weise verpflichtet. Er hatte es nie herausgefunden, was es war. Sie hatte mal gesagt, dass sie in München nicht leben könnte. Ihr Leben sei in Hamburg. Er fühlte sich nur wie eine Facette darin, wollte es aber nicht abschließen. 

„Soll ich in vier Wochen wiederkommen, wenn ich von meiner Dienstreise aus London zurück über Hamburg fliege“, fragt er.

„Das wäre schön“, erwidert sie.

Sie verabschieden sich in der Haupthalle. Sie winkt ihm leicht mit den Fingern.

Er fühlt eine große Leere beim An-Bord-Gehen. Noch bevor das Flugzeug abhebt überfällt ihn eine immense Traurigkeit, so als würde er Hamburg zum letzten Mal verlassen. Er sieht die Elbe langsam unter sich verschwinden und vermisst seine Geliebte schon jetzt.

Vielleicht hätte er auf die Knie gehen sollen.



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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (20.02.23, 07:14)
Hallo Uwe,
es ist ja immer die Ungleichzeitigkeit der Liebe, die eine*n so fertig macht!
Das Devote ist in diesem Zusammenhang wohl eher kontraproduktiv,

ahnt der8.

 uwesch meinte dazu am 20.02.23 um 09:15:
Ja die Ungleichzeitigkeit ist oft das Problem und Devotheit geht manchmal seltsame Wege.
Dank Dir für Deinen Empfehlung und LG Uwe

 AlmaMarieSchneider (20.02.23, 12:33)
Ein trauriges Ereignis, doch voraussehbar. Ist ein Partner verheiratet ist das immer ein getrübtes Glück. Zu viele Menschen bleiben dabei auf der Strecke. Man sollte immer einen sauberen Schnitt machen, dann kann ein neuer Anfang gelingen und auch neue Ideen können realisiert werden.
Mir sagte einmal eine Freundin auf meine Frage, warum alles schief lief: "Mich haben seine Altlasten erschlagen."

Nachdenklich grüßt
Alma Marie

 uwesch antwortete darauf am 20.02.23 um 13:42:
Da ist was dran, an dem Altlasten erschlagen. Meist hängen sie noch im Gehirn herum. Loslassen will wirklich gelernt sein, ist aber wohl unabdingbar um für wirklich Neues offen zu sein.
Dank Dir für Kommi und Empfehlung und LG Uwe

Antwort geändert am 20.02.2023 um 14:03 Uhr
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