Auf der Oberalster

Erzählung

von  uwesch

Dieser Text gehört zu folgenden Textserien:  BEBILDERTE TEXTE,  HAMBURG VOR ORT,  Aus dem Leben gegriffen

Das Paddel tauche ich mit beruhigender Gleichmäßigkeit ins Wasser und halte so das Kanu auf Kurs. Beim Auftauchen werden mit jedem Schlag dünne Wasserstreifen mit hochgezogen, die sich dann in Tropfen auflösen und zurück ins Wasser plätschern.

Heute geht es den Alsterlauf aufwärts. Da ich allein unterwegs bin, habe ich einen Sandsack vorn beim Bug deponiert, damit das Boot gut austariert ist. Bei der Fuhlsbüttler Schleuse ziehe ich es einen Rollen-Steg hinauf in das höher gelegene gestaute Wasser. Weiter flussaufwärts begegnen mir im langsamen Fließen des Flusses tiefhängende Zweige bis hin zu kleinen Dickichten an den Ufern. Ab und an gibt es kieselbedeckte Böschungen und kleine sandige Buchten, wo jetzt im Sommer Kinder buddeln und vorsichtig mit dem Wasser Kontakt aufnehmen. Mit fröhlichem Gejohle werde ich beim langsamen Vorbeischippern begrüßt. Ein frecher Junge versucht mich nass zu spritzen. Die Kinder lachen. Ich lege einen Schlag zu und drohe zurück mit erhobenem Paddel, aber lache zurück. Heute geht es nur bis zum Herrenhaus Wellingsbüttel, wo ich in der Nähe bei einer neuen Freundin in einer der teuersten Villengegenden Hamburgs übernachten werde.

Nachdem ich das Boot auf die Uferböschung gezogen habe, mache ich mich auf den kleinen Fußmarsch zu ihr. Mir kommen dabei Erinnerungen an eine Tour mit einem Freund vor vielen Jahren hoch. Wir kämpften uns damals durch das Gestrüpp des Oberlaufes bei Kayhude, einer Gemeinde im Kreis Segeberg in Schleswig-Holstein. Wildes Dickicht auf engem Raum musste passiert werden, da der Fluss dort schon sehr nahe an seiner Quelle liegt. Geäst, von Stürmen ins Wasser geworfen, und umgefallene Bäume erforderten, dass wir uns Lösungen für ein Weiterkommen überlegen mussten. So wurden wir zu Buschmännern mit Kanus, die das dort schmale Flussbett bezwingen wollten. Wir waren jung und das war damals genau der Weg uns zu beweisen. Ein totaler Gegensatz zu dem heutigen entspannten Paddeln im beschaulich dahinfließenden Wasser mit ausreichender Breite des Flusses weiter abwärts.

Jetzt geht es nur noch darum die neue Freundin zu bezirzen.


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Kommentare zu diesem Text


 lugarex (13.03.23, 11:41)
Zeit fliesst, Wasser auch, wir werden mitgenommen...

elgé Luga

 uwesch meinte dazu am 13.03.23 um 12:50:
.... und manchmal schwimmen wir gegen den Strom - freiwillig oder erzwungenermaßen.
Dank Dir für Kommi und Empfehlung.  LG Uwe
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