Marcel und Rainer Maria

Prosagedicht

von  Redux

Lange Zeit bin ich früh schlafen gegangen,

ich war allein und bevor ich schlief,

vergeudete ich die Minuten

mit dem Anschauen von You-Tube- Filmen,

ich aß zu viel Schokolade

und trank zu viel Rotwein,

aber auch sann ich über mein Leben nach

und oft in der Nacht,

es war schon früher Morgen,

so früh, dass noch kein irrer Hahn

die Morgenstille erschütterte,

kein Zeitungsausträger die dunklen Wege

zu den Häusern nahm,

da war ich wieder hellwach

und irre flatterten die bunten Träume

durch ein zwei Uhr vierunddreißig

und waren kaum zu Erinnerung erkaltet,

als sie schon wieder schmolzen,

danach stieg ich die Treppe hinauf

in meinen Kopf,

ein kleines Karussell stand dort,

fast wie im Jardin de Luxemburg,

und wie nicht anders zu erwarten,

nahm ich nicht den kleinen weißen Elefanten,

sondern ich sattelte

das letzte beschissene Jahr,

das beschissenste Jahr meines Lebens

und ich ritt schlaflos

in wilder Gebetsmühlenfahrt

zum nächsten Morgen,

ohne Ruhe und ohne Schlummer zu finden,

um vollständig und deprimiert

und vollends im Arsch zu sein.

Lange Zeit bin ich zu früh schlafen gegangen,

um nachts Karussell zu fahren,

das war nicht nur nicht gut,

mein lieber Marcel,

mein lieber Rainer Maria,

es war etwas, dass ich nie wieder vergessen werde.





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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (22.06.23, 07:32)
Leider gibt es immer wieder Leute, die besser schreiben!
Ist wie mit den Singvögeln und den Krähen ... :D

 Redux meinte dazu am 22.06.23 um 15:38:
Vielen Dank, lieber achter, es hat mich sehr gefreut...

 Oops (22.06.23, 11:11)
Wenn Du direkt jetztZeit aus Deinem Leben schreibst fühlt es sich sehr lebendig und echt und wahrhaftig an. Das würde ich mich nicht trauen. Chapeau. Dann hoffe ich der Spruch bewahrheitet sich: "nach jedem tief kommt auch wieder ein Hoch".

LG Oops

Kommentar geändert am 22.06.2023 um 11:11 Uhr

 Redux antwortete darauf am 22.06.23 um 15:40:
Ja, auch ich glaube an diese Weisheiten. Es wird so sein und es ist auch gut so.
Vielen Dank, liebe Oops

 Saira (22.06.23, 13:38)
Hallo Redux,

wehe, das Gedankenkarussell fängt an ... kenne ich.

Du hast diese Art von Schlaflosigkeit eindrucksvoll herübergebracht.

Liebe Grüße
Sigrun

 Redux schrieb daraufhin am 22.06.23 um 15:42:
Ist das nicht schrecklich? Deine eigenen Gedanken martern dich, obwohl du genau weißt, wie dringend notwendig der Schlaf ist.
Vielen Dank, Sigrun

 Saira äußerte darauf am 22.06.23 um 18:11:
Ja, lieber Redux, das ist schrecklich, weil sich LyrIch in dem Fall in einem Kreislauf befindet.

Ohne Schlaf werden wir krank.

Darf ich deinem LyrIch einen Rat geben? Es sollte sich nicht zu früh ins Bett legen und an Dinge/ Sehnsüchte denken, die es glücklich machen würde. Es wirst dennoch in das übliche Gedankenkarussell fallen. Zulassen!!! Das ist der Punkt. Zulassen! Irgendwann wird es müde werden und schlafen.

Falls LyrIch traumatisiert sein sollte, braucht es professionelle Hilfe!

Liebe Grüße
Sigrun
Lena (60)
(28.06.23, 19:05)
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 Redux ergänzte dazu am 28.06.23 um 21:21:
Vielen Dank, Lena, genauso ist es, der kleine Teufelskreis morgens um halb 3...wie ich lese, ist er nicht nur mir bekannt...
Liebe Grüße
Lena (60) meinte dazu am 28.06.23 um 22:36:
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