DU LÄSST DICH GEHEN
Gedicht zum Thema Alter
von hermann8332
EHELICHES SONETT
ALS SINGSPIEL
FÜR ZWEI PERSONEN
in Anlehnung an das Chanson
von Charles Aznavour
tu t`laisses aller
ER :
Es war einmal,
da warst du schön
Jetzt bist du häßlich
und bequem
Du läßt dich gehn
Du läßt dich gehn
Es war einmal
da warst du schlank
da warst du sportlich
und warst rank
Jetzt kann man dich
als Nilpferd sehn
Du läßt dich gehn
Du läßt dich gehn
Es war einmal
vor langer Zeit
schon einer schieren
Ewigkeit
da war ich jederzeit bereit
für dich selbst durchs Feuer
zu gehn
Da warst du schön
Da warst du schön
Du ließest dich gehn
Du ließest dich gehn
und nun bin ich auch
zu bequem …
Du sagst von mir
ich ließe mich gehn
Ich sag von dir
du läßt dich gehn
Mein Gott,
dann laß uns beide gehn
doch hoff ich nicht getrennte
Wege
Das wär für dich
das wär für mich
sicherlich recht unbequem
wenn jeder
müßte einzeln gehn
Laß uns zusammen
weitermachen
und laß uns streiten,
schimpfen, hassen
und mitunter sogar
lachen
Wir sollten uns nicht
scheiden lassen
Ich hab schon lange
resigniert
und du bist traurig
deprimiert
So ergeht es halt
uns beiden
Lassen wir uns
gemeinsam treiben
den Styx abwärts
bis zum Hades
wo uns abholt
der Fährmann
demnächst
oder irgendwann
Es war einmal,
da warst du jung
und warst vital
und voller Schwung
da warst du liebreizend
und schön
Jetzt bist du alt
und läßt dich gehn
SIE :
Du warst einst liebevoll
und nett
Wolltest dauernd mit mir
ins Bett
Jetz tritt zum Spiegel
schau dich an !
Was siehst du da
du alter Mann ?
Du bist so fett
und so bequem
Du läßt dich gehn
Du läßt dich gehn
DUETT :
Wir haben uns beide
gehen lassen
Komm laß uns
an den Händen fassen
und gehen wir
den letzten Gang
Ich bring dich um
irgendwann
und du machst
mit mir das Gleiche
Ich deine Frau
und ich dein Mann
sind beide
keine schöne Leiche
Wir haben uns beide
gehen lassen
und das ein ganzes
Leben lang
schon von Anfang an
als wir uns das Jawort
gaben
statt rechtzeitig
NEIN zu sagen
Doch NEIN
das ist so unbequem
also ließen wir uns gehn
und gingen ein den Bund
fürs Leben
bis daß der Tod uns scheidet
was er bei dir
- ach leider Gottes -
immer noch vermeidet ...
DU LÄSST DICH GEHN
CHANSON – TEXT
Du bist so komisch anzusehn.
Denkst du vielleicht, das find ich schön?
Wenn du mich gar nicht mehr verstehst
Und mir nur auf die Nerven gehst?
Ich trinke schon die halbe Nacht
Und hab mir dadurch Mut gemacht
Um dir heut′ endlich zu gestehen
Ich kann dich einfach nicht mehr sehn
Mit deiner schlampigen Figur
Gehst du mir gegen die Natur.
Mir fällt bei dir nichts andres ein
Als Tag und Nacht nur brav zu sein
Seid Wochen leb' ich neben dir
Und fühle gar nichts neben mir
Nur dein Geschwätz′ so leer und dumm
Ich habe angst, dass bringt mich um, ja
Früher warst du lieb und schön
Du lässt dich gehn, du lässt dich gehn.
Du bildest dir doch wohl nicht ein,
Du könntest reizvoll für mich sein
Mit deinen unbedeckten Knien
Wenn deine Strümpfe Wasser ziehn.
Du läufst im Morgenrock herum
Ziehst dich zum Essen nicht mal um
Deine Haare da baumeln kreuz und quer
Die Lockenwickler hin und her
Und schiefe Hacken obendrein
Wie fiel ich nur auf sowas rein.
Vor meinen Freunden gibst du an
Und stellst mich hin als Hampelmann,
Das bringt mich nachts sogar im Traum
Im tiefen Schlaf noch auf dem Baum.
Ich hab' gedacht du hast mich lieb
Als ich für immer bei dir blieb
Wenn du nur still wärst, das wär' schön.
Du lässt dich gehn, du lässt dich gehn.
Bei Tag und Nacht denk′ ich daran
Ob das nicht anders werden kann
Du bist doch schliesslich meine Frau
Doch werd′ ich nicht mehr aus dir schlau.
Zeig mir doch dass du mich noch liebst
Wenn du dir etwas Mühe gibst
Mit einem kleinen Lächeln nur
Und tu' auch etwas für die Figur.
Dann hätte ich wieder neuen Mut
Und alles würde wieder gut.
Sei doch ein bischen nett zu mir
Damit ich dich nicht ganz verlier′
Denk' an die schöne Zeit zurück
Die Liebe auf dem ersten Blick
Wie ich am Abend zu dir kam
Und dich in meine Arme nahm
An meinem Herzen, dass wär′schön
Da lass dich gehn,
da lass dich gehn