offen bar

Gedicht

von  Tula

da steht es nun vor mir
das Wort

ein fernes Licht in dunklem Feld
im Schnee die erste Blume
ein Hühnergott von meinem Strand
den suchte ich für dich
drei Nächte lang

das Wort wird manchmal ungestüm
und glaubt es wär' das Schwert im Stein
ein Schwur der tausend Heere schlägt
und dich aus dem Verlies befreit

dann wieder wird es Rosenzweig
und unverhüllte Konfession
bisweilen auch ein breiter Strom
der schweigend durch die Träume treibt

geduldig ist das Wort
und wartet auf den nächsten Tag
wie jeden Tag
dann kleidet es sich liebevoll
mit meinem Blick
für diesen einen Augenblick

obwohl es weiß
du liest es
nicht



Anmerkung von Tula:

PS: aus zugetextet.com Nr. 5 / 2018

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (24.09.23, 06:37)
Lieber Tula,

schon im Titel offenbart sich Kunst: Das Wort liegt bar jeden Schmucks und offen für alles, es ist redlich und öffnet den Weg nach innen; für den Trostbedürftigen heißt es "die Bar ist geöffnet!"
Auch der Rest ist sehr schön ausgeführt - und anheimelnd, womit wir bei meiner Lieblingspassage angelangt sind "dem bekleideten Wort."

Ich, jedenfalls, habe es gern gelesen! <3

 Tula meinte dazu am 24.09.23 um 17:09:
Hallo lieber 8er
Solange die Bar offen ist, gibt es noch Hoffnung. Wenn sie dann doch schließt, feiern wir eben bei deinen sieben Brüdern weiter. Non-stop!  8-)

Und nun wieder zum Ernst der Sache: herzlichen Dank und einen sonnigen Rest-Sonntag.

LG
Tula

 Teichhüpfer (24.09.23, 07:19)
Das Ei auf dem, glauben wir mal.

 Tula antwortete darauf am 24.09.23 um 17:12:
Hallo Jens
Doch wessen? Darüber grübelt am Teich keiner  :P

Was du auch immer verschlüsseltest

Dankend lieben Gruß
Tula

 Teichhüpfer schrieb daraufhin am 25.09.23 um 11:24:
Der kam vom Frank, Ralf_Renking.
Taina (39)
(24.09.23, 07:48)
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 Tula äußerte darauf am 24.09.23 um 17:13:
Hallo Taina
Genau dieses! Wer könnte romantischer sein als ein alter Ritter  :)

LG
Tula
Agnete (66)
(24.09.23, 10:45)
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 Tula ergänzte dazu am 24.09.23 um 17:17:
Hallo Agnete
Ich war wahrscheinlich wirklich etwas 'entrückt' damals 

Dankend lieben Gruß
Tula

 Mondscheinsonate (24.09.23, 10:49)
Wahnsinnig starke Gedanken. Mir fehlen hier die Worte. Zwerg hat es sowieso schon aufgeschrieben.

 Tula meinte dazu am 24.09.23 um 17:35:
Hallo Mondscheinsemate
Das freut mich.
Dankend lieben Gruß
Tula

 toltec-head (24.09.23, 11:18)
Ein ganz und gar unehrlicher Text. Es ist für den Leser offenbar, dass du dich hinter Worten und einer gewissen Wortmystik verstecken möchtest. Auf so was fallen heutzutage nur Waschweibern rein, sry.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 24.09.23 um 11:19:
Die Waschmaschine wäscht gerade auf 60 Grad.

 toltec-head meinte dazu am 24.09.23 um 11:31:
interessant.

 Tula meinte dazu am 24.09.23 um 17:05:
Hallo toltec-head
Ich überlege jetzt noch immer, was "(un)ehrliche Lyrik" beinhalten könnte, von verdichteten moralistischen Zeigefingern mal abgesehen.

So verweise ich an dieser Stelle an eines meiner Lieblingsgedichte von Fernando Pessoa, der Versuch der Übersetzung bzw. Übertragung war ehrlich und dürfte als solcher zu verstehen sein:


Der Dichter ist ein Illusionist.
Er gaukelt derart raffiniert;
sogar der Schmerz, der ihn zerfrisst,
wird mit Vollendung suggeriert.

Und jener, der sein Schreiben liest,
empfindet ebenfalls nur Pein,
den Schmerz, der lesend in ihm fließt,
und nicht des Dichters Weh und Schein.

Auf diesen Schienen fährt ein Zug
in Kreisen, dem Verstand als Scherz,
dem dieses Spiel wohl nie genug
und nichtig wird. Man nennt ihn: Herz.

Also gewiss ist mein eingestelltes Gedicht kein verunglückter Ansatz persönlicher Seelenklempnerei, denn eine solche dürfte in der Tat höchstens die Waschweiber interessieren. Was bzw. wer mich vor fünf Jahren inspirierte, bleibt mein Geheimnis. Es interessiert den Leser auch herzlich wenig, denn er/sie will sich selbst in den Gedichten wiederfinden. Gewiss auch im Sinne der Anteilnahme am Schicksal anderer (des Lyrichs, ob der für den Autor steht oder nicht). Aber am Ende wirkt Poesie eher als Spiegel des Lesers. Siehe Pessoa weiter oben.

LG
Tula

 Quoth meinte dazu am 06.10.23 um 10:09:
Hinter einem Wort wie  HÜHNERGOTT darf man sich schon mal verstecken!

 Tula meinte dazu am 06.10.23 um 11:25:
Hallo Quoth
Genau die! Mit denen verbinden sich viele Ostsee-Erinnerungen der Kindheit. Ob die, die ich damals fand, mir wirklich Glück brachten, wer weiß, vielleicht ja doch  :)

LG
Tula

 harzgebirgler (26.09.23, 10:47)
hallo Tula,

das wort deckt auf und ab was offenbart:
es ist auch mit verschleierung gepaart.

lg
harzgebirgler

https://de.wikipedia.org/wiki/Apophantik

 Tula meinte dazu am 06.10.23 um 11:27:
Hallo harzgebirgler
Das ganz Offene birgt trotzdem irgendwo ein verstecktes Geheimnis 

LG
Tula
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