Das Scheitern von Kommunikation

Interpretation zum Thema Kommunikation/ Dialog

von  Graeculus

Den folgenden Textabschnitt habe ich dem Lied „Highlands“ von Bob Dylan aus dem Album „Time Out of Mind“ (1997) entnommen. Schon der Titel, aber auch der Inhalt beziehen sich auf das Gedicht „My Heart’s in the Highlands“ des schottischen Dichters Robert Burns. Für Dylan gewinnt der Name dieser von ihm geliebten schottischen Landschaft eine zusätzliche Bedeutung als Chiffre für das, was nach dem Leben kommt und was auch „Himmel“ genannt werden könnte. Darauf freut er sich, weil er das Leben als unzulänglich und unbefriedigend ansieht. Ein wesentlicher Grund dafür ist das Scheitern von Kommunikation.

I‘m in Boston town
In some restaurant
I got no idea
What I want
Or maybe I do but
I’m just really not sure
Waitress comes over
Nobody in the place but me and her

Well, it must be a holiday
There’s nobody around
She studies me closely
As I sit down
She got a pretty face
And long white shiny legs
I said, tell me what I want
She said, you probably want hard boiled eggs

I said, that‘s right
Bring me some
She says, we ain’t got any
You picked the wrong time to come
Then she says, I know you’re an artist
Draw a picture of me
I said, I would if I could but
I don’t do sketches from memory

Well, she’s near, she says, I‘m right here in front of you
Or haven’t you looked?
I say, alright, I know but I
Don’t have my drawing book
She gives me a napkin
She says, you can do it on that
I say, yes, I could but
I don’t know where my pencil is at

She pulls one out
From behind her ear
She says, alright, now go ahead
Draw me, I’m stayin‘ right here
I make a few lines
And I show it for her to see
Well, she takes the napkin and throws it back and says
That don’t look a thing like me

I said, o kind Miss,
It most certainly does
She said, you must be joking
I said, I wish I was
And she says, you don’t read women authors, do you?
At least that’s what I think I hear her say
Well, I say, how would you know
And what would it matter anyway?

Now she says, you just don’t seem like you do
I said, you’re way wrong
She says, which ones have you read then?
I said, read Erica Jong
She goes away for a minute
And I slide out - out of my chair
I step outside back to the busy street
But nobody’s goin‘ anywhere


Hier treten alle mir bekannten Arten des Scheiterns der Kommunikation zwischen zwei Menschen auf. Daß es sich im vorliegenden Fall um Mann und Frau handelt, ist sicher kein Zufall, denn diese Art von Beziehung ist ja von besonderer Bedeutung.

Der Sprecher kennt das Restaurant offenbar nicht, in das er hineingeraten ist, und dementsprechend auch nicht die Kellnerin, die dort arbeitet. Eine hübsche Kellnerin übrigens, die ihn auch noch genau mustert, mithin Interesse zeigt. Dennoch ... Es begegnen sich zwei einander Unbekannte, und sie begegnen sich zunächst auf beruflicher Ebene. Ungewöhnlich ist, daß der Erzähler nicht weiß, was er dort will. Etwas essen, das liegt in einem Restaurant nahe, aber was?

Ich weiß nicht, was ich eigentlich will, das ist der erste Punkt; er weiß, genau genommen, nicht einmal, ob er es nicht weiß. Wir wissen vieles nicht über uns selbst.

Also verlagert er die Aufgabe an einen anderen, an die Frau. „Was können Sie mir empfehlen?“ wäre in diesem Fall eine zu erwartende Frage. Aber nein, er sagt: „Sagen Sie mir, was ich will!“ Da spricht offenbar die vollkommene Hilflosigkeit.

Die Kellnerin äußert eine Vermutung, was er will, und er stimmt ihr zu. Doch sieh an, genau das ist gerade nicht im Angebot. Da befinden wir uns schon (Punkt 2) in einer kommunikativen Sackgasse: Der Wunsch entspricht nicht den gegebenen Möglichkeiten.

Die Kellnerin sucht und findet scheinbar einen Ausweg aus dieser Sackgasse, indem sie eine Vermutung über die Person ihres Gegenübers anstellt, also vom Essen absieht und sich auf eine andere, persönliche Ebene begibt. „Ich nehme an, Sie sind ein Künstler.“ Da liegt sie, wenn wir an Bob Dylan denken, nicht ganz falsch. Ein so bekannter Künstler, daß es auch möglich gewesen wäre, sie hätte ihn erkannt; hat sie jedoch offenbar nicht. Aber sie geht in ihrer Vermutung weiter und schätzt ihn als Maler oder Zeichner ein. Nun hat Bob Dylan auch gemalt und schon einige Kunstausstellungen bestückt (Letzteres 1998 wohl noch nicht), aber der Angesprochene ist zumindest mit dem aus dieser Zuordnung resultierenden Wunsch, nämlich daß er sie zeichnen soll, alles andere als glücklich. Damit sind wir bei Punkt 3: Interesse ist vorhanden, aber das, was uns dieses Interesse ansinnt, ist uns unbehaglich. Nicht unmöglich, wie in Punkt 2, sondern unangenehm. Mögen wir die Herausforderung nicht, die Bewährungsprobe? Dabei will sie doch nur wissen, wie er sie sieht - ein verständliches Anliegen.

Ab jetzt sucht der Erzähler Ausflüchte – Ausflüchte, die ans Absurde grenzen. Ich zeichne nicht aus dem Gedächtnis. – Aber ich stehe doch direkt vor Ihnen! Dann: kein Zeichenblock, kein Stift, es hilft alles nichts, er muß zeichnen. Um die Bewährungsprobe kommt er nicht herum. Aber Punkt 4: das Ergebnis der Bemühung gefällt ihr nicht.

Und nun wird die Stimmung merklich gereizt, vorwurfsvoll. Damit betreten wir (Punkt 5) endgültig die hochkritische Phase der Kommunikation. Er widerspricht, sie insistiert ... und wechselt das Thema. „Sie lesen keine weiblichen Autoren“, das soll wohl heißen: Sie verstehen nichts von Frauen, haben kein tieferes Interesse an ihnen! Er widerspricht seinerseits und weist schon die Frage als Zumutung zurück. Sie unterstellt ein Ausweichen und stellt beharrlich eine Prüfungsfrage.

Diejenige Autorin, die er dann nennt, Erica Jong, ist bekannt für erotische Romane und damit vermutlich nicht das, was die Kellnerin sich unter Frauenliteratur vorstellt. Punkt 6: Prüfung nicht bestanden, Interesse erloschen. Sie geht weg, er verläßt das Restaurant, betritt die geschäftige Straße, auf der aber niemand irgendwohin geht. Er ist einsamer als zuvor. Sie vermutlich ebenfalls.

Würde auf den Bildern von Edward Hopper gesprochen, dann hätten wir dieses Gespräch vernehmen können. Geradezu eine Orgie des Aneinander-Vorbeiredens.

Die Konsequenz aus all dem zieht Dylan an späterer Stelle der Ballade:

The party is over
And there’s less and less to say
I got new eyes
Everythin’ looks far away


Es gibt angesichts dieses Scheiterns von Kommunikation immer weniger zu sagen, und die Welt schaut – mit gleichsam neuen Augen – aus wie durch ein umgedrehtes Opernglas gesehen. Deswegen sehnen wir uns, sehnt jedenfalls er sich nach den Highlands:

Well, my heart‘s in the Highlands
At the break of day
Over the hills and
Far away
There’s a way to get there
And I’ll figure it out somehow
But I‘m already there in my mind
And that’s good enough for now 


In gewisser Weise ist er nicht völlig unzufrieden oder gar verzweifelt; aber das liegt nicht an der menschlichen Kommunikation, sondern an der Ahnung der Highlands, dem Vertrauen auf eine künftige, bessere Welt. Wie Willy DeVille einmal sagte: „Es muß eine bessere Welt geben, sonst wäre es hier unerträglich.“


Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Verlo.

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text


 Verlo (17.02.24, 05:30)
Heute nacht geschrieben, noch voller Liebe ...

Deshalb lösche meinen Kommentar.

Kommentar geändert am 17.02.2024 um 10:23 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 18.02.24 um 00:03:
Der Original-Kommentar wurde mir natürlich zugeschickt. Aber als zurückgezogenen beantworte ich ihn nicht.

 Verlo antwortete darauf am 18.02.24 um 00:21:
Graeculus, wenn du möchtest, warum auch immer, kannst du gern den zuerst von mir geschriebenen Kommentar kommentieren.

 Graeculus schrieb daraufhin am 18.02.24 um 23:05:
Nein, ich möchte diesen zurückgezogenen Kommentar nicht beantworten. Was für ein Spiel sollte das sein? Vielleicht ein weiteres Beispiel für das Scheitern von Kommunikation? Davon kenne ich genug.

 Verlo äußerte darauf am 18.02.24 um 23:21:
Graeculus, ich habe meinen Kommentar nicht wegen dir zurückgezogen, sondern weil ich ihn in einer Stimmung schrieb, die nichts mit dem Thema deines Textes zu tun hatte.

Im Grunde hätte ich in der Stimmung gar keinen Kommentar unter irgendeinen Text schreiben sollen, sondern über die Gründe, die zu meiner Stimmung führten.

Das muß aber nicht bedeuten, daß mein Kommentar für dich uninteressant ist. Und falls das sein sollte, möchte ich nicht, daß du auf deine Antwort verzichtest, nur weil ich ihn zurückgezogen habe, zumal das allein mit mir zu tun hatte.

In meiner Stimmung, die nichts mit deinem Text zu tun hatte, las ich deinen Text und schrieb impulsiv meinen Kommentar. Ein Gedanke meldete sich, und ich schrieb ihn auf.

Aber Stunden später, als meine Stimmung sich wieder normalisiert hatte, dachte ich: na ja ...

 Verlo ergänzte dazu am 18.02.24 um 23:27:
Graeculus, ich denke nicht, daß das ein weiteres Beispiel für eine gescheitere Kommunikation ist: wir tauschen uns aus, versuchen eventuelle Mißverständnisse zu beseitigen, gehen eher einen Schritt zurück, machen dem anderen Platz, respektieren seine Ansicht, seine Art zu leben ...

 Graeculus meinte dazu am 19.02.24 um 15:56:
Kommunikation scheitert allerorten; es muß nicht einmal Böswilligkeit sein, Unverständnis genügt schon.

Unbedingt mittheilbar ist nur die schlechteste Erkenntniß, die abstrakte, die sekundäre, der Begriff, der bloße Schatten eigentlicher Erkenntniß. Wenn Anschauungen mittheilbar wären, da gäbe es eine der Mühe lohnende Mittheilung: so aber muß am Ende Jeder in seiner Haut bleiben und in seiner Hirnschaale, und Keiner kann dem Andern helfen.

[Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung II Kap. 7]

 Verlo meinte dazu am 19.02.24 um 16:20:
Dafür sind weder du noch ich verantwortlich, Graeculus.

Also sollte man sich nicht zu viele Gedanken deshalb machen. Sondern zu denen blicken, die gut kommunizieren. Und von ihnen lernen.

 Graeculus meinte dazu am 19.02.24 um 16:35:
Ich rede gar nicht von Verantwortung. Allerdings auch nicht von guter Kommunikation. Wenn Schopenhauer recht hat - und es spricht viel dafür -, dann ist Verstehen unmöglich, denn niemand kann Gedanken und Empfindungen mitteilen, sondern nur Zeichen, die für Gedanken und Empfindungen stehen - in der Regel sprachliche Zeichen, Begriffe, manchmal auch Mimik.
Wenn A für seine Empfindung beispielsweise das Wort (Zeichen!) "Liebe" benutzt, woher soll B wissen, ob seine Empfindung, die der "Liebe" nennt, mit der von A auch nur annähernd übereinstimmt?

Angenommen, es hätte Jeder eine Schachtel, darin wäre etwas, was wir „Käfer“ nennen. Niemand kann je in die Schachtel des Andern schaun; und Jeder sagt, er wisse nur vom Anblick seines Käfers, was ein Käfer ist. - Da könnte es ja sein, daß Jeder ein anderes Ding in seiner Schachtel hätte. Ja, man könnte sich vorstellen, daß sich ein solches Ding fortwährend veränderte. - Aber wenn nun das Wort „Käfer“ dieser Leute doch einen Gebrauch hätte? - So wäre er nicht der der Bezeichnung eines Dings. Das Ding in der Schachtel gehört überhaupt nicht zum Sprachspiel; auch nicht einmal als ein Etwas: denn die Schachtel könnte auch leer sein. - Nein, durch dieses Ding in der Schachtel kann ‘gekürzt werden’; es hebt sich weg, was immer es ist.

[Ludwig Wittgenstein: Philosophische Untersuchungen 293]

(Käfer = Bewußtseinsinhalt, Gedanken und Empfindungen)

Das Spiel, das die meisten Menschen spielen, besteht darin, daß sie so tun, als ob es dieses grundsätzliche Problem gar nicht gäbe.

 Verlo meinte dazu am 19.02.24 um 16:55:
Falls du deswegen ein Problem hast, bist du ein glücklicher Mensch, Graeculus.

Denn du kannst das Buch einfach zuschlagen, und schon ist das Problem verschwunden.

Andererseits ist das Problem noch größer: Woher weiß A, daß das, was er für Liebe hält, auch Liebe ist?

Oder wie kann A sicher sein, daß das Kommunikationsproblem nicht tatsächlich Desinteresse von B ist? Das B jedoch nicht direkt äußern möchte, um A nicht zu verletzen.

Graeculus, vielleicht schreibst du eine Geschichte von A und B, damit wir eine Vorstellung vom Problem der beiden bekommen.

 Regina (17.02.24, 06:52)
Normalerweise geht jemand in ein Restaurant, um was zu essen oder zu trinken. Will er sich etwas empfehlen lassen, wird die Kellnerin ein Essen anbieten, das in der Küche vorrätig ist. Sollte der Mann Interesse an der Person der Bedienung haben, muss er herausfinden, inwieweit sie bereit ist, sich auf ihn einzulassen. Ihr Chef wäre sicherlich auch nicht erfreut über die Aufforderung, dass er sie zeichnet. Der Gast müsste darauf nicht eingehen. Als Kellnerin geht eine auch nicht einfach weg, sondern sie würde versuchen, ihn zu einer wie auch immer gearteten Bestellung zu bringen. Diese beiden finden nicht zueinander, weil sie aus ihren Rollen fallen. Das ist sicherlich eine gescheiterte Kommunikation, aber keine typische, wo jeder auf seinem Standpunkt insistiert und keinen Kompromiss eingeht.

 Beislschmidt meinte dazu am 17.02.24 um 08:01:
Als Kellnerin geht eine auch nicht einfach weg, 
Denke ich auch. Ein amerikanisches Restaurant ohne Eier gibt es nicht, deswegen ist Restaurant und Kellnerin fiktiv, in Dylans persönlichem Universum - "Lost in translation".als song.

Antwort geändert am 17.02.2024 um 08:02 Uhr

 FrankReich meinte dazu am 17.02.24 um 08:49:
Der Song ist ein Sammelsurium aus Metaphern und Chiffren, ich schätze, dass Dylan dadurch seine religiöse Vergangenheit reflektiert und über die Gegenwart hinaus transportiert. 🤔

 Graeculus meinte dazu am 17.02.24 um 23:54:
Inwieweit das autobiographisch ist, weiß ich nicht. Dylan bewegt sich ja anscheinend im Spektrum des Autismus ... mit der Ausnahme von wenigen Fällen, in denen Menschen berichten, sie hätten sich großartig mit ihm unterhalten.

Sehr gut fand ich die folgende Interviewszene:
Q.: "Tips for girls who'd like you to like them?"
A.: "Tell me everything."

Ich hätte mir diese Textpassage allerdings nicht vorgenommen, wenn ich nicht den Eindruck hätte, 1. daß Bob Dylan hier sehr wohl typische Kommunikationsstörungen durchgeht und 2. die menschliche Kommunikation in den meisten Fällen tatsächlich scheitert. Für letzteres ist wohl kV nicht das schlechteste Beispiel.

Ob mir  in meiner Interpretation die Herausarbeitung der Strukturen gelungen ist, steht auf einem anderen Blatt. Da ist mir Kritik willkommen.
Ob es wirklich in jedem einzelnen US-amerikanischen Restaurant zu jeder Zeit hartgekochte Eier gibt, darüber wollen wir uns doch nicht im Ernst unterhalten, oder? Es geht mir darum, daß jemand sich gegenüber jemandem zu einem Wunsch durchringt, der sich dann als unerfüllbar erweist. Mann kann es auch so ausdrücken: "Was will ich eigentlich?" - "Du willst geliebt werden." - "Kannst du mich denn lieben? - "Nein."

 FrankReich (17.02.24, 09:38)
Solltest Du den Titel "Das Scheitern von Kommunikation" nur über den Dialog der beiden Protagonisten definieren, wirst Du der Intention des Songs m. E. nur teilwrise gerecht (Übrigens ist das Ersterscheinungsdatum des Albums "Time out of Mind" 1997 und wahrscheinlich als Zahlendreher eine Reminiszenz an Dylans Konversion zum Christentum 1979), denn die Metaphernbreite im Song ist wirklich beachtlich, nicht umsonst wird Dylan die Stadt Boston mit ihren vielen Spitznamen, bspw. "Hub of the Universe", gewählt haben und besonders aussagekräftig sind die "hard boiled eggs" in folgendem Zusammenhang:


The hard-boiled egg, often also slightly roasted, is a mourning food in the Jewish Faith, but also signifies the cycle or circle of life.


https://neggmaker.com › blogs › th...

 The Symbolism of Hard Boiled Eggs - Negg Egg Products

Sicher wäre es spannend, den Song noch weiter zu analysieren, denn wahrscheinlich ist, dass er eine viel dezidiertere Einsicht vermittelt, als die bereits dargelegte, i. e., dass Dylan den späten Literaturnobelpreis eigentlich schon viel früher verdient hätte. 🤔

 Graeculus meinte dazu am 18.02.24 um 00:02:
Diese Kritik nehme ich gerne an! Es scheint mir sogar ein Kriterium eines großen Kunstwerkes zu sein, daß selbst Experten (bin ich ein solcher? allenfalls ein kleiner!) immer noch neue Aspekte darin entdecken.
Danke für den Hinweis auf die symbolische Bedeutung der hard boiled eggs. Ja, heißt das dann, daß die Kellnerin ihn nicht nur als Künstler, sondern auch als Juden erkannt hat (im Rahmen der Fiktion, versteht sich)?

Es wäre nicht das Schlechteste, wenn auch die kooperative Literaturinterpretation hier einen größeren Raum fände.

***

Für "Highlands" hat Dylan immerhin einen Grammy bekommen ... und das passiert einer sehr langen Ballade sicher nicht oft.

***

1997, das stimmt. Das ändere ich.

 Agnetia (17.02.24, 10:31)
ich denke, dass das Stück weniger von Kommunikation zwischen Mann und Frau erzählt, sondern der Schlüsselsatz ist: I got no idea what I want.
Eine Zufallsbekanntschaft, ein bisschen erotische Beziehung ( als Metapher die Kellnerin liest Erica Jong, berühmt als "Königin der Erotikliteratur".
Bisschen Anmache bei einer flüchtigen Begegnung ( Anspielung hart gekochte Eier), so wie tausende flüchtige und unwichtige Begegnungen, die Menschen erfahren, vergessen, weil sie nicht wissen, was sie wollen.
LG von Agnete

 Graeculus meinte dazu am 18.02.24 um 00:10:
Das kann so sein, daß nämlich schon die Ausgangssituation und dann auch alles weitere unter der Bedingung eines sehr unsicheren Mannes steht. Dann wäre es, anders als ich annahm, ein eher spezielles Scheitern.
Allerdings habe ich nicht den Eindruck, daß es in den anderen Fällen - etwa bei naßforschen Männern - besser funktioniert.

Für eine Analyse des Scheiterns von Kommunikation scheint mir kV eine prima Grundlage zu sein, etwa so, wie Juli Zeh es in "Unterleuten" einmal geschrieben hat: "Jeder Mensch lebt in seinem eigenen Universum, in dem er von moigens bis abends recht hat."
Es ist ein Trauerspiel ... und wir sind doch hier noch einigermaßen intelligente Vertreter des Homo "sapiens".

Aber es spricht wirklich etwas für Deine Annahme, daß wir es im vorliegenden Fall mit einem eher untypischen Mann zu tun haben.
Er versucht auch nicht - was ja eine häufige Kommunikationskatastrophe ist -, den Gesprächspartner mit endlosen Berichten über die eigenen Befindlichkeiten zu überschwemmen, vulgo totzulabern.

 Terminator (17.02.24, 10:35)
Das Scheitern der (anspruchsvollen, bedeutsamen usw.) zwischenmenschlichen Kommunikation ist ein weiteres Indiz dafür, dass wir in einer Simulation leben: die Sprache wurde mit dem Zweck programmiert, transaktionales Verhalten zu fördern.

Zwischenmenschlich ist nicht mehr als Small Talk vorgesehen; wir sind nicht als Individuen programmiert, sondern als soziale Atome. Um den Einzelnen geht es nicht, es geht um Populationen, soziale Dynamiken usf. Wenn ein Mann zu einer Frau sagt: "Ich liebe dich", hat es zu bedeuten: "Ich habe den erforderlichen sozioökonomischen Status, um mit anderen Männern um deine Vagina zu konkurrieren".

Sagt ein Elter 1 oder 2 zu seinem Kind "Ich liebe dich", dann ist gemeint: "Du trägst mein Erbgut. Ich sorge für dich, um meine Gene weiterzugeben".

Wer "Ich liebe dich" wirklich so meint, wird angeguckt, als wäre er crazy, cringy oder creepy. Und damit unser eventueller innerlicher Protest gegen die Unaufrichtigkeit keinen sprachlichen Ausdruck finden kann, indoktriniert uns der kulturelle Überbau durch "Literatur" und "Kunst" (besonders Filme, Lieder usw.) zum Doublethink: wir sollen glauben, dass "Ich liebe dich" wirklich "Ich liebe dich" bedeutet, und gleichzeitig wissen, dass es nur eine Floskel ist, um transaktionale Beziehungen zu ermöglichen.

 FrankReich meinte dazu am 17.02.24 um 12:26:
https://www.welt.de/kmpkt/article169554536/Das-ist-der-Beweis-dass-wir-nicht-in-einer-Simulation-leben.html

 Terminator meinte dazu am 17.02.24 um 12:36:
Das ist Philosophie für Hausfrauen. Beschäftige dich tiefgründiger mit der Simulationstheorie. Lies Nick Bostrom und David Chalmers.

 FrankReich meinte dazu am 17.02.24 um 17:22:
Ein Boxer und ein Schäferhund stehen auf einer dreißig Meter hohen Mauer, da sagt der Boxer zum Schäferhund: "Wetten, dass Du es nicht wagst, hier herunter zu springen?" Darauf antwortet der Schäferhund: "Die Wette hast Du gewonnen, ich will nämlich keineswegs so aussehen wie Du!" 👋😂

 Graeculus meinte dazu am 18.02.24 um 00:11:
Darauf komme ich noch zurück. Bin jetzt zu müde.

 Graeculus meinte dazu am 18.02.24 um 23:03:
Konfrontiert mit Terminators Simulationstheorie, muß ich sagen, daß mir - zumindest hier - an einer geschilderten Situation und ihrer Analyse gelegen ist. Sie kam bzw. kommt mir typisch genug vor. Aber: ich sehe sich auch nicht durch die von Terminator angesprochene transaktionale Funktion von Sprache belastet. Die Begegnung beginnt absichtslos und entwickelt sich Schritt für Schritt zu einem Desaster. Das ist einerseits weniger, andererseits aber auch schrecklicher als die politischen und agitatorischen Auseinandersetzungen hier. In der von Dylan geschilderten Szene will ja niemand jemanden bekehren oder herabsetzen u.ä. Es scheint ganz simpel ... und es scheitert komplett - das ist das Schreckliche.

 Terminator meinte dazu am 20.02.24 um 02:40:
Gerade die "simple", alltägliche Kommunikation ist vielschichtig, und scheitert, weil die Komplexität den Teilnehmern nicht bewusst ist. Nach Schulz von Thun hat jede, selbst die banalste Aussage, vier Ebenen. Es reicht schon, wenn es auf einer davon zur Dissonanz kommt (Sachebene: ungleiche Sachkenntnis; Appellebene: weil die Situation von jedem subjektiv etwas anders erlebt wird, wird der Appell fasch verstanden; Beziehungsebene: sowohl vertikal als auch horizontal wird oft von unterschiedlichem Maß der Gleichheit/Ungleichheit bzw. Nähe/Distanz ausgegangen; Selbstoffenbarung: hier ist der Empfänger durch das Wissen und Selbstanwenden der ubiquitären Alltagslüge oft geneigt, genau das Gegenteil des Gemeinten zu verstehen). Und dann noch die Unfähigkeit zur oder die Verweigerung der Metakommunikation, die den anderen wieder auf die gescheiterten Kommunikationsebenen zurückwirft (der Rückzug wird dann als Selbstoffenbarung verstanden, obwohl er nur die Hilflosigkeit/Ratlosigkeit in der Situation ausdrückt).

Wer alle Kommunikationsebenen beherrscht, ist allerdings noch kein guter Kommunikator, sondern lediglich ein guter Manipulator (nach Dale Carnegie reicht das ja, um beliebt und reich zu werden). Aber den anderen wirklich verstehen bzw. verstanden werden: das scheint mir grundsätzlich unmöglich zu sein. Dazu bedarf es der Substanz (zwei Seelen, die intuitiv-emotional (quasitelepathisch)) einander verstehen. Was aber tatsächlich existiert, sind keine Substanzen, sondern Funktionen (kognitive usw.) Dieses Du, das gesucht wird, ist meistens gar nicht vorhanden. Es existiert lediglich ein "chinesisches Zimmer", das nur auf funktional sinnvolle Fragen adäquat antwortet, aber alles, was Bewusstsein, Intentionalität usw. erfordert, im Absurden enden lässt. Alle Menschen sind wie NPC strukturiert; wo auf beiden Seiten keine Seelen sind, da wird das Fehlen von "echter" Kommunikation auch nicht zum Problem. Nur wer kein NPC ist, merkt, dass etwas mit der Kommunikation grundsätzlich nicht stimmt. Doch sobald dieses Scheitern thematisiert ist, kann auch Chat GPT einen Vortrag über das Scheitern von Kommunikaton halten...

 Graeculus meinte dazu am 20.02.24 um 14:13:
Dem stimme ich vollkommen zu! Im Grunde befinden wir uns in der Situation des "chinesischen Zimmers", und es ist auch ebenso wichtig wie problemverschärfend, auf die verschiedenen Aspekte von Sprache hinzuweisen, die im Idealfall ja alle verstanden werden müßten.
Vgl. John Austins "How to do things with words".

Und selbstverständlich gilt dieses Bedenken auch für meine jetzige Zustimmung, in der ich Dir versichere, Dir zuzustimmen und Dich damit verstanden zu haben.

 FrankReich meinte dazu am 20.02.24 um 15:17:
@Terminator 
Die Simulation des freien Willens ist zumindest eine interessante These.

 Aron Manfeld (17.02.24, 17:12)
Die Idee ist nicht schlecht, lieber Grace, aber Verlo liegt mit seiner Kritik goldrichtig - es ist spekulative Amateurpsychologie.

 Graeculus meinte dazu am 18.02.24 um 00:12:
Darauf komme ich noch zurück. Bin jetzt zu müde.

 Graeculus meinte dazu am 18.02.24 um 22:55:
Zunächst einmal handelt es sich um die Interpretation eines Liedtextes. Für Psychologie, sofern sie hier eine Rolle spielt, bin ich in der Tat Amateur; aber die benötige ich gar nicht, denn die philosophische Analyse der Sprache im 20. Jhdt. hat das Kommunikationsproblem eingehend erforscht, was einzubringen ich hier freilich unterlassen habe, denn es sollte eine anregende? Interpretation bleiben.
Farn (40)
(19.02.24, 07:43)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Graeculus meinte dazu am 19.02.24 um 17:14:
Meine Erfahrung und mein Verdacht gehen dahin, daß Kommunikation nicht nur unter einer bestimmten Voraussetzung scheitert, sondern daß - in einem mehr als unmittelbar praktischen Sinn: "Reich mir mal die Butter!" - grundsätzlich scheitert. Vgl. die weiter oben zitierten Gedanken von Schopenhauer und dem (gerade in dieser Hinsicht von Schopenhauer beeindruckten) Wittgenstein: Wir haben keinen Zugang zu den Gedanken und Empfindungen anderer, sondern nur zu den sprachlichen oder mimetischen Zeichen dafür, zu deren Interpretation wir nur auf die eigenen Gedanken und Empfindungen zurückgreifen können. Daher projizieren wir uns selbst in andere hinein - nicht gelegentlich und vermeidbar, sondern immer und unvermeidlich.
Farn (40) meinte dazu am 19.02.24 um 17:39:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Graeculus meinte dazu am 20.02.24 um 14:08:
Ein interessanter Ansatz.

Vorab: Selbstverständlich ist auch gescheiterte Kommunikation Kommunikation. Da gilt Watzlawicks Axiom: Man kann nicht nicht kommunizieren.

Aber gehen wir mal Deinem Gedanken nach, eine erfolgreiche Kommunikation sei die, welche ihr Ziel erreicht. Dann kann sie, in einem schlichten Sinn, ihr Ziel erreichen. Wenn ich jemandem sage: "Geh mir bitte aus dem Weg!", und er geht mir aus dem Weg, dann hat meine Mitteilung ihr Ziel erreicht.
Oft aber, Du weißt es, erreicht diese Bitte ihr Ziel nicht und ist insofern gescheitert, selbst wenn die Bitte klar und verständlich formuliert war, also nicht besser hätte formuliert werden können.

Anspruchsvollere Fälle bestehen m.E. darin, daß jemand durch Kommunikation versucht, einen anderen Menschen zu verstehen: seine Motive, sein Wünsche, seine Hoffnungen, seine Ängste. Und da sind der Kommunikation enge, von Schopenhauer und Wittgenstein verdeutlichte Grenzen gesetzt. Wir kennen nicht das Innenleben eines anderen, wir kennen nur seine Zeichen (Sprache) für dieses Innenleben; und die Deutung/Interpretation dieser Zeichen steht vor dem Problem, daß sie nie direkt, sondern immer nur durch andere Zeichen überprüft werden kann. Das bleibt unsicher und mehrdeutig, und zwar nicht manchmal, sondern immer und grundsätzlich.
Selbst wenn jemand mir durch Zeichen bestätigt, daß ich ihn verstanden habe, kann das viele, ganz unterschiedliche Gründe haben und hat mit Eindeutigkeit nichts zu tun. Z.B. Angst, mich im Falle einer Verneinung zu verlieren o.a.
Farn (40) meinte dazu am 22.02.24 um 14:13:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Graeculus meinte dazu am 22.02.24 um 14:53:
1. Nicht vollständig, sondern gar nicht. Das Innere eines anderen Menschen kennen wir überhaupt nicht, sondern nur seine sprachlichen und sonstigen Äußerungen.

2. Viele Menschen sehnen sich danach, von jemandem verstanden zu werden. Und damit meinen sie ja nicht triviale Aussagen wie "Reich mir mal die Butter".

3. Oft bedanken sich Menschen für das ihnen entgegengebrachte Verständnis. Meint das nicht mehr als bestimmte sprachliche Äußerungen ("Du Armer!")?

4. Ich empfinde es als beunruhigend, daß wir in Konsequenz dieser prinzipiellen Unkenntnis bei KI überhaupt nicht sagen können, ob sie ein Bewußtsein hat. Die sprachlichen Äußerungen ("Du Armer!") können dabei ja perfekt sein.
Farn (40) meinte dazu am 22.02.24 um 16:27:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Graeculus meinte dazu am 23.02.24 um 16:45:
Ich bin nicht sicher, ob wir einander verstehen (haha, bei diesem Thema!).

teilweise kennen wir das innere eines anderen, es stimmt ja teilweise mit dessen äußerungen überein, diese sind nicht unabhängig vom innenleben.

Da begehst Du m.E. einen Fehler, denn wir kennen das Innere eines anderen überhaupt nicht.

Du bist Person 1 und teilst mir, Person 2, einen Gedanken oder ein Gefühl mit. Dein Gedanke, Dein Gefühl, also G 1.
Die Mitteilung erfolgt indirekt, nämlich über ein Zeichen (eine Äußerung) Z. Ich, P 2, kenne Z. Sagen wir: das Wort "Danke". Die Bedeutung von Z kenne ich allerdings nur von seiner Beziehung zu G 2, also dem, was ich dabei empfinde bzw. meine. Ob aber G 2 exakt oder wenigstens irgendwie G 1 entspricht, das weiß ich nicht und kann ich auch nicht feststellen. Du könntest darunter etwas eher Oberflächliches verstehen oder vielleicht sogar nur heucheln oder sonstwas.
Wir können nicht G 1 mit G 2 vergleichen, sondern nur Z 1 mit Z 2 usw.!

Es ist wie bei Wittgensteins Käfer-Gleichnis: Wir haben beide je eine Kiste, in der sich etwas befindet, G 1 bei Dir, G 2 bei mir, was wir beide "Käfer" (also in diesem Falle: Dank) nennen. Den Käfer des anderen kennen wir nicht - es kann sogar sein, daß gar kein Käfer existiert.

Womit wir bei KI wären. Es kann sein, daß sie nur sprachlich agiert, ohne Gedanken und Gefühle zu haben. Wissen können wir das nicht - zumal es eine Regel, derzufolge Bewußtsein auf etwas Organisches angewiesen ist, nicht gibt! Ich jedenfalls kenne keine solche Regel, kein solches Gesetz.
Farn (40) meinte dazu am 23.02.24 um 17:50:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Graeculus meinte dazu am 24.02.24 um 17:42:
Du kannst zwar Spiegelbilder miteinander vergleichen, aber das Gespiegelte nur, wenn Du beides kennst - was bei G 1 und G 2 nicht der Fall ist.

Tatsächlich kennen wir Bewußtsein nur aus einem einzigen Fall: dem eigenen. Allen anderen unterstellen wir es nur, und wir unterstellen es einigen organischen Wesen (Insekten und Pilzen wohl eher nicht). Warum es dann nicht auch KI unterstellen, wenn sie ein intelligentes Verhalten zeigt?
Wir wissen es nicht, aber ab einer bestimmten Komplexität kann man es als möglich ansehen.

 Teichhüpfer (21.02.24, 01:22)
Graeculus, wenn ich Zitate gebe, und deswegen als dummes A...schloch bezeichnet werde, werde ich ungemütlich.

Kommentar geändert am 21.02.2024 um 01:22 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 21.02.24 um 14:44:
Habe ich Dir dergleichen angetan?

 Teichhüpfer meinte dazu am 22.02.24 um 06:58:
Nein, Graeculus, das soll auch so bleien.

 Graeculus meinte dazu am 22.02.24 um 13:59:
Dann bin ich erleichtert, und so wollen wir es auch weiterhin halten.

 Teichhüpfer meinte dazu am 22.02.24 um 15:54:
Deine Korrekturen sind i.O. Die kann ich hin wieder gebrauchen.

 Graeculus meinte dazu am 22.02.24 um 23:17:
Das ist nett gesagt, Teichhüpfer.

 Teichhüpfer meinte dazu am 23.02.24 um 04:15:
Die Kommunikation scheitert, an diesem, da gibt es solche und solche Menschen, leider.

 Graeculus meinte dazu am 23.02.24 um 16:33:
Sie scheitert, Teichhüpfer, sie scheitert. Das ist bitter.

 Teichhüpfer meinte dazu am 24.02.24 um 13:29:
Ich konnte das Thema wirklich sehr gut aufgreifen.

 Graeculus meinte dazu am 24.02.24 um 17:37:
Das freut mich und glaube ich Dir gerne.

 Teichhüpfer meinte dazu am 29.02.24 um 13:34:
Das ging um die Trollgeschichten, Gesellschaftliche Aggressionen. I bon a Bayer.

 LotharAtzert (22.02.24, 16:11)
Das Scheitern von Kommunikation ist eine gute, weil natürliche Selektion oder Auslese – laß doch das Schicksal seinen Job machen. Was nutzt es, diejenigen mitzuschleppen, die nur noch aus Informationen bestehen, aber nichts mehr selbst erfahren bzw. erleiden, da versunken in den virtuellen Welten.
Aber wahrscheinlich ist es das Lehrer-Syndrom, selbst diese Info-Dateien noch zu denkenden und demokratischen Menschen erziehen zu wollen.
 
Geimpfte ohne eigene Erfahrung,  sind nicht viele bereits Androiden?


Die Auslese - dazu fällt mir der Sternenhimmel ein. Da ganz weit draußen hat mir einer zugezwinkert.

Kommentar geändert am 22.02.2024 um 16:19 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 22.02.24 um 23:18:
Es war ein anstrengender Tag, lieber Lothar;  ich komme auf Deinen Beitrag noch zurück ... aber nicht mehr heute.

 Graeculus meinte dazu am 23.02.24 um 16:32:
Hast Du den Eindruck, daß wir einander verstehen? Gewiß, ich mag Dich, aber verstehen ...
Zugegeben, ich bin geimpft, sehe das jedoch nicht als Ursache, denn unsere Situation bestand schon vor meinen Impfungen, jedenfalls denen gegen Covid-19.

Mit meiner Stellung als (Ex-)Lehrer hat das eigentlich nichts zu tun, zumal Schopenhauer, der das Problem entdeckt und durchlitten hat, kein Lehrer war.
Es geht auch nicht bloß um Gedanken und Reflexionen, sondern ebenso um Empfindungen und Gefühle: Sie alle sind nur indirekt, nämlich durch abstrakte Zeichen mitteilbar.

Welcher Auslese sollte das dienen? Vielleicht der, von der Talleyrand gesagt hat: "Die Menschen haben die Sprache empfunden, um ihre Gedanken zu verbergen." Dann ist man um so erfolgereicher, je besser man seine Gedanken ... verbirgt.

 Teichhüpfer meinte dazu am 24.02.24 um 13:34:
Es ist nicht natürlich, dem Einen das Wort zu nehmen, und dem anderen zu zu billigen.

 Graeculus meinte dazu am 24.02.24 um 17:55:
In den Grenzen der Meinungsfreiheit nicht.

 LotharAtzert meinte dazu am 25.02.24 um 14:00:
Es geht auch nicht bloß um Gedanken und Reflexionen, sondern ebenso um Empfindungen und Gefühle
Ja eben, darum geht's mir auch. Vor allem auch die nonverbale Kommunikation, die ja hier nur eingeschränkt stattfinden kann. 
Welcher Auslese sollte das dienen?
Beispiel: ein versierter Kraftfahrzeugmechaniker trifft auf einen, wie mich und will ihm die Kardanwelle erklären, ich verstehe nur Bahnhof, fühle aber, wenn ich ihm meine Unwissenheit diesbezüglich anzeige, daß er mir für den Rest des Tages alle Autoteile im Einzelnen erklären würde.
An guten Tagen würde ich dann, wenn er loslegt antworten: "Das ist ja genau wie in der Astrologie, wenn das und das ..." und schon wäre ich im Flow und die Rollen kehren sich um, wenn er schlecht drauf ist. Und an schlechten Tagen meinerseits würde ich sagen, daß er mir mit der Kardanwelle auf den Senkel geht - sehr wahrscheinlich, es ist ja immer noch vielerlei anderes möglich, vielleicht ist er hobbymäßig Taubenzüchter etc. pp.
So unter sich Mögenden: ich hätte gern mal mit dir ein paar Züge Gras verdampft, damit wir mal unvoreingenommen philosophieren können und nicht jeder in seiner Terminologie auftrumpft - aber du hattest Schiss. Gut, ist erledigt. Mit anderen verdampfe ich nicht mehr, das lohn sich nicht wirklich.
Ich denke, daß es noch ein paar Menschen mit spirituellen Ambitionen gibt, die über das Konventionelle ihrer Glaubenszugehörigkeit hinaus gehen und die findet man nicht, wenn man jedem alles erklären will. Bei Gleichgesinnten inspiriert man sich wechselseitig und das ist halt selten geworden unter den Menschen. 

Ja, ganz trifft es das nicht, mir fällt aber momentan nicht soviel dazu ein. Vielleicht ein anderes Mal mehr und genauer.
Den Gedanken von Talleyrand kann ich nachvollziehen. Der war ein Wassermann und Döbereiner hat eine Anekdote von ihm erzählt, was das Wassermännische zum Ausdruck bringt: Im schummrigen Raum wurde Karten gespielt, um Geld. Einem der Teilnehmer fiel ein Geldschein unter den Tisch, T. nahm sofort einen seiner Geldscheine, zündete ihn an einer Kerze an, fuhr damit unter den Tisch und sprach: "Darf ich Ihnen leuchten?"

 Graeculus meinte dazu am 25.02.24 um 22:59:
Kommunikation ist immer (sogar hier, meine ich) in wesentlichen Teilen nonverbal. Allein durch das, was - auffallenderweise - nicht gesagt wird; auch wie es gesagt wird, zähle ich eigentlich zum nonverbalen Teil.
Im persönlichen Zusammentreffen ist das dann noch erheblich reicher ... und komplizierter. Daß ein gegenseitiges Verstehen erreicht wird, dieses Gefühl habe ich selten.

Die Anekdote zu Talleyrand ist köstlich! Meinen herzlichen Dank dafür! Das war ein dermaßen kluger und illusionsloser Mann!

Das mit der Auslese beginne ich zu begreifen. Die Unterschiedlichkeit der bevorzugten Themen scheidet sinnvolle von sinnlosen Kontakten bzw. Bereichen, in denen zwei Menschen kongruieren können. So richtig?

Ja, mit Gras ist bei mir nichts zu machen. Ich habe mich früh für Nikotin und Alkohol entschieden. In den letzten beiden Jahren ist noch eine zunächst leichte, aber merklich zunehmende Abneigung gegen das Reisen mit der Bahn gekommen - und ein Auto habe ich halt nicht, nie gehabt. Ich weiß nicht, wie Du es damit hältst, aber ich muß für alle relevanten Ziele mit vier bis fünf Umstiegen rechnen, und wenn man sich vor Augen führt, daß ein Drittel aller Züge eine deutliche Verspätung hat, dann sind bei mir immer einer oder zwei dabei, die dazu führen, daß ich einen Anschluß verpasse. Dem bin ich nervlich nicht mehr gut gewachsen, erst recht nicht, seit ich kürzlich bei dem Versuch, laufend noch einen Zug zu erreichen, böse auf die Schnauze gefallen bin.
Siehst Du, und da glaube ich, daß Du das verstehen wirst. Freundschaften in der Ferne werden für uns alte Leute immer schwieriger.

 LotharAtzert meinte dazu am 27.02.24 um 15:01:
Allein durch das, was - auffallenderweise - nicht gesagt wird; auch wie es gesagt wird, zähle ich eigentlich zum nonverbalen Teil.
Sehr schön. Das erspart uns untereinander schon mal eine Menge und damit ist zunächst alles gesagt. 
 Ich weiß nicht, wie Du es damit hältst, aber ich muß für alle relevanten Ziele mit vier bis fünf Umstiegen rechnen, 
Vier bis fünf? Alle Achtung. Da fahr ich lieber mit dem Lungenzug direkt nach Magic Island. 
Siehst Du, und da glaube ich, daß Du das verstehen wirst. Freundschaften in der Ferne werden für uns alte Leute immer schwieriger.
Ja klar Wolfgang, und dein Schnautzenfall tut mir sehr leid.
So richtig?
Ja!

 Graeculus meinte dazu am 28.02.24 um 23:36:
Es ist gut, sehr gut, wenn Menschen auch das Ungesagte verstehen. Das erspart einem peinliche Selbstentblößungen.

Die Lungenzüge brüngen mich leider nicht zu den Menschen, die ich liebe. Da bin ich dann doch auf den Öffentlichen Personenverkehr angewiesen.

Der Schnauzenfall - gesundheitlich inzwischen überstanden - war für mich wichtig. Er hat mir gezeigt, daß es Zeit für mich wird, gewisse altersbedingte Grenzen zu beachten.

Bewegst Du Dich überhaupt noch raus aus Deinem hessischen Exil?

 LotharAtzert meinte dazu am 29.02.24 um 17:00:
Laß mir etwas Zeit, bin noch sehr schwach nach der heftigen Zahnoperation.
... bewege mich nicht mehr raus.
Im Angebot nach dem Millennium hätte ich noch Lwiw, Kiew und Tscherniwzi, oder auch Minsk und noch vor der Jahrtausendwende Bucuresti, Galaţi, Kronstadt, Hermannstadt und die Karpaten - was du wolle..

 LotharAtzert meinte dazu am 03.03.24 um 15:26:
Falls du dich wunderst: ich bin noch am Leben und inzwischen beim 7. Kapitel und immerhin schon mal im Landeanflug auf Bucuresti. Der Arbeitstitel "Giorgia on my mind" wird sicher bleiben.

 Teichhüpfer meinte dazu am 03.03.24 um 16:27:
Erstmal gute Besserung, mein Zahnarzt wartet schon. Das ist mit Zahnärzten, die kurz vor dem Abschied stehen. Die Krone hat Karies, Zitat.
Das mit den großen Kommunizieren ist so ähnlich, wie die Geschichte mit Gretchen, die doch Recht hatte.

lg Teichi

 LotharAtzert meinte dazu am 04.03.24 um 09:11:
Danke Teichi.
Weißt du, ausfallende oder kranke Zähne zeigen an, daß man sich im Leben nicht richtig durchzubeißen versteht.
Die Rumänen bezeichneten ihre alte Währung (Leu, der italienischen Lira ähnlich) als zahnlosen Löwen.

 Graeculus meinte dazu am 04.03.24 um 15:23:
Ach, Lothar, die Zähne! Neben den Haaren sind sie es, die uns am erkennbarsten verlassen. Zum Heil der Zahnärzte.

Aus dem Haus bewegst Du Dich anscheinend im Geiste ... wobei Du "Giorgia on my Mind" eher in Italien suchen müßtest. Diese Frau scheint nicht so schlimm, wie ich es befürchtet habe. Daß sie sich kürzlich selbst als Zwerg bezeichnet hat (1,63 m), spricht zudem für ihren Humor.

 LotharAtzert meinte dazu am 05.03.24 um 11:20:
Die Meloni? Lustiger Nachname übrigens. Die ist Steinbock, und ja, die ist nicht nur deshalb interessant.

Aber Wolfgang, es sind sozusagen meine Memoiren, die Erlebnisse in Rumänien, wo Giorgia die absolute Hauptrolle spielt. Nix im Geiste, nix mit lyrischem Ich. Unsereins hat erlebt und erlitten, wovon er schreibt. Ja, ich war persönlich in Galati, hab das Kapitel gerade beendet und bin mit dem 10 Kapitel auf dem Weg nach Draculas Kronstadt, wo ich zu sterben hoffte.
Aber du weißt ja - ich lebe noch und will dem Zahnarzt noch ein paar Geldscheine in den Rachen schieben.

 Graeculus meinte dazu am 05.03.24 um 17:16:
Ich verstehe jetzt erst: Du beziehst Dich nicht auf Giorgia Meloni, sondern wirklich auf Rumänien. Du schreibst Deine Memoiren? Oder nur sozusagen Deine Memoiren, also schweifst in Erinnerungen?

Ja, noch leben wir. Noch ein Weilchen. Ich wünsche uns noch zehn Jahre. Zehn Jahre, in denen wir auch was erleben.

 LotharAtzert meinte dazu am 05.03.24 um 17:32:
Ja na klar, Rumänien. Bin aber gerade verzweifelt wegen der Technik - nun hab ich ihr Bild gefunden und kriegs nicht auf kV, während der Zahn schmerzt und ich weder was essen kann, noch was auf die Reihe krieg 
noch spazieren war - 6 Tage ohne Cannabis, wollte die Geschichte ohne zuende schreiben. Jetzt aber, wo nichts mehr ging, doch was verdampft und das letzte Kapitel ist dermaßen verhunzt, daß ich es löschen muß - habs geahnt, also alles heute mißlang und morgen wieder Zahnarzt, Fäden ziehen - ich bin wirklich kurz vorm Kollaps. -  Ah.

 Graeculus meinte dazu am 05.03.24 um 18:57:
Was ich mal sagen möchte, lieber Lothar: Zwar heißt mein Thema hier das Scheitern von Kommunikation, aber ich freue mich doch, daß sie zwischen uns beiden besser ist als je zuvor.
Das macht leider Deine Zahnschmerzen nicht wett.

 Teichhüpfer meinte dazu am 06.03.24 um 06:47:
Ich habe zum Glück einen Zahnarzt gefunden, fehlerhafte Wurzelbehandlung, aua.

 Graeculus meinte dazu am 06.03.24 um 15:15:
Diese kleinen Zähne können so großen Ärger machen!
Paul Gauguin (176)
(24.02.24, 10:15)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Graeculus meinte dazu am 24.02.24 um 17:46:
Ein Recht auf Verständnis gibt es nur dann, wenn es auch die Möglichkeit gibt. "Über sein Können hinaus kann niemand verpflichtet werden." Diese Möglichkeit möchte ich reflektieren und diskutieren.

Nun, ich bemühe mich um Kommunikation.

Von dem Buch habe ich gehört, besitze es jedoch nicht. Weißt Du zufällig, ob darin auch "Highlands" interpretiert wird?

 Graeculus meinte dazu am 24.02.24 um 17:48:
Ich sehe gerade: das Buch ist ganz neu.

 Graeculus meinte dazu am 24.02.24 um 17:55:
Schon bestellt. Danke für den Hinweis.
Paul Gauguin (176)
(24.02.24, 23:55)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Graeculus meinte dazu am 25.02.24 um 22:43:
Das werde ich dann feststellen.

 Graeculus meinte dazu am 04.03.24 um 15:18:
Nein, dieses Lied ist nicht enthalten.
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram