Die Nacht war ohne Ende und von rhythmischer Atmung begleitet. Sie liebten sich bis weit nach Mitternacht, um in den Armen und Umbeinungen des jeweils anderen einzuschlafen. Seine feuchte und warme Haut zog sie an wie ein Magnet. Noch nie hatte sie sich so lebendig gefühlt, nie zuvor gesehen wie sich die Welt unter ihren Seufzern vor ihr öffnete. Noch nie hatte sie die Arme eines Mannes, seinen Bauch, seinen Rücken, seine Lenden, seinen Hintern so intensiv gestreichelt und ihre Schamhaftigkeit von sich gestreift. Niemals zuvor hatte sie mit solchem Glücksgefühl, solcher Harmonie in ihrem Körper gewohnt.
Der erste Sonnenstrahl am Morgen weckte ihn und er sprang auf, nachdem die Uhr ihn streng angeblinzelt hatte. Er streichelte ihr über die Hüfte und sagte:
„Ich muss los, in zwanzig Minuten fährt die erste U-Bahn und ich hab Frühschicht.“
Sie seufzte: „Bitte komm bald wieder, ich brauche dich.“
Als er zum Bahnhof eilte, war er nicht mehr von dieser Welt, irrte in einem seltsamen Gedankennebel umher und hörte die zerstückelte Melodie einer berauschenden Musik.
In der U-Bahn nickte er sofort ein und träumte, dass er die Station Landungsbrücken verpassen würde, öffnete erschreckt seine Augen und sah, dass die Bahn schon auf den Stelzen als Hochbahn die Station Baumwall erreicht hatte. Also nix wie raus und im Sprint zurück zu den Landungsbrücken, so als renne er um sein Liebesleben. Das Schiff, das ihn nach Finkenwerder bringen sollte, legte gerade ab. Er nahm Anlauf und sprang mit einem Riesensatz gerade noch auf die Hafenfähre. Die zwei Männer des Bordpersonals schimpften, schlossen die Einstiegsöffnung und schüttelten ihre Köpfe.