Die Vermieterin

Kurzprosa zum Thema Absurdes

von  niemand



Es geschah, kurz nachdem wir einzogen. Das Haus war mit vier Parteien besetzt. Unsere Wohnung lag im Erdgeschoss. In der vierten Etage wohnte die Vermieterin. Eine recht derbe und wir mir schien überkorrekte Person mittleren Alters, für die ich nicht grade viel Sympathie aufbringen konnte. Aber wie heißt das so schön, in der Not zieht der Teufel auch in eine nicht so ideale Bleibe. Wie gesagt, es geschah kurz nach unserem Einzug, so gegen neun Uhr vormittags. Im Hausflur erklangen seltsame, schlürfende Geräusche, als versuche jemand von oben nach unten zu gelangen. Der Mensch sollte nicht zu neugierig sein, dachte ich, aber wie das so ist mit allem Ungewohnten, es lässt einem letztlich doch keine Ruhe, man möchte ja schließlich wissen und so. Gott sei Dank gab es so etwas wie einen Spion in der Wohnungstür. Ich beschloss diesen zu benutzen, drückte also mein Auge gegen das kleine, leicht vergilbte runde Glas und spitzte dabei gleichzeitig beide Ohren so gut es ging. Noch war da nicht mehr zu sehen, als das alte Holzgeländer, welches sich an der Treppe entlang schlängelte. Doch plötzlich geschah etwas Seltsames. Zwei menschliche Augen kollerten am Geländer herunter, wurden groß und größer und nahmen am Ende das Volumen von zwei Tennisbällen an. Ihre Pupillen waren weit aufgerissen und drehten sich im Takt mit dem Weiß der Augen, mal nach rechts, dann mittig, dann wieder nach links. Das wiederholte sich ein paar Male. Danach blieben sie stehen und stierten in meine Richtung, als wüssten sie, dass hinter der Tür jemand stünde. Mir wurde für einen Moment lang ziemlich flau im Magen, was sich noch verstärkte, als eine Person schrittweise die Treppe hinunter zu kommen versuchte. Es war ein weibliches Wesen, mit einem Gesicht, in welchem alles vorhanden war, Mund, Nase, Lippen, Wangen, nur keine Augen. Anstelle dieser klafften zwei schwarze Löcher. Die Frau nahm die beiden Tennisbälle, drückte diese in ihrer Hand auf eine normale Größe zurecht und setzte diese in die beiden schwarzen Löcher ein. Danach blickte sie ziemlich eindringlich in Richtung meiner Wohnungstür. Mir war danach, mich entweder kleiner zu machen, oder zu verschwinden. Aber die Neugier hielt mich dann doch fest. Wie hypnotisiert blickte ich durch das kleine, gläserne Loch, als sich die Frau plötzlich ihre beiden Zeigefinger aus den Händen riss. Seltsamerweise bluteten ihre Hände dabei nicht. Der eine Finger erhob sich, flog gegen die Decke und wuselte emsig in den Ecken der Flurwände, als suchte er etwas Wichtiges. Der anders Finger fiel zu Boden und suchte in ähnlicher Weise den Flurboden ab. Danach schwebten beide Zeigefinger vor der Nase der Frau herum. An dem einen hing eine dicke Spinnwebe, der andere war voll angeschwärzt mit etwas das man Straßendreck nennen konnte. Im gleichen Moment öffnete die Frau ihren Mund, so dass ihre Mundwinkel nicht nur nach unten zeigten, sondern beide zu Boden fielen. Eine dicke Stirnfalte blies sich noch dicker auf, löste sich danach, streifte beide Augenbrauen und fiel ebenfalls zu Boden. Die Frau war nicht mehr ganz, aber ganz von Sinnen, als sie gegen meine Tür trommelte. Ihr Mund, ohne der beiden Mundwinkel, rief so etwas wie: Nicht in Or...nung! Hat ein Nach … spiel … pfiel … piel … pl... iel ... Dabei trommelten ihre Hände wie besessen gegen meine Tür. Ich machte mich klein, so klein in nur konnte, schloss die Augen und fiel dabei ungewollt auf die harten Dielen. Aua! Nein, aufmachen werde ich nicht! Ging es mir durch den Kopf. Als der Lärm nachließ, öffnete ich meine Augen langsam wieder. Dass ich neben meinem Bett lag, war jetzt allerdings ziemlich nebensächlich.



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Kommentare zu diesem Text


 uwesch (22.03.24, 18:02)
Das ist ja eine ziemlich irre Geschichte :O LG Uwe

 niemand meinte dazu am 23.03.24 um 13:52:
Ja, ein ziemlich irrer Alptraum :O 
mit liebem Gruß und Dank, Irene

 Regina (22.03.24, 18:12)
Gruseliger Traum. Aber manche Leute können mit ihrer peniblen Kontrollsucht anderen das Leben wirklich schwer machen.

 niemand antwortete darauf am 23.03.24 um 13:54:
Oh, ja, meine Vermieterin war solch eine "alles unter meiner Kontrolle
Person" :woot:  Möchte ich nicht nochmal haben.
Mit liebem Dank und Grüßen zurück, niemand  ;)

 Dieter_Rotmund (23.03.24, 08:04)
Nicht schlecht!

P.S.: Es geschahKOMMA, oder nicht?

 niemand schrieb daraufhin am 23.03.24 um 13:55:
Ich verlaß mich da voll auf Dich und Deinen Vorschlag!
Also, komma rüber, damit ich Dir danken kann!
Mit liebem Gruß, niemand :)
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