so flüsse die sich froh ins meer ergießen
sind von der quelle an darauf erpicht
zumal sie sich daran kaum hindern ließen
es wandelt unterwegs sich ihr gesicht
aus einem kleinen rinnsal werden fluten
die wälzen sich alsbald durch stadt und land
gelassen ohne sich groß bei zu sputen
bisweilen nehmen sie auch überhand
wenn regen läng’re zeit in rauhen mengen
für zustrom sorgt - der himmel öffnet dann
die schleusen, fluten über ufer drängen
weil sie das flussbett nicht mehr fassen kann -
der drang zum meer indes bleibt stets erhalten
wo einflüsse oft rätselhafte walten...
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im bild zu sein stets schätzen fraglos viele -
in welchem bild? wer schießt es, stellt es her?!
ein bild hat ein motiv, hat durchaus ziele
so wie ein schuss aus einem schießgewehr
wir kriegen infos tag für tag in massen
sie setzen uns ins bild - das macht auch „BILD“ -
damit die menschen „ihre“ meinung fassen
als deren rohstoff ja die nachricht gilt --
dem weltbild liegt die vorstellung zugrunde
dass das gesamt der dinge sich ihm fügt -
sie ist mit uns als bildmachern im bunde
denen an ihrer vor(macht)stellung* liegt:
der mensch macht bilder sich von welt und dingen
wobei ihm der’n motive meist entgingen...
*vor(macht)stellung = deutungshoheit
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als ersten deutschen philosoph sah hegel
ja JAKOB BÖHME an der schuster war
bei seinem leisten bleibt der in der regel
bloß böhme war ganz anders offenbar
weil ihm spirituell sich offenbarte
einst mehrfach gottes wirken in der welt
was er am anfang still in sich bewahrte
da sonst die welt schnell wen für spinnert hält
hat später aber dennoch aufgeschrieben
- als unstudierter schuster wohlgemerkt
auf deutsch – wovon er geistig umgetrieben
seitdem voll wurde doch sah sich verstärkt
bald anfeindungen ausgesetzt deswegen -
man wollt' ihn christlich fast zu grab nicht legen...
https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Böhme
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ein rabenmutteraas quält ihren jungen,
zwölf jahre alt, genießerisch fast tot -
zum glück ist seine rettung noch gelungen
das kind befand sich echt in höchster not
war, unterkühlt, schon ohnmächtig geworden
in eine hundebox auch eingesperrt
sie hat versucht es grausam zu ermorden
furchtbar wenn einem kind das widerfährt
es mag alsbald wohl körperlich gesunden
die seelenwunden heil'n indes nur schwer -
ein kind das dergestalt gequält, geschunden
vergisst das doch sein leben lang kaum mehr
in obhut nun des vaters der nicht ahnte
was sich, von ihm getrennt, dann da anbahnte...
https://www.spiegel.de/panorama/justiz/oesterreich-mutter-soll-sohn-in-hundebox-gesperrt-haben-a-306af80e-967e-4971-9f6b-c2816708af5a
https://noe.orf.at/stories/3211593/
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der tausendfüßler egon geht spazieren
er setzt auch fuß vor fuß auch seit je geschickt
bei tausend füssen könnt’s ja sonst passieren
dass sich ein fuß in’ anderen verstrickt
doch das passiert ihm wirklich äußerst selten
routine ist dabei das a und o
bloß wenn ihm hindernisse ein bein stellten,
still schadenfroh, fiel er mal auf den po
der gang führt egon hin zu leckrem laube
das halbverrottet auf dem boden liegt
sein leibgericht macht sich nie aus dem staube -
eh manches tier futter zu fassen kriegt
muß es schon seine beute ganz schön jagen
egon hat’s da weit leichter kann man sagen...
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BRÜCKEN(BAU)
gern baut beim bodenturnen auch brunhilde
die tollste brücke locker aus dem stand
und führt dann kaum je zahnersatz im schilde
wie manch dentist der eine nötig fand
um damit lücken flott zu überbrücken
die ein gebiss oft aufweist - sie beruht
auf angefertigten gebissabdrücken
sonst sitzt die brücke hinterher nicht gut
am boden liegen dito brücken häufig
bei putin seiner krimbrücke wär's fein
sind aber quasi eher teppichläufig
doch läufer brauchten jene nicht zu sein
die sich zur „brücke“ einst zusammenschlossen
und ruhm als maler bald weltweit genossen...
Brücken-Bild von Emil Nolde
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der mai rückt näher und die bäume schlagen
weder kobolz noch sahne sondern aus
und liegen voll im plan mit sozusagen
denn andernfalls wär's wirklich doch ein graus
das wäldchen hat längst satt die kahlen äste
es sehnt sich nach begrünung ja schon längst
freut sich in bäumen auf bald flügge gäste
bei vögeln geht das schneller als du denkst
die sonne strahlt am himmel, frühlingsblauen
obwohl ein kühler wind bisweil'n noch weht
sie ahnt reint nichts von kriegerischem grauen
mit dem der russe grad zu werke geht
im gern so weizenblonden nachbarlande
was wahrhaft eine himmelschrei'nde schande...
(26.4.22)
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am stierkampf sind das tollste die arenen
auf deren sand des südens sonne brennt
ein hühnchen rupft der stier da gern mit denen
die wissen dass er todesfurcht nicht kennt
ein stierkampf ist ja nichts für schwache nerven
da geht’s zur sache schon für mensch und tier
klar kann sich kontra wer ins brüstchen werfen
doch brüstchen interessier’n nicht mal den stier
das schönste sind am stierkampf die arenen
da haben mensch und tier phantastisch platz
um sich zu präsentier’n in kampfesszenen
die sind uralt und macht der stier n satz
senkt wutschnaubend die hörner und stürmt los
wär' waffenlos der gegner chance kaum groß...
Leseempfehlung: Henry de Montherlant, Tiermenschen
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