Wie Putin

Gleichnis zum Thema Abgrenzung

von  LotharAtzert

„Wie Putin“, dachte ich, als ich die Zecke an meinem rechten Oberarm entdeckte und sie eilends loswerden wollte. Sie saß fest und meine Ungeduld ließ mich augenblicklich an Meningitis denken und ich tat, vor was die Besonnenen ausdrücklich warnen: ich packte sie, nachdem ich, unter Schock stehend, die richtige Brille aufgesetzt bekam, um mich zu vergewissern, ob es auch ein echter Holzbock aus eigenem Garten war, und nicht ein wasweißich, zwischen Zeigefinger und Daumen und riß das Grauen mit einem Ruck heraus. Und was Buddhisten auch  nicht empfehlen – ich warf das Insekt ins Klo und zog angewidert am Wassergeflösse.

Drei Tage ging das gut, am vierten wollte ich nochmal genau die Saugnarbe inspizieren, (halt Mars in der Jungfrau) drückte sie etwas zusammen, ob da vielleicht doch ein Stück Saugrüsselrest Entzündbares barg… egal, drei Stunden später war der Arm kreisförmig um die Wunde herum deutlich um mehr als das Dreifache angeschwollen und die Rötung in der Mitte zogs zum Bordeauxrot hin.

„Meningitis“ schoß es mir in den Kopf, fand im Bad ein Kühlgel und drückte gleich die dreifache Menge aus der Tube, deren Haltbarkeitsdatum um Jahre überschritten war, auf die Wunde. Hauptsache es kühlte erst mal. Und als es auch am nächsten Tag noch nicht abgeschwollen war … Gehirnhautentzündung ist für einen Vieldenker, das, was für den Feuerwerkshersteller das Feuer zur Unzeit ist … da wollte ich gleich zur rumänischen Ärztin rennen, die vielleicht noch helfen konnte, aber es war natürlich Freitagnachmittag. Niemand mehr erreichbar von den Weisskittel, bis auf den Anrufbeantworter. Glücklicherweise, so empfand ich da noch, war unter der Praxis im ersten Stock eine Apotheke, deren Angestellte mir eine antiseptische Salbe für 7 Euro verkaufte, welche  zuhause nach Vorschrift flugs zur Anwendung kam.

Nun ist es Samstag, die Wunde hat sich so gut wie nicht verändert. Optimisten sehen darin ein gutes Zeichen und Pessimisten den Untergang voraus. Es ist Samstagabend, in zwei Stunden spielt SG Eintracht gegen RB Leipzig, der Anpfiff ist schon unterwegs, doch die sich vermehrenden Bakterien kümmert nur eines: sich vermehren, bis ich nicht mehr weiß, wer Kolo Mbuani ist und was Pokalfinale in Berlin bedeutet …

 


 




Anmerkung von LotharAtzert:

Putin ist, wie die Zecke, nur Überträger der Bakterien und Viren, die aus dem Leben verdrängte Programme sind und einen Wirt benötigen, um als Schatten zu existieren. Zu Wirt fällt mir der Koch Prigoschin ein. Die Wagnerfestspiele in Bayreuth, ja die Sprachbilder und -gefüge lügen nicht.

 

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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (03.06.23, 18:08)
Für drohende Meningitis gibt es auch einen Notarzt, für Putinitis leider nicht.

Kommentar geändert am 03.06.2023 um 18:10 Uhr

 LotharAtzert meinte dazu am 04.06.23 um 10:10:
Da hast du wieder einmal recht. Es sei denn, man erkennt im Krieg einen entsprechenden Not-Arzt (universaler Ausgleich).

 Tula (03.06.23, 21:52)
Hallo Lothar
Ganz nebenbei, als ich bei der sogenannten Volksmarine der DDR war, nannten wir die Offiziere genauso - Zecken  :D

LG
Tula

 LotharAtzert antwortete darauf am 04.06.23 um 10:13:
Hallo Tula,
ja, das sind einfach entsprechende Bilder. Menschen mit Vorstellungszwängen haben immer was zeckiges, die gab es zu meiner Zeit auch bei der Bundeswehr.

Dankesgruß
Lothar

 Pensionstarifklempner schrieb daraufhin am 04.06.23 um 23:17:
Bei eine Meningitis sind die Rückenmarkpunktionen sehr unangenehm. Man hört deutlich sein Gehirnwasser gluckern.
1971 wurde ich mit der Gehirnhautentzündung 28 Tage in Isolierhaft gesteckt. Diese Isolierstation in Berlin-Buch war meine Einstimmung auf Corona.
Nebenbei lernten wir auch Stalinismus. Putin diente damals schon in Dresden.

 LotharAtzert äußerte darauf am 07.06.23 um 10:08:
Das will ich gern glauben, daß das unangenehm ist. Hoffentlich hast du das alles gut überstanden.
Alles Gute von mir jedenfalls und danke fürn Kommentar.

(Die Rötung meines Zeckenbisses ist inzwischen leicht rückläufig)

 AZU20 (03.06.23, 22:34)
Putin ist wahrlich eine Zecke. LG

 LotharAtzert ergänzte dazu am 04.06.23 um 10:17:
Was der an Geld ausgibt, um sein erbärmliches Leben zu schützen, damit könnte man viele Verhungernde retten.
Aber so darf man nicht denken, sonst wird man noch verrückt.

Dankesgruß
Lothar
Agnete (66)
(03.06.23, 22:41)
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 LotharAtzert meinte dazu am 04.06.23 um 10:21:
Ein Lob von Agnete wird mir den wolkenlosen Sommersonntag heute versüßen.

Aber: "vorauseilende Todesangst" - also ich würde es eher bei begründeter Sorge belassen wollen. "Die" Männer und "die" Frauen - du weißt, worauf ich hinaus will ...

Dankesgruß
Lothar
Agnete (66) meinte dazu am 04.06.23 um 10:48:
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 Regina (04.06.23, 09:42)
Wohl ein Auftragswerk der Apothekenumschau über die Grenzen der Selbstbehandlung.

 LotharAtzert meinte dazu am 04.06.23 um 10:28:
Haha, ja.
Es ist jetzt schon der neunte Tag und sieht nicht schön aus - aber ich fühle mich im Kontast dazu topfitt und geh jezt in den Garten, um ein paar magische Pflanzensamen wie das kleine Habichtskraut auszusäen. Und die Jiaogulan (chin.: Kraut der Unsterblichkeit) ist auch schon unterwegs. ...
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