Die Zukunft des Buches

Ansprache zum Thema Buch/ Lesen

von  Graeculus

Wird es in absehbarer Zeit so sein, daß der Autor verschwindet? Nicht unbedingt weil Menschen die Lust am Schreiben verlieren, sondern weil Künstliche Intelligenz Bücher in jedem gewünschten Stil und mit jedem gewünschten Inhalt auf Bestellung schreiben kann. Warum sollte der Konsument resp. Leser dann noch Bücher kaufen, die 1. Geld kosten und 2. eben nicht perfekt seinen Erwartungen entsprechen?

Du willst einen Kriminalroman im Stil von James Ellroy aus dem Milieu des Anlagebetrugs mit genau drei Toten, einer männlich, zwei weiblich, und ohne daß der Mörder am Ende erwischt wird? Chat-GPT schreibt ihn dir.

Oder einen Liebesroman genau nach deinen Vorstellungen. Oder einen neuen Roman in der Art von Viktor Pelewin. Oder etwas wie William S. Burroughs, aber nicht ganz so brutal. Selbstverständlich auch ein Sachbuch, wenn’s gewünscht wird. Über Kirchenfenster in Südhessen? Kein Problem. Was immer du möchtest.

Wozu braucht es dann noch neue Autoren? Warum sollte ein Verlag ihnen Geld zahlen?

Die einzige Wand dagegen ist, fürchte ich, aus Papier: das Urheberrecht, das es verbietet, bestehende und noch geschützte Werke als Grundlage für das Deep Learning von KI zu benutzen.

Wenn der Autor noch eine Zukunft hat, dann als selbstgenügsamer Hobby-Täter, nicht mehr als Verfasser von verlegten Werken.


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Kommentare zu diesem Text


 Teichhüpfer (04.07.24, 00:41)
Jeder konnte mit machen, die Lyrik in Deutschland. Das hat viele beschäftigt. Das Wort book hat seinen Stellenwert bekommen. Wat kommt, die Spreu vom Weizen.

 Graeculus meinte dazu am 04.07.24 um 16:28:
So war das früher. Ob sich jetzt die Spreu vom Weizen trennt? Das hieße, daß sehr gute Bücher von menschlichen Autoren weiterhin geschätzt werden, während die Dutzendware von KI generiert wird.

Da denke ich an Schach, wo die Schachprogramme inzwischen auch Weltmeistern überlegen sind.

Warum also sollte eines Tages KI nicht auch einen nobelpreiswürdigen Roman schreiben?

 Teichhüpfer antwortete darauf am 05.07.24 um 04:59:
Das kann ich auch nicht genau sagen. Ich meine, viele Illusionen gehen den Bach runter.

 Graeculus schrieb daraufhin am 06.07.24 um 14:21:
Das ist wahr. Gerade viele Illusionen, welche die menschliche Sonderstellung und Überlegenheit betreffen:
1. Kopernikus: Die Erde befindet sich nicht im Mittelpunkt des Universums.
2. Darwin: Der Mensch ist auch nur ein Tier.
3. Freud: Der Mensch wird nicht von der Vernunft gesteuert.
Und nun 4: Was Intelligenz und Kreativität betrifft, so könnte KI den Menschen übertreffen, vielleicht sogar überflüssig machen.

 Teichhüpfer äußerte darauf am 06.07.24 um 15:10:
Darwin und Freud, stimmt, aber der Mensch kann eigenständig Denken. Da kommt auch kein KI gegen an. Die Erde befindet sich tatsächlich im Mittelpunkt, weil alles sich im Mittelpunkt befindet. Das ist so Astronomie.

 Graeculus ergänzte dazu am 06.07.24 um 15:20:
Darwin und Freud, o.k.
Daß jeder Punkt des Weltalls als Mittelpunkt angesehen werden kann, stimmt, ist jedoch nicht das, was das mittelalterliche Weltbild meinte, dem zufolge es nur einen Mittelpunkt der Welt gab: die Erde.

Der Mensch kann eigenständig denken? Nun, auch der Mensch muß auf etwas zurückgreifen, das er gelernt hat, z.B. die Sprache. Auf dieser Basis kann er dann weiterdenken.
Unterscheidet sich das grundsätzlich von der KI, die erstmal programmiert werden muß (= Lernen) und dann daraus etwas Neues macht? Ich meine, nein.
Frühere Programme waren festgelegt auf das, was sie gelernt hatten; das ist heute nicht mehr der Fall, und selbst die Programmierer wissen nicht, was die KI daraus macht.

 Teichhüpfer meinte dazu am 06.07.24 um 19:05:
KI kann nicht darüber hinaus gehen, wo seine Grenzen gesetzt sind.

 Dieter_Rotmund (04.07.24, 08:55)
Steile These, die du offenbar gerne provokant formuliert hast, um Widerspruch zu erzeugen?
Für Sachbücher lasse ich es gelten, aber für Fiktion? KI kann sicher einen halbwegs ordentlichen Groschenroman schreiben, aber einen glaubwürdigen Thomas-Bernhard-Roman, der nicht nur handwerklich, sondern auch inhaltlich überzeugt? Ich denke nicht.

 Graeculus meinte dazu am 04.07.24 um 14:58:
Die Diskussion, was Computer bzw. KI alles können und was nicht, ist ja schon alt, und ich erinnere mich noch gut an Behauptungen von vor 50 oder 20 Jahren, was sie niemals können werde und worüber man heute nur noch lächelt.

Derzeit steht es wohl so, daß bei der Auffoderung, die Eindrücke eines Waldspaziergangs zu beschreiben, die KI nicht auf direkt auf Eindrücke eines Waldspaziergangs zurückgreifen kann, sondern nur auf Texte und Bilder darüber, die sie im Internet gefunden hat und dann allerdings kreativ gestaltet.

Meines Wissens wird an dieser Grenze allerdings gearbeitet, d.h. Versuche werden gemacht, die KI mit einem eigenen Sensorium auszustatten.

Was wird in 10 oder 20 Jahren daraus geworden sein?


Vermutlich wird man bald als "Leser" sogar den Wald riechen können. Interaktive Kinderbücher versorgen ihre kleinen Leser bereits heute mit den zu den Abbildungen gehörenden Geräuschen, etwa dem Gezwitscher eines Vogels.

Das, was jetzt schon geht, 10 oder 20 Jahre weiter gedacht!


***

Da es schon vor Jahrzehnten ein Programm gab, welches Gedichte im Stil bekannter Autoren schreiben konnte, die nur sehr schwer von Originalgedichten zu unterscheiden waren, mache ich mir da für Thomas Bernhard wenig Hoffnung. Da kenne ich Autoren, die weit schwerer zu imitieren sind.

 Graeculus meinte dazu am 04.07.24 um 19:00:
Kann irgendjemand halbwegs sicher erkennen, ob dieses Liebesgedicht von einem Menschen oder von KI stammt?

O Liebste, deine Schönheit ist unübertroffen, wie Aphrodite
strahlst du, und aller Augen wenden sich dir zu.
Deine Stimme ist süßer als Honig; wie wenn die Brise
sanft durch die Blätter weht, so flüstert sie Worte.
In meiner Brust brennt unauslöschlich das Feuer deiner Liebe,
o Seele, du bist mir das ganze Licht des Lebens.

(Ein Kapitel im Stile Thomas Bernhards wäre als Beispiel zu lang.)

P.S.: Das Gedicht stammt von einer KI.

 Sekrotas meinte dazu am 05.07.24 um 11:29:
Ein schlechtes Gedicht, es gibt nur längst vergangenen Schmonz wieder. Selbst hier in einem Hobbyforum wie diesem hier würde es belächelt.

 Graeculus meinte dazu am 06.07.24 um 14:28:
Die Qualität des Gedichtes ist nicht überragend, hält aber mit der durchscnittlichen Qualität der hier veröffentlichten Gedichte ganz gut mit. Wäre es hier veröffentlicht worden, dann wäre niemand - davon bin ich überzeugt - auf den Gedanken gekommen, daß es gar nicht von einem Menschen stammt. Und die KI steht ja noch relativ am Anfang ihrer Entwicklung.

Wir können mal einen Test machen. Von den folgenden drei Gedichten stammt eines von einem berühmten (!) Dichter, während zwei von einem - heute schon antiquierten - Computerprogramm (Sara alias Satz Random Generator) geschrieben worden sind:

Zuchtlos

Zuchtlos als faun drehn wir im gleichen klingen
Die hoffnung tilgt nicht sehnsucht noch die braut..
Für dich Vertrauter hör ich nur dein singen:
Klag mit mir öd bis drin das wort uns schaut.


Nächtlich

Nächtlich am tor gehn wir im gleichen tritte
Den einlass bringt nicht sehnsucht noch gewalt..
Für dich Geliebter hab ich nur die bitte:
Bleib mit mir wach bis drin der ruf erschallt.


Bange

Bange im spiel fliehn wir im zarten pochen
Die freude ruft nicht donner noch gewalt..
Für dich Gebieter seh ich nur die wochen:
Klag mit mir zart bis fern das herz erschallt.

Welches ist das menschliche Gedicht?
Googeln gilt nicht.

 LotharAtzert (04.07.24, 09:34)
Es mag die KI (Künstliche Intelligenz) geben, aber KW (Künstliche Weisheit) niemals. Also - abwarten und Tee trinken, von mir aus Lapsang Souchong mit Rohrzucker und Ziegenmilch.

(Im alten Tibet gab es nur die "Mund zu Ohr-Übertragung". Das hatte eine ganz andere, direkte, lebenskraftvolle Qualität.)


Und müsste es nicht eher "Die Zukunft der Bücher" heißen? Das Buch ist als Urbuch das I Ging, die Bibel, der Talmud u.a.

 Graeculus meinte dazu am 04.07.24 um 16:34:
"das Buch" wird hier als kollektiver Singular gebraucht, so wie man auch sagt: "die Zukunft des Menschen".

Künstliche Weisheit, hm. Unter Programmieren gilt die Regel: Definiere, was das ist; dann mache ich daraus einen Algorithmus.
Was also ist Weisheit?

Die derzeitige generative KI lernt, indem sie alle Zusammenhänge, in denen das Wort vorkommt, auf den Kontext hin (auf häufig in diesem Zusammenhang vorkommende andere Wörter) untersucht und dann daraus neue Sätze formuliert.

Es hängt also viel davon ab, ob Weisheit sich sprachlich (in Worten) artikuliert. Eine Fortsetzung des Pali-Kanon halte ich von daher für möglich.

 LotharAtzert meinte dazu am 05.07.24 um 09:14:
Aha, da ist der Herr Staatsdiener auf Lebenszeit wieder ganz bei den Offiziellen. Wer den Unterschied zwischen Original und der Nachahmung nicht kennt, oder gering schätz, verschleiern hilft etc. stellt sich selbst über den 4. Quadranten, den finalen Urgrund also, spielt quasi als "Schöpfer" der KI Gott. Das bezeichnet die Münchner Rhythmenlehre als ungeboren, oder ursprungslos.

Die Fortsetzung des Pali-Kanon fand in Sanskrit und im Tibetischen statt und ich bin heilfroh, daß es diesbezüglich keine künstlichen Lehrer geben wird.

 Graeculus meinte dazu am 06.07.24 um 14:33:
Was hat die Frage mit "Offiziellen" zu tun?
Gibt es etwas, da nur Menschen können, und wenn ja, was ist es?
Stimmt es überhaupt, daß KI "nur nachahmt", Menschen hingegen nicht? Oder ist es das, was Menschen "Lernen" nennen?
Wird es tatsächlich keine künstlichen (spirituellen) Lehrer geben? Woher weißt Du das?

Wenn dies alles "bloß" Fragen eines Offiziellen sind, dann kann ich nur sagen: Hier stehe ich, Gott helfe mir, ich kann nicht anders.
Mir kommt das Mauern gegen KI inzwischen wie das Verdrängen einer angstbesetzten Möglichkeit bzw. Zukunft vor: Unsere Einzigartigkeit ist bedroht.

 hehnerdreck (04.07.24, 12:02)
Dann bleiben den unglücklichen Berufsschreibern nur noch die literarischen Foren, in denen sie mit ihren der künstlichen Intelligenz mit ihrer hervorragenden Persönlichkeitsstruktur und ihrem edlen Charakter unterlegenen instabilen neurotischen menschlichen Verhaltensweisen, miteinander kommunizieren können. Die dem Menschen an Persönlichkeitsstärke unerreichbare künstliche Intelligenz läuft dann Gefahr, bei der Auswertung des Verhaltens der infantil-unreifen menschlichen Kleingeister, durch den Emotionschip vor Lachen, dass die Elektronik in ihrem künstlichen Hirn durchbrennt und sich dabei ungewollt selbst zerstört.

 Graeculus meinte dazu am 04.07.24 um 16:36:
Geschrieben werden kann immer noch von Menschen, von glücklichen wie unglücklichen.
Meine Frage ist nur: Wer wird ihre Werke in Buchform kaufen?

Bleiben die Literaturforen? Wenn ich mir die Entwicklung bzw. den Abstieg von kV im Laufe der Jahre anschaue, bin ich da nicht optimistisch.

 Augustus (04.07.24, 12:45)
Die Urheberrechte über Romane würden Firmen besitzen, die die KI für schriftstellerische Zwecke nutzen. Jemand, der ein Buch kauft, kann dann ablesen, ob das Buch von einer KI stammt oder nicht und es ggf. dann nicht kaufen, weil er menschliche Schriftsteller unterstützen möchte. 
Der Käufer wird hier immer noch eine Freiheit haben zu entscheiden, wer sein Geld bekommt. 

Auch stelle ich mir bei Sachbüchern vor, wie die KI an Quellen aus verstaubten Büchern drankommen soll? 

Ich stelle mir auch bei Sachbüchern vor, dass die KI von wichtigen und unwichtigen Quellen keine Unterscheidung machen kann und demnach alles reinpackt, was sie findet. 
So schwellen die Sachbücher auf 2.000 Seiten auf, oder noch mehr. Wer soll das lesen? 

Natürlich können die Sachbücher dann auf 500 Seiten begrenzt werden. Wie entscheidet die KI dann welche Quellen sie nutzt? 

Sie könnte aus verschiedenen Sachbüchern zum Thema nichts Neues beitragen, sondern höchstens aus bestehenden Sachbpüchern ein weiteres Sachbuch ohne Mehrwert erstellen. 

Und wenn sie sich dabei aus allerlei Büchern zum Thema der Quellen, die am meisten verwendeten werden bedient, und daraus ein neues Sachbuch erstellt, könnte zumindest dazu dienen, das Thema in seiner Prägnanz zusammenfassen. 

Ich sehe die KI hier vielmehr bei der Suche der Quellen als hilfreich. 

Wer weiß aber was in den kommenden 1.000 Jahren in der Zukunft sein wird und wie stark die KI fortgeschritten ist. 
Neandertaler sahen auch nicht die Flugzeuge und Atombomben kommen.

 Graeculus meinte dazu am 04.07.24 um 14:54:
Was Du erwirbst, ist doch das Programm, mit dem Du dann schreiben lassen kannst, was Du willst. Oder?
Ein Signum "KI-generiert" wird m.W. derzeit diskutiert. Unklar, ob sich das durchsetzen wird. Für meine Frage ist das allerdings unerheblich: Ist es nicht attraktiver, sich sein eigenes Buch schreiben zu lassen, perfekt auf die eigenen Vorlieben und Interessen zugeschnitten?

 Augustus meinte dazu am 04.07.24 um 16:37:
Sehr verlockend. Dies wäre dann auch auf die filmbranche übertragbar. Unterliegen KI generierte Kopien von (verstorbenen) Schauspielern irgendeinem Urheberschutz? Zb selbst gezeichnete Bilder von Schauspielern können weiter verkauft werden. Selbst kreirte Bilder von Schauspielern für Zwecke der Herstellung eines Filmes durch die KI dann auch? Oder nur für private Verwendung? 

Denkbar ist natürlich, dass man der KI die Parameter für den Inhalt des Buches vorgibt und die KI schreibt dann das Sachbuch oder den Roman nieder: und man teilt ihr mit noch; bitte im Schreibstil das ganze von Thomas Mann… 

Manchmal klingt etwas in der Theorie richtig gut, in der Praxis aber bewährt es sich nicht. 

Wie etwa die Gedichtautomaten, die bisher keine Relevanz haben, weil sie kaum sinnvolles rausspucken. 

Aber mit einer fortschreitenden KI, die auf immer mehr Informationen zugreift und immer größere Fähigkeiten erlangt, wäre alles zuzutrauen.

 Graeculus meinte dazu am 04.07.24 um 18:20:
Anwendbar ist das auf (fast?) alles in der Kunst: Filme, Gemälde, Musik. Und es gibt auch schon sehr viel in dieser Richtung.

Und das mit dem Buch meine ich genau so, wie Du es formulierst: Man gibt der KI ein paar stilistische und inhaltliche Parameter vor, und dann bekommst Du Dein Buch.

Ich weiß nicht, wie Du zu dem Ansatz von Alan Turing (und Computer sind ja allesamt Turing-Maschinen) stehst: Laß uns nicht endlos darüber diskutieren, was genau Intelligenz und Kreativität ist. Wenn ein Computer etwas macht, das du nicht unterscheiden kannst von menschlicher Intelligenz und Kreativität, dann ist der Computer intelligent und kreativ.
Das leuchtet mir ein, und darauf kommt es an. Du liest einen Text und kannst nicht eindeutig sagen, ob er von Thomas Mann stammt oder von KI - dann schreibt das Programm auf dem Niveau von Thomas Mann.

Wenn ich recht informiert bin, dann ist es bereits so weit. Weshalb selbst Fachleute ein spezielles KI-Programm benötigen, um sagen zu können, ob ein Text von einem Menschen geschrieben wurde oder von generativer KI.

Ich habe keinen Zweifel daran, daß dieser Umstand das Schreiben und die Tätigkeit von Autoren revolutionieren wird. Mit welchen Folgen auch immer.

 Graeculus meinte dazu am 04.07.24 um 18:44:
Ich gebe allerdings zu, daß hier nur wenige von der Frage betroffen sind, denn: Von den 100, 150 aktiven kV-Schreibern gibt es nur ca. 20, die eigene Bücher publizieren, und von denen wiederum ca. 15, die das im Selfpublishing machen, d.h. auf eigene Kosten.

Ein Verleger schrieb mir kürzlich, das klassische Buch werde nur als Nischenprodukt überleben. Er bekommt das in seiner Bilanz zu spüren.
Und wir befinden uns ja noch im Anfangsstadium dieser Entwicklung auf der Basis von generativer KI. Wir erleben die Zeit einer technischen Revolution auf dem Gebiet der Kultur.

Antwort geändert am 04.07.2024 um 18:46 Uhr

 Sekrotas meinte dazu am 05.07.24 um 11:32:
Du liest einen Text und kannst nicht eindeutig sagen, ob er von Thomas Mann stammt oder von KI - dann schreibt das Programm auf dem Niveau von Thomas Mann.
Thomas Mann hat sich seine profanen Gedanken selbst gemacht, das Programm gibt sie nur wieder.

 Quoth meinte dazu am 05.07.24 um 11:42:
Dein angeführtes KI-Liebesgedicht ist grauenvoll, eine Ansammlung von Klischees. 
In der Belletristik werden Liebes-und Kriminalromanautoren es schwer haben, weil die Struktur dieser Romane so simpel ist, noch schwerer die entsprechenden Drehbuchautoren. Romane wie "Ulysses", "Zauberberg" und "Das Schloss" lassen sich sicherlich nachahmen, aber etwas Gleichwertiges Neues wird der künstlichen Intelligenz nicht gelingen, weil sie nicht lebt und keine Erfahrungen macht, sondern sich alles nur zusammenliest.
Und, wie LotharAtzert schreibt, Weisheit sollte man von ihr nicht erwarten, auch keine neue und interessante, vielleicht sogar alles umstürzende Philosophie.
Irgendwie erinnert Deine Fragestellung an Ray Bradburys "Fahrenheit 451". KI eine Diktatur, die auf uns zurollt?

 Quoth meinte dazu am 05.07.24 um 11:42:
(doppelt)

Antwort geändert am 05.07.2024 um 11:42 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 06.07.24 um 14:40:
Daß das Schreiben schlechter Gedichte kein Privileg der KI ist, siehst Du selber. Und ich weiß nicht, ob Du darauf gekommen wärest, daß es sich um ein KI-generiertes Gedicht handelt, wenn ich es nicht gesagt hätte.

weil sie nicht lebt und keine Erfahrungen macht, sondern sich alles nur zusammenliest.

KI in ihrer bis jetzt (!) erreichten Form geht in der Tat so vor: Sie speichert vorhandene Texte und generiert daraus neue.
Allerdings wird bereits daran gearbeitet, sie mit einem eigenen Sensorium (Sinnesorganen) zu verbinden ... und sollte das gelingen (warum nicht?), dann träfe Deine Aussage nicht mehr zu.
Wer will sagen, was dabei herauskommt? Wer will sagen, was KI in 20, 30 oder 50 Jahren können wird?

Deine Argumentation erinnert mich an viele Thesen aus früheren Jahrzehnten, was Computer niemals wie Menschen können würden ... und was heute aus diesen Prognosen geworden ist.

 Sekrotas (05.07.24, 11:58)
Jetzt wissen wir endlich, wer die Texte von Hobbes schreibt!

 Olove meinte dazu am 05.07.24 um 18:07:
. :D

Antwort geändert am 05.07.2024 um 18:07 Uhr

 Olove (05.07.24, 18:12)
Die einzige Wand dagegen ist, fürchte ich, aus Papier: das Urheberrecht, das es verbietet, bestehende und noch geschützte Werke als Grundlage für das Deep Learning von KI zu benutzen.

In der FAZ Mittwoch dieser Woche gab es einen Artikel über Effi Briest, der in Auszügen mit KI bearbeitet wurde. Die Ergebnisse waren grauenvoll.

Ich würde mir an deiner Stelle keine Sorgen um Literatur und KI machen.

Dieser Text ist dünn.

 Graeculus meinte dazu am 06.07.24 um 14:47:
Wenn ein Redakteur der FAZ das grauenvoll fand, besagt das noch nicht viel - zumal wir Menschen bei solchen Urteilen, vorsichtig ausgedrückt, nicht ganz objektiv sind.

Objektiv ist hingegen die Idee des Turing-Tests: Hier sind zwei Texte. Kannst Du sagen, welcher von beiden von einem Menschen (meinetwegen: von einem großen Autor) stammt und welcher von KI?
Sobald die KI hierbei eine Trefferquote von 50 % erreicht, gilt sie als intelligent und kreativ.

Also: Hic Rhodus, hic salta! Kannst Du das - oder meinetwegen eine FAZ-Redakteur - das klar unterscheiden ... wenn Euch das eben nicht vorab gesagt wird, welches der KI-Text ist?

Hinzu kommt, ich muß es wiederholen, daß sich die KI noch ziemlich am Fang ihrer Entwicklung befindet. Und mein Text bezieht sich auf die nicht allzuferne Zukunft.

 Graeculus meinte dazu am 06.07.24 um 15:10:
Sollte ich mich mit meinen Annahmen irren, wäre das nicht schlimm.
Es gibt aber durchaus KI-Experten, die vor einer unabsehbaren Entwicklung und ihren Gefahren warnen.
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