Die Hedonisten

Text zum Thema Charakterisierung/ Charakteristik

von  Augustus

Hedonisten haben es im Alter ganz praktisch und teilweise besser als andere. Sie verlagern ihre ganze Existenz auf den Gaumen. Sie sind nur noch Gaumen. Der Genuss des Gaumens ist das Höchste was sie noch erleben können. Die Befriedigung erfolgt durch gesendete Botenstoffe des gebratenen Fleisches. Die Aminosäuren Alanin und Histidin sind

die irdischen Götter den der Fleischfresser huldigt. Wein sorgt für den Höhepunkt und abwechslungsreichen Genuss. Die Weinsäure kribbelt an der Zunge und Gerbstoffe, Glycerin, Ethylalkohol und Aromastoffeverleiten das auf Sparflamme laufende Gehirn zur Wahrnehmung schwindenden Betrunkenheit. H-Atome und Kohlestoffatome der Alkohol-Moleküle betäuben die Gehirnfunktionen, insbesondere die Bereiche, die für die Sprache zuständig sind. Die Zunge schweift nun bald im Mund herum. Unverständliche Worte hallen bald durch den luftleeren Raum. Die Schallwellen transportieren die nunmehr aus dem Munde der Person verschlüsselte Botschaften, die sich mit 330 Metern pro Sekunden ausbreiten und grundsätzlich auf taube Ohren stoßen. Die Decodiermaschinen vom Ohr angefangen bis zur Schaltzentrale im Hirn, melden unverständliche Nachrichten. Die Stabilität der in den Schallwellen enthaltenen Informationen zerfällt. Wiederholungen von akustischen Signalen erzeugen weiterhin Störgeräusche. Gellende Schallwellen ohne Qualitätsgehalt aus dem weinversifften Rachen geboren, knechten vibrierende Atomteilchen, die immer und überall sind – wie Paparazzi. Aus ihrer Sicht ist jeder von uns einer Person des öffentlichen Lebens.    

Der junge Hedonist ist noch vital und sucht seine Körpersäfte in oder über das weibliche Geschöpf zu ergießen. Sein Ergötzen ist, wenn er die Flüssigkeit loswird, die aus Wasser, Prostatasekret, Zink, Kalzium, Citrat, Magnesium besteht. Bakterien wie Urea-und Mycoplasmen sowie Staphylokokken, die darin wie im Wasser Fische schwimmen, erfreuen sich der Druckstoßes, der sie wie ein Katapult hinausschleudert. Er will über die Welt seine Spuren hinterlassen und reist mit Neugierde in fremde Gegenden. Doch seine Spuren versterben, er ist nur wie jeder Hedonist nur der Moment. Keine Vergangenheit, keine Zukunft, kennt seine Zeit. Was ihm die Frauen aus allen Kontinenten sind, sind dem alten Hedonisten die feinen Speisen. Und so gibt es darüber hinaus nichts weiter in seinem Leben zu wünschen. Einmal den Ereignishorizont des Genusses überschritten, entkommt man ihn nicht mehr. Völlerei und Eigensinn erzeugen Egoismus. Der Narzissmus ist die Singularität, dort zerstören die Anziehungskräfte jedes Leben, jeden Genuss. Die Gehirnknoten führen alle zum Lustzentrum und dort sitzt im Netz, wie eine gefräßige Spinne: der Nihilismus.


Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Terminator (41)
(12.07.24, 10:35)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Augustus meinte dazu am 12.07.24 um 14:46:
gut gesagt, höchste Entropie besitzt der Narzisst.

 Dieter_Rotmund (12.07.24, 11:11)
"Aromastoffeverleiten" ?

 hehnerdreck antwortete darauf am 12.07.24 um 14:32:
Aromastoffeverleiten > Aromastoffe verleiten

 hehnerdreck (12.07.24, 14:36)
Vorsicht: Eine Überladung von Wissen kann zu geistiger Verstopfung und damit zu einer Einschränkung der Genussfähigkeit führen. Sonst: gern gelesen! 

 Augustus schrieb daraufhin am 12.07.24 um 14:48:
Die vorsicht wird beherzigt.

 LotharAtzert (13.07.24, 14:26)
Mylord
ich zieh den blauen Eisenhut vor Euch und lass die Wachteleier zurückgehen.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram