Nachruf auf eine Hündin

Fünfzehn Jahre, von einundachtzig bis sechsundneunzig,

hast du uns von unten hinauf in unsere Augen geblickt,

hast mit deinem Leberwurstblick die zahllosen

Familiendetonationen verstanden, in ehrerbietiger Ahnungslosigkeit,

du treuer schwarzer kleiner Bastard, uralte Liebende,

wir dankten es dir mit dem Fallenlassen von Butterbrotresten,

mit dem unentwegten Kraulen deiner Brust, dem Hinaus-Drehen

von Zecken, die du dir im nahen Wald holtest,

wenn du wieder einmal Hühner oder Kaninchen verfolgtest,

zuletzt dem Aufwischen deiner braunen Pisse, die du zum

Schluss nicht mehr aus dem Haus hinaus tragen konntest,

dem Tragen von der Küche ins Wohnzimmer hinein und

zurück und zuallerletzt mit dem Tragen zum Tierarzt,

der dich aus dem Leben spritzte

…ich weiß noch manche

Nacht, als ich noch zu Hause wohnte, wenn ich schlaflos

im Bett lag, und du nahtest mit lautlosem Tapsen heran

aus dem Treppenhaus über den Flur zu meinem Bett, lecktest

sanft wie gehaucht meine aus dem Bett hängende Hand,

und etwas weniger sorgenvoll glitt ich schlafend in den frühen Morgen.