Das Kind in mir

Gedicht zum Thema Illusion

von  Saira

Das Meer vor mir war blaugetönt,

es zeigte sich in schönster Farbe,

vergessen war die Einsamkeit

und auch die alte Narbe.

Ich ließ mich fallen, schwerelos

in einen hellen Tag

und schwebte federleicht dahin,

wie es nur Glück vermag.


Ich legte Wort auf Wort zu mir,

sie sollten dort verbleiben

und Nichts vermochte, glaubte ich,

sie daraus zu vertreiben.

Die Stimme sprach und sang für mich,

ich fing sie für mich ein

und dachte, bei den Worten dort,

wird sie wohl sicher sein.


Es war ein Sturm, ein wilder Traum,

eine Welt der Illusion.

das Kind, es hatte chancenlos,

von Anfang an verloren.

Verschwommen war Realität,

betäubt lag sie in mir,

bedeckt von einem schönen Bild

und meinem Drang zu ihr.


Das Meer vor mir war graugetönt,

vergilbt war jede Farbe.

Ein tiefer Riss gesellte sich

zu meiner alten Narbe.

Der Tag, er trauert regnerisch,

er scheint mir still zu stehn.

Ich schreibe Herzen in den Sand,

der Wind wird sie verwehn.







©Sigrun Al-Badri/ 2024



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Kommentare zu diesem Text


 plotzn (03.10.24, 11:55)
Liebe Sigi,

manchmal gibt man sich gerne Illusionen hin, weil die Realität nur schwer zu ertragen ist. Der Moment des Aufwachens ist dann aber nicht minder schmerzhaft.

Mir gefällt, wie sich die erste und letzte Strophe in worten gleichen, im Inhalt aber konträr sind. Außerdem fällt die Illusions-Zeile metrisch und reimlich aus dem Rahmen, was das Aufwachen aus der Illusion noch unterstreicht.

Liebe Grüße
Stefan

 Saira meinte dazu am 03.10.24 um 18:52:
Lieber Stefan,

deine Gedanken und Wertung zu meinem Gedicht bedeuten mir sehr viel!

Ich danke dir!

Herzliche Grüße
Sigi

 willemswelt (03.10.24, 21:30)
sie sind geschrieben,liebe Sigi und kommen ja ganz tief aus dir und werden dich immer begleiten-einen lieben Gruß,Willem

 Saira antwortete darauf am 04.10.24 um 09:22:
Danke, lieber Willem, für deinen einfühlsamen Kommentar!


Liebe Grüße
Sigi

 AchterZwerg (04.10.24, 07:45)
Liebe Sigi,
für mich ein sehr anrührendes Gedicht um das begrabene Kind in dir (oder dem LyrIch).
Und eines, das ganz wunderbar in den Herbst passt, dessen Stürme (fast) alle Spuren verwehen können.

Herzlichst Heidrun

 Saira schrieb daraufhin am 04.10.24 um 09:23:
Liebe Heidrun,


ich danke dir für deine schönen Gedanken zu meinem Gedicht.


<3 lichst
Sigi

 TassoTuwas (04.10.24, 20:35)
Liebe Sigi,

die Kindheit sollte der glücklichste Abschnitt des Lebens sein, was aber wenn Leid und Misshandlung die Kinderseele rücksichtslos beschädigen.
Der Weg, das hinter sich zurück zu lassen, wird lang und schwer und wird nur an der Seite von verständnisvollen Freunden gelingen.
Deine Zeilen berühren tief.

Herzliche Grüße
TT
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