rote nacht

Alltagsgedicht

von  Redux

n`freitagabend

beim Italiener und die üblichen Szenen

eine pizza frutti di mare

mit krabben und sardellen und knobi etc

im hintergrund toto cutugno

oder eros ramazotti

gespräche und lachen und der witz

mit dem deutschen geschäftsmann in japan

den schon tausend mal erzählten

eine riesige pfeffermühle dreht der ober

gläser weizenbier

roter trockener chianti

meine freunde meine frau meine pizzeria mein leben

weit zur hälfte überschritten

an diesem gewöhnlichen abend

im märz hier in münster


manchmal verlasse ich mich

und gehe zehn schritte

da möchte ich schreien

und die fenster aufreißen

hinein in eine rote nacht

wo goldene eulen

vor einem brennenden mond hinwegfliegen


aber wir stoßen an

und reden über den krieg in der ukraine

der etwas zu trocken geratenen pizza

der lauten dame am nachbartisch

und dann das aufzählen aller bekannten

die man irgendwann einmal in den letzten jahrzehnten

im urlaub traf

und wie man es vermeidet dass die klamotten

wenn sie direkt aus dem wäschetrockner kommen

nicht riechen

über das leben das einem

aus den fingern gleitet

und dem gefühl etwas wichtiges verpasst zu haben

reden wir nicht





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Kommentare zu diesem Text


 Teo (06.12.24, 07:09)
moin Herbert,
schön beobachtet. da wird das Essen zur Nebensache.
Deinen Adlern einen Sieg und dir einen schönen
2. Advent
Teo

 Redux meinte dazu am 07.12.24 um 16:06:
Das Essen wird Nebensache sein.
Der Dreier für Adler umso wichtiger.
Dir auch einen schönen 2. Advent

 AchterZwerg (06.12.24, 08:18)
Lieber Herbert,

ein Schrei kann ebenso ertönen, wenn es all dies
nicht mehr
gibt,
du allein den Fensterplatz in der Pizzeria belegst, kein "überflüssiges" Geplauder hörst und an den Tischen nur noch Leute sitzen, die auf ihr Smartphone starren.

Herzliche Grüße
Heidrun

 Redux antwortete darauf am 07.12.24 um 16:07:
Das klingt weißgott noch fast bedrohlicher, Heidrun.
Herzliche Grüße zurück
Herbert

 Lluviagata (06.12.24, 08:40)
Lieber Herbert,
würdest du mir zuliebe den Text ein bisschen schwarz färben? 
Dankeschön! ♥

 Redux schrieb daraufhin am 07.12.24 um 16:07:
Das habe ich, llu.
Schwarz genug?

 Lluviagata äußerte darauf am 09.12.24 um 08:58:
Ja, vielen Dank! Jetzt sind sie kleiner, ich kann sie aber lesen. Ich denke dabei an alle Brillenträger, die mit den hellen Buchstaben so ihre Schwierigkeiten haben.

Sehr sehr guter Text übrigens! ♥

 EkkehartMittelberg (06.12.24, 10:00)
Hallo Herbert,

was wir verpassen, sind unsere ungenutzten Fähigkeiten.

LG
Ekki

 Redux ergänzte dazu am 07.12.24 um 16:08:
Und wieviel davon bleiben ungenutzt?
Ein Jammer

Liege Grüße
Herbert

 BeBa (07.12.24, 16:18)
Ich glaube, ich war dabei...

LG
BeBa

 Redux meinte dazu am 07.12.24 um 16:25:
Ich hätte gerne mit dir angestoßen....
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