Vom Wesen eines Künstlers

Beschreibung

von  uwesch

Ein Künstler braucht gute Augen und Ohren. Er sieht Worte und Sätze, ohne zu lesen, und hört Geräusche durch dicke Wände hindurch. Die Welt sieht er nicht wie ein Fachmann, der spezialisiert ist auf ein Gebiet - wie zum Beispiel der Architekt auf den Hausbau. Sein Kennen verträgt sich nicht gut mit einem irgendwie gearteten Fachwissen. Um festzustellen, was es noch gibt außer dem Sehen oder Hören, wie es sogenannte Experten tun, kommt es ihm darauf an, das künstlerische Produkt mit seiner individuellen Fantasie zu gestalten. Er sucht das Fremde oder zumindest das Fremde im Vertrauten. Er hört und sieht manche Dinge, die ansonsten niemand hören oder sehen kann oder will.

Neugierig bleibt er auch dann, wenn er etwas noch nicht verstanden hat. Fremde Gedanken können ihn mit Respekt erfüllen und Einfluss auf seine Kunst nehmen. Allerdings wägt er ab, ob sie in das System seiner bisher gewonnenen künstlerischen Kompetenz passen. Er möchte seine Anhänger nicht unbedingt vor den Kopf stoßen, es sei denn er will bewusst provozieren. Ihm ist klar, dass er in seiner Ausdrucksweise zu weit gehen und Anhänger verprellen kann.

Nach dem Verriss einer Ausstellung bzw. Vorführung stellt er sich alle Fragen, die überhaupt nur möglich sind, denn er ist der Überzeugung, dass, wer sich weigert zu fragen, eines Tages nichts mehr annehmbar macht. Wer glaubt zu wissen, was in der Welt das Bleibende und was das Veränderliche ist, hat als Künstler schon verloren. Nichts wissen wir wirklich, nur in unseren besten Momenten ahnen wir etwas. Gute Bilder oder Musikwerke enthalten diese Ahnung. Das Wichtigste an einem Werk sieht man oft nicht auf eine direkte Weise.




Anmerkung von uwesch:

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Kommentare zu diesem Text


 Teichhüpfer (11.01.25, 03:02)
Die Besten sind erst nach ihrem Tod berühmt geworden. Es wird dir in die Wiege gelegt, deswegen möchte es auch gerne gemacht werden.


Teichi

 uwesch meinte dazu am 11.01.25 um 06:46:
Das kann man sicher nicht so verallgemeinern.
Beispiel: Picasso   LG Uwe

 Teichhüpfer antwortete darauf am 11.01.25 um 07:55:
Aber, ja doch, Ausnahmen bestätigen die Regel.

 AchterZwerg (11.01.25, 07:15)
Gute Bilder oder Musikwerke enthalten diese Ahnung.
Da ist mit Sicherheit etwas Wahres dran!

 uwesch schrieb daraufhin am 11.01.25 um 08:54:
Klar, so ist es. Dank Dir für Kommi und Empfehlung. LG Uwe

 harzgebirgler (11.01.25, 18:10)
"Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar" & "Meine Menschengesichter sind wahrer als die wirklichen." (Paul Klee) lg vom harzer

 uwesch äußerte darauf am 11.01.25 um 19:49:
Danke Dir für Kommi und Empfehlung. LG Uwe

 Moppel (11.01.25, 22:24)
leider kann ich nicht malen. Ich würde so gerne... lG von M.

 uwesch ergänzte dazu am 12.01.25 um 08:56:
Einfach mal einen Kurs - z.B. bei der VHS -  besuchen. So ging es auch bei mir los. Dank für Deine Empfehlung. LG Uwe

Antwort geändert am 12.01.2025 um 08:57 Uhr

 lugarex (14.01.25, 07:43)
@ Moppel
 
Jeder Mensch/Menschin (um korrekt zu sein ;) ) kann malen. Nur auf der Schule muss man aufpassen -- da geht manches Talent verloren!

 Pensionstarifklempner (15.01.25, 12:26)
Kunst, künstlerische Arbeit ist eine besondere Form menschlicher Tätigkeit.
Die primäre Spieler in der Kunst ist der Zuschauer, der Betrachter. Er sieht was er sieht.
Die Tugenden des Künstlers - er kann beobachten, er kann nachahmen.
Der Künstler kann in bestimmten Situationen politisieren. Der Künstler kann sich auch ideologisch instrumentalisieren lassen. " Kunst ist Waffe" ( Friedrich Wolf)
Kultur ist keine Kunst !
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