Wozu schreibe ich? Fragen an mich Autorin

Gedanke zum Thema Schreiben

von  Regina

1. Was ist mein Schreibmotiv? Schreibe ich, um mich von Problemen zu entlasten. Dann gehören meine Texte eher in die Hand meines Therapeuten als an die Öffentlichkeit.


2. Zusammengerechnet gibt es etwa 130 Millionen Menschen, die Deutsch als Erst- oder Zweitsprache lesen können. Das sind meine potenziellen Leser. Auch, wenn KV es nur auf eine kleine Auflage bringt, frage ich mich, ob alle diese Leute alle Ereignisse aus meinem Privatleben lesen können sollen.


3. Manche Eltern verhalten sich grausam zu ihren Kindern, die wenigsten ganz und gar korrekt. Was habe ich davon, die Fehler von Eltern oder Ex-Partnern immer wieder im Licht der Öffentlichkeit durchzukauen?


4. Schreibe ich für Voyeure, die mich in meiner Alltagswelt, meinen Beziehungen oder gar in meinem Schlafzimmer wie durchs Schlüsselloch beobachten möchten?


5. Oder schreibe ich für eine eingeschränkte  Gruppe älterer Bildungsbürger, die meine Texte goutieren, weil sie einen ähnlichen Bildungslebenslauf wie ich durchgemacht haben?


6. Oder habe ich auch den Jüngeren etwas zu sagen?


7. Ein Gegner ist aufgetreten, der evtl. auch zu unlauteren Methoden greift. Zahle ich es ihm mit meiner Eloquenz heim, indem ich ihn in Grund und Boden schreibe?


8. Will ich meine Leser von meiner politischen Meinung überzeugen? Das wird in den meisten Fällen nicht klappen, die Leute haben ihre Meinung schon vorgefasst und lassen sich nicht so einfach davon abbringen.


9. Natürlich ist es mir erlaubt, zu allen Weltereignissen meinen Senf dazuzugeben. Aber bin ich mir im Klaren darüber, dass mich schlussendlich keiner nach meiner Ansicht fragen wird, wenn es um Waffenstillstandsverhandlungen oder andere politische Entscheidungen geht.


Soll ich mich trotzdem mit meiner Meinung dazu profilieren? Warum?


10. Auch in religiöser, philosophischer oder esoterischer Hinsicht habe ich mir im Lauf meines Lebens eine Meinung gebildet. Will ich andere damit missionieren? Da müsste ich schon sehr profunde Argumente auffahren und eine ganz neue Philosophierichtung vertreten, denn die meisten Menschen haben dazu ebenfalls schon eine unerschütterliche Meinung.


11. Würde es sich lohnen, meine Gedanken ins Englische zu übersetzen, damit sie weltweit verbreitet werden können?


12. Will ich meinen Lesern in irgendeiner Weise helfen? Habe ich etwa ein Helfersyndrom?


13. Oder will ich bestimmte Leute provozieren?


14. Oder will ich die Leute nur unterhalten und schreibe selber zum Spaß? Ist das dann nicht etwa eine laue Literatur?


15. Schreibe ich langweilig oder wie kommt es, dass ich nicht mehr Leser anspreche?


16. Oder schreibe ich aus dem Elfenbeinturm, so dass mich kaum einer versteht?


16. Die Klickzahlen zeigen, dass nichts so interessant erscheint wie ein Streit. Soll ich Konflikte austragen und wenn ja, wie oder ist es opportun, Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen?


Die gute Nachricht: Verboten ist fast nichts.




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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (15.01.25, 12:02)
Mir erscheint ein Unterschied wichtig, den Du hier - soweit ich es sehe - nicht explizit machst: den zwischen schreiben und das Geschriebene veröffentlichen.
Dahinter können ganz eigene, andere Motive stehen.

Im Grunde stellst Du freilich Fragen, die zu einer derartigen Überlegung führen können. Z.B.: Gut, ich schreibe das, aber es ist fur mich und gibt keinen Grund, andere damit zu behelligen oder ihren Voyeurismus zu befriedigen.

(Seit meiner Jugend schreibe ich sehr viel, aber ich käme bei dem meisten davon nie auf den Gedanken, es zu veröffentlichen.)

Kommentar geändert am 15.01.2025 um 12:08 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 15.01.25 um 12:12:
Man kann übrigens auch schreiben, um das Schreiben zu üben, um die eigenen Fähigkeiten zu verbessern. Auch dies sollte man nicht veröffentlichen, allenfalls das Ergebnis mit Menschen des Vertrauens beraten.

Leider könnte auch über so manchem veröffentlichten Text stehen: "Ich lerne schreiben".

 Regina antwortete darauf am 15.01.25 um 12:15:
Danke für deinen reflektierten Kommentar.

 AndreasGüntherThieme schrieb daraufhin am 15.01.25 um 12:24:
Graeculus:

(Seit meiner Jugend schreibe ich sehr viel, aber ich käme bei dem meisten davon nie auf den Gedanken, es zu veröffentlichen.)
Graeculus, vielleicht wärst du vom Interesse, das gerade diese Texte erregen, überrascht.

Leider darf man auf KeinVerlag nicht mehrere Konten haben, sonst könntest du, wie auch bei großen Autoren nicht unüblich, es ausprobieren, ohne daß es negativen Einfluß auf Graeculus oder dein Ansehen als Buch-Autor.

 Graeculus äußerte darauf am 15.01.25 um 14:48:
Das Interesse an exhibitonistischen Akten eines Autors mag gegeben sein, je nachdem, wie interessant er als Person wirkt. Das heißt aber doch nicht, daß der Autor diese Art von Neugier bedienen müßte oder sollte.

Auch nach der Lektüre der anderen Kommentare bin ich erstaunt, daß da zwischen dem Schreiben und dem Veröffentlichen nicht unterschieden wird. Bin ich der einzige hier, für den das zwei Paar Schuhe sind?

 AndreasGüntherThieme (15.01.25, 12:29)
7. Ein Gegner ist aufgetreten, der evtl. auch zu unlauteren Methoden greift. Zahle ich es ihm mit meiner Eloquenz heim, indem ich ihn in Grund und Boden schreibe?
In der DDR hat man gesagt: "Einbildung ist auch eine Bildung."

In den letzten Jahren ist es der Autorin nicht gelungen, mit Eloquenz jemand in Grund und Boden zu schreiben.

 Regina ergänzte dazu am 15.01.25 um 13:00:
Das hat sie auch nicht angestrebt. Die Frage müsste mit "Nein" beantwortet werden.

 Augustus (15.01.25, 12:58)
Die Motive warum jemand schreibt sind vielfältig, wie denn bei jeder Kunst, Zeichnen, Musizieren usw. Aber auch beim Sport. Allen grundsätzlich ist, dass sie genug motiviert sind, etwas zu tun, unabhängig vom Gefallen anderer. Also ist das Schreiben eine intrinsische Motivation, die später in eine extrinsisiche wechseln kann, wenn monetäre Belege eine größere Rolle spielen.

 Regina meinte dazu am 15.01.25 um 13:01:
Oh, das Schreiben für Geld habe ich hier gar nicht einbezogen.

 Graeculus meinte dazu am 15.01.25 um 15:08:
Das stimmt, auch das gibt es selbstverständlich. Manche Menschen leben von ihren Veröffentlichungen.

 AndreasGüntherThieme (15.01.25, 13:02)
Wichtige Fragen, leider ohne Antworten.

Da es Fragen der Autorin sind, die sie sich selbst stellt, wird man warten müssen.

Hoffentlich werden die Antworten der Autorin nicht auch so nichts sagend wie der abschließende Satz des Frage-Textes:

Die gute Nachricht: Verboten ist fast nichts.
Denn: es würde ein Verbote reichen, um alles Leben auszulöschen.

 Regina meinte dazu am 15.01.25 um 13:08:
Fragen zur Selbstreflexion, deren Antworten aber auch wieder nicht umgehend an die Öffentlichkeit rausgehauen werden müssen.

Der Leser, selbst Autor, könnte diese Fragen auch für sich selbst beantworten. Wem er das Ergebnis mitteilt, ist seine Entscheidung.

Antwort geändert am 15.01.2025 um 13:13 Uhr

 AndreasGüntherThieme meinte dazu am 15.01.25 um 16:29:
Ja, Regina, deine Fragen sind anregend, und über die meisten, obwohl sie auch an mich gestellt sein könnten, habe ich noch nicht nachgedacht.

 Aron Manfeld (15.01.25, 13:12)
Aus meiner Sicht, liebe Gina, schreiben die meisten DichterInnen im Sinne eines Gebets, welches ihrem Leben eine Wendung geben soll.

 Regina meinte dazu am 15.01.25 um 13:14:
Jetzt haust du mich aber um. Das hätte ich nicht gedacht.

 Quoth meinte dazu am 15.01.25 um 13:32:
Nicht eine Dichterin, sondern eine Journalistin fragt hier nach dem Motiv ihres Schreibens.

 Regina meinte dazu am 15.01.25 um 13:54:
Richtig ist, dass ich mehr Prosa als Lyrik schreibe.

 Aron Manfeld meinte dazu am 15.01.25 um 14:20:
Unsere Gina ist eben Journalistin und Dichterin, lieber Quoth, was sie einzigartig macht.

 Regina meinte dazu am 15.01.25 um 14:28:
Danke, Aron, warum nur hat mich noch kein professioneller Verlag entdeckt?

 AndreasGüntherThieme (15.01.25, 13:29)
4. Schreibe ich für Voyeure, die mich in meiner Alltagswelt, meinen Beziehungen oder gar in meinem Schlafzimmer wie durchs Schlüsselloch beobachten möchten?
Nach meinem Verständnis: nein.

Vielleicht gibt es nicht zu erzählen. 

Ein Grund mehr, sich etwas auszudenken. Viele Klicks waren sicher.

 Regina meinte dazu am 15.01.25 um 13:48:
Neue Frage: Schreibe ich für die Klicks hier? Oder sind sie mir egal?

Naja, einige Autoren, für die die Clobrille wichtiger ist als Augengläser, die sie zum Lesen benötigen, gibt es ja hier schon.

Und ja, ausdenken kann man sich auch etwas, wenn einem etwas einfällt.

Antwort geändert am 15.01.2025 um 13:52 Uhr

 AndreasGüntherThieme (15.01.25, 13:32)
13. Oder will ich bestimmte Leute provozieren?
Antwort: nicht immer, aber immer öfter.

Bringt auch Klicks.

 Regina meinte dazu am 15.01.25 um 13:50:
Stimmt, nicht ist so spektakulär wie Auseinandersetzungen. Danke für die Empfehlung übrigens.

 AndreasGüntherThieme (15.01.25, 13:34)
11. Würde es sich lohnen, meine Gedanken ins Englische zu übersetzen, damit sie weltweit verbreitet werden können?
Antwort: auf Youtube ja, in KeinVerlag eher nicht, weil die Texte außerhalb nicht wirklich interessieren.

 AndreasGüntherThieme (15.01.25, 13:40)
1. Was ist mein Schreibmotiv? Schreibe ich, um mich von Problemen zu entlasten. Dann gehören meine Texte eher in die Hand meines Therapeuten als an die Öffentlichkeit.
Therapeuten werden die Texte der zurückhaltenden Autorin eher nichts sagen.

 LotharAtzert (15.01.25, 14:00)
Sich beim Schreiben einen reiben
Wenn ich aufs Klo muß, ist es, weil der Drang dazu da ist. Darm oder Blase wollen, ja müssen geleert werden. Wenn ich schreibe, ist es derselbe Drang, bezieht sich nur nicht auf die beiden genannten Organe, sondern ist, um das Unbestimmte zu bestimmen, wozu das Wort, bzw die Sprache als Werkzeug dient.
Schreiben ist intimer, als das Reden, wobei letzteres ein Gegenüber braucht, wohingegen das Denken und Artikulieren nicht die Anwesenheit einer weiteren Person benötigt, sondern der Drang genügt … ähnlich vielleicht wie die Quelle – sie sprudelt und ihr Wasser sucht sich den Weg in die Tiefe, verdunstet zu Teilen oder löscht Dürste etc pp.
Was ist ein Drang, was drängt? Kann etwas anderes, als das Verdrängte drängen? Ich glaube nicht, denn um zu drängen, muß die Blase voll und … die Kacke am Dampfen sein.
Die Anlage, der AC also, da drängt das Verdrängten jeweils raus und je nach dem, was es ist, da kommt dann das Verhalten durch das Sonnenzeichen und sagt: Das kriegen wir schon irgendwie auf die Reihe, oder er sagt: glaubst du son Scheiß? – ich will Ronaldo übertreffen (ich will Literaturprofessor werden, das ist alles dasselbe) und laß mich damit in Ruhe.
 
Ich röhr bei Buddha, ich hatte keine Ahnung, was ich zum Thema schreiben könnte. Hab nur, nachdem der Drang fast wie ein Durchfall da war, den geistigen Schließmuskel kurz geöffnet und abgedrückt.
Bei Verstopfung ist es umgekehrt: allles was nicht stimmt, will drinbleiben … also im Geist, natürlich. Und wie oben, so unten? – Na was sonst.
 
Warum schreibe ich das? Wegen Fische am AC, da fließt einfach alles und will, weil Neptun am DC, in der Waage in 7 steht, also in der Begegnung steht, will er als ewiger Fluß ins Bewußtsein. Das Unbewuße Aller will ins Bewußtsein von jedem, der den Drang verspürt.  
Der Fluß des Unbestimmten ist, wo er ins Dasein drängt, bereits bestimmt. Neptun nennen wir den Urton OM und Saturn bestimmt die zeitliche Länge, die ihm in der Zeit beschieden ist, also das sichverlieren in Raumunendlichkeit. wann, wo und wie. Dazwischen steht der Uranus, der Ur-Sprung, der Hoppala, der Halbtonsprung. Ob der in den Abgrund führt, - es finden sich genug Böcke, die da herumspringen, oder
Ursprung bedeutet Spannungsbogen, bis er reißt. Deshalb ist der Zündfunke in den Kerzen der KFZ-Welt so wichtig – eine pausenlose Besudelung der Schöpferkraft.
 
Für wen ich schreibe, hm, na für die, die es irgendwie in sich nachvollziehen können, Íhr Freischreiber, pinkelt Euch frei und die Prostata ist Euer Freund.
 

 Aron Manfeld meinte dazu am 15.01.25 um 14:21:
Du setzt gern Deine Duftmarke, lieber Lothar, was Dich zu einem der führenden Dichter auf kv macht.

 LotharAtzert meinte dazu am 15.01.25 um 14:39:
Aron, da ich gerade keinen Drang verspüre, dh. sprachlos bin über Deine Kenntnis, nimm erstmal das: <3 <3 <3

 Graeculus meinte dazu am 15.01.25 um 15:06:
Diese Begriffswahl aus dem Bereich der Inkontinenz ist sicher nicht zufällig erfolgt. Man kann den Eindruck gewinnen, daß manche Leute fürs Pinkeln und Scheißen die Öffentlichkeit der Privatsphäre ihrer Toilette vorziehen.

 Regina meinte dazu am 15.01.25 um 15:22:
Stimmt. Eine Sonderform des Exhibitionismus ist der Fäkalienschreiber, häufiger noch auftretend als ein waschechter Troll

 Aron Manfeld meinte dazu am 15.01.25 um 15:44:
Widerlich ...

 DanceWith1Life (15.01.25, 16:29)
ich finde man sollte diese Fragen in eine Zeit vor und dann mit der Möglichkeit der Veröffentlichung im WWW unterscheiden. Ich kann mich noch sehr gut an all die Diskussionen vor jeder Auflage erinnern. Das hatte eine ganz andere Note, als das was hier in Frage gestellt wird.
Zur Zeit online: