Santorin

Text zum Thema Weltuntergang/ Endzeit

von  RainerMScholz

Die rotblondgefärbte Bestie losgelassen aus den Tiefen der Kruderhölle, wo hinten vorne ist und unten oben; der Dumme ist der Kluge, und die Intelligenz schafft es nur von 0 bis 1; Gerda heißt jetzt Heinz. Schwarzweiß ist blauweißrot gesprenkelt, orange ist das neue weiß, nur schwarz bleibt schwarz, wie es das immer war. Die Roten sind jetzt die Braunen, die Braunen sind optimistisch blaugefärbt wie der Himmel einst war, gelb war schon immer Eiter, und grün wird es nächsten Sommer sowieso nicht mehr, wenn die Sonne brennt. Kapitalismus setzt uns alle frei, oben ist unten und einer von uns, aus alt mach´ neu, und die Handwerker kommen bestimmt nächste Woche zwischen acht und sechzehn Uhr; der Zahnarzttermin kostet die Anzahlung eines Kleinwagens, und zwar nicht aus China, aber die Stromzapfstelle nimmt nicht eine meiner drei Kreditkarten. Und jetzt steh´ ich da. Alpakawandertouren stehen hoch im Kurs bei naturbegierigen und tierlieben Städtern. Rewe hat eine Bummsbonusapp, Lidl auch, Edeka hat die blauen Punktedinger, und Rossmann, DM und LeckmichamArsch auch.

Rachitische kleine Männer rücken uns an den Rand des Weltuntergangs, große Männer gehen sang- und klanglos unter; von Frauen gar nicht zu reden, die bekommen eine Abfindung für geleistete oder nichtgeleistete Dienste, oder ungewollte Schwangerschaften von einem braunblonden AfterDKrah, der die deutsche Rasse auf der Erde verbreiten will mit seinem gelben schwanzlosen Samen.

Wir spülen das Blut aus dem Zwischendeck der Galeere und auf dem Oberdeck geht die Orgie weiter mit all den wohlstandsverwahrlosten, infantilen Übermenschen, die sich ihren Reichtum mit den eigenen Händen erfingert haben.

Ich sitze im geflickten Schlauchboot und paddele dem Sonnenuntergang entgegen; die Luft ist lau, Flipper begleitet mich mit seinen ewig lächelnden Wassersäugetiergenossen, schnatternd warnen sie mich vor den riffigen Seeigeluntiefen; und da vorne, im Süden, sehe ich auch schon die ersten Spitzen der Palmenbäume am Horizont winken. Ich paddele noch ein wenig. Die Sonne, sie versinkt atmosphärisch vibrierend hinter Santorin schmelzofenglühend.



© Rainer M. Scholz



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