Werthers Echte

Text zum Thema Helden

von  RainerMScholz

Der Schauspieler will ich nicht sein, sondern die Person, die er darstellt, will nicht die Charge sein, die eine Spielszene sechzehnmal darstellen muss und dem despotischen Regisseur gehorchen, in den Pausen in einem stinkenden glühheißen Wohnwagen sitzen und billigen Whiskeyfusel saufen, sondern der John Wayne, der die blökenden Rindviecher treibt, der die Zwölfuhrmittagsduelle gewinnt und am Schluss Miss Kittie aus dem Saloon andeutungsweise im Sonnenuntergang penetriert. Nee, komm, der möchte ich auch nicht sein. Sagen wir: Jesus, der die Welt erlöst. Aber der war ja auch irgendwie Privatmann, so mit Maria Magdalena oder Judas, uijuijui, und Schreiner war er auch einmal, wenn auch vielleicht nicht so erfolgreich. Vielleicht Donald Trump, der – was auch immer der darstellen will, jedenfalls ist immer alles supi, Extraklasse und das Allerbeste von der Welt undsoweiter. Nur der Mensch Donald T., der will natürlich niemand sein. Und John Wayne auch nicht. Jesus war womöglich daheim auch schwierig, traumatische Kindheit mit seinem Vater, wer weiß.

Alles merkwürdige Selbstdarsteller, wie sie im richtigen Leben insgeheim in der Nase popeln, sich am Sack kratzen, schwitzen, defäkieren, die stinkigen Socken wechseln. Schwierig, dann noch so sein zu wollen, alles in allem eher nicht. Idi Amin, wie er sich heimlich ein Stück Oberschenkel eines toten Menschen in den Mund schiebt, Jesus beim Fußnägelschneiden mit einem stumpfen Messer, das vorher zum Schächten verwandt wurde, Putin beim vergeblichen Onanieren, Donald, wie er heimlich Pornos auf seinem Smartphone schaut und sich für`s Wichsen zwei Viagra einwirft, ohne gelben Fifi auf der kahlen Birne, nackt vorm Spiegel, verzweifelt, alt und ledrig grau.

Der eine oder andere Messias wäre besser früher gestorben. Außer Jesus, versteht sich. Und Kurt Cobain.

Und meine Ex-Freundin von früher. In der stak ich auch ziemlich tief drin.



© Rainer M. Scholz



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Kommentare zu diesem Text


 TassoTuwas (11.12.24, 13:18)
Recht hast du!
Die nächsten dreißig Jahre kannst du dir wünschen was du sein möchtest und was nicht. Es ist dir von Herzen gegönnt.
Aber danach hast du nur noch einen Wunsch.
Dass diese verdammte Gicht aufhört dich Tag und Nacht zu piesacken!

LG TT

 RainerMScholz meinte dazu am 13.12.24 um 14:38:
Im Pflegeheim gibt es bestimmt super Pillen, da merkst du bald gar nichts mehr.
Wenn die Schmerzen aufhören ist es aus. Stellt alles andere den Betrieb ein, dann ist es natürlich auch vorbei; wahrscheinlich. Um in den Stiefeln zu sterben ist es ohnehin zu spät, die Hausschlappen tun es wohl auch.
Gruß + Dank,
R.
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