7 Veru
Text
von Isensee
Anmerkung von Isensee:
„Reißhaut & Klappträume“
Fenster bluten aus deinem Brustkorb,
du keuchst den Staub der Lichter.
Haut splittert in Scherbenstraßen,
trittst du falsch, schluckt dich das Pflaster.
Die Stadt saugt an deinen Fersen,
sie hat Hunger. Du schmeckst nach Abfall.
Mund auf – die Lichter reißen ein,
du bist, was sie nicht lassen sein.
Türen schwitzen, schwellen an,
zu groß für Hände, zu scharf für Haut,
sie sprechen in Zungen, die keiner kann,
doch du verstehst sie, nur zu laut.
„Schlundschnüren & Stromwunden“
Brücken falten sich zu Lippen,
sie singen aus Drähten und Staub.
Türen schwitzen, platzen auf,
sie wachsen zu Messern, zu Schlitzen.
Laternen zerspringen in flüssiges Licht,
ätzen sich ein in dein Rückenmark.
Kartonaugen, Fleischmechanik,
die Wände murmeln: „Bleib organik.“
Der Asphalt keucht, doch er hustet Staub,
zerkaut das Morgen, spuckt dich aus,
dein Gang versinkt in Bitumenlaub,
jeder Schritt ein morsches Haus.
„Zerrgriffe & Sturzadern“
Ein Kreisverkehr in deiner Kehle,
Ampeln glühen unter den Rippen.
Jeder Atem ein Stromschlag,
jeder Blick eine Klammer aus Blei.
Züge wimmern durch die Tunneladern,
sie riechen dein Fleisch.
Ein Treppenhaus, das rückwärts spricht,
es weiß von dir, doch du weißt nicht.
Häuser wachsen in deine Rippen,
Fenster flackern aus deiner Haut,
du bist ein Ding, das Menschen kippen,
wenn die Stadt dich nicht mehr braucht.
„Lungenmörtel & Letztschluck“
Du atmest Beton,
die Stadt schluckt.
Das Licht ist Zahnfleisch,
der Boden ist Speichel.
Ein Schritt noch –
und alles—
St.
a
u
b—
auf einem Dach,
den der Regen frisst.