WEGEWARTE

Gedicht zum Thema Alleinsein

von  hermann8332

WEGEWARTE


Einheitsblume

mädchenschmale


du konformes Girl

stehts herum am

Wegrain


Zu Millionen stehen sie

alle einsam und allein


verloren

am Wegesrand


Gemütsprostitution

aber mit Anstand


und wenn schon


Warten

auf Aufmerksamkeit


Sie sind passiv

die ganze Zeit


Wären es ein paar

doch bloß


erweckten sie Interesse


und man würde

stehen bleiben

ein bisschen Small Talk

betreiben


oder gar mit ihnen flirten


Doch das tun nicht mal

die Geißhirten


Sie stehen uniform

herum


kommen nicht voran


Man unschwer erraten kann

auf was sie alle warten


Das übliche Klischee:

O weh !


Liebe, Glück

und Geborgenheit


So warten sie die ganze Zeit

kühlblau und lethargisch


und stehn am Weg apathisch


und total fixiert ...


… niemand sie berührt …


Ich hab mir eine angesehen

en passant im Vorbeigehen


Irgendwie tat sie mir leid ...


Ich verweilte nur kurze Zeit


denn hunderte dort waren

mit dem gleichen Gebaren


Ich kehrte der Monokultur

den Rücken


und wanderte einsam und allein

in die weite Welt hinein


denn ich bin kein Wegewarter

eine Pflanze die es nicht gibt


und ich erwarte auch nicht

daß mich irgendjemand liebt




Wär ich ein Lyriker

und kein Misanthrop

und kein Zyniker Gottlob


und totaler Defätist

dem nicht mehr zu helfen ist


ich würde anders dichten:


Doch so werde ich

auf dieses Poem verzichten:


Wegwarte, mädchenschmale,
ich seh dich immer stehn.

wo mir die Wege alle
der Welt zuende gehn


Dort kommt hell vor dem Walde
der Fluß die Felder her.


Dort warte an der Halde,
bis daß ich wiederkehr




Anmerkung 
Die letzten kursiv geschriebenen Zeilen 
sind ein Gedicht von Johannes Bobrowski 






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