EIN VERSIEGENDES
LEBEN
VON SCHÖHNHEIT
UMGEBEN
UND OHNE ALTE
MIT EINEM HUND
UND EINEM GARTEN
UM AUF DEN TOD
ZU WARTEN
Man stelle sich mal vor
ich wär ein tumber
und geschmackloser Tor,
ein altes
Spießerschwein
und lebte nicht allein
sondern mit
einer alten Frau
meiner betagten Gattin
der langjährigen
Ehegefährtin
weiter so vor mich hin …
Was würd aus mir
- ebenfalls ein Greis
häßlich und schlohweiß -
wohl dann
schließlich werden ?
Ästhet der ich bin
mit einem sublimierten Sinn
für das Gute
für das Wahre
und besonders
das Schöne
wenn ich die gräßliche Alte
hätt um mich herum
Das wäre ausgesprochen
dumm !
Ruiniert mir die Lebensqualität
solange es hienieden
für mich zu Ende geht
verschandelt mir die Optik
und macht mich depressiv
Erzeugt nur Frust und Mief
Jawoll,
wenns schon sein soll :
Für eine junge Maid
wäre ich bereit
Nach dem
Pour l`art Pour
l`art Prinzip
hätte ich sie lieb
ohne Sexualität
die nicht mehr zur
Verfügung steht
Des Alters Impotenz
sie stellt mir ein Bein
drum wird so was
nicht sein ...
Drum hab ich einen Hund
Vital und schön
und gesund
und leb
in einem großen Garten
ohne Witch und Bitch
um auf den Tod zu warten
ohne gräßliche Greisin
welche mir beleidigt
meinen Schönheitssinn
Und das Ambiente
visuell ruiniert
und alles
durch ihre Häßlichkeit
abwertet
und somit deklassiert
Und mir das Leben vergällt
weil mir nichts mehr gefällt
Denn ich bin
ein Augenmensch
und schätze nicht
die inneren Werte
obs nun sind Frauen
oder Pferde
wo es genauso hinhaut:
„ Man ist ,
wie man ausschaut „
Es zählt der äußere Schein
wie sollte es anders sein ?
Mens sana in corpore sano ?
Das klingt zwar gut
doch ist es dumm
Eher anders herum
In corpore sano
mens sana
nicht etwa umgekehrt
So ist der Normalfall
Das sieht man überall
Wo bleibt der gesunde Geist
in einem kranken Körper
welcher die Psyche stört ?
Eines jedoch
darf ich zum Schluß verraten
was unumgänglich war
Etwa vor einem Jahr
hab ich alle Spiegel
um mich herum entfernt
und schau nicht mehr hinein
aus psychohygienische
Gründen
Denn mein Ästhetizismus
soll unbeschädigt sein
und mir die Welt verschönen
Gewiß, von der Alten
konnte ich mich leicht
entwöhnen ...
Doch so frag ich mich:
wie soll man denn sich
mit seinem Spiegelbild
versöhnen,
wenn es widerwärtig ist
und sein Anblick mich
zerfrißt ?