DER STEIN

Gedicht zum Thema Horror

von  hermann8332


DER STEIN


Zwischen Schnattersreut

und Neuklettenbach

sah ich am Wegrain

einen kleinen Stein


auf meiner Wanderung


der mir plötzlich

ins Auge stach


mausgrau

haselnußgroß

nichtssagend

gewöhnlich

alltäglich


ein Schottersteinchen bloß


und es ging mir sehr nah


warum ich gerade ihn

unter zigtausenden ansah


auf diesem geschotterten Weg

der von Neuklettenbach

vorbei am Schobertsberg

nach Schnattersreut hin führt


am Flußufer entlang


wo man den lieblichen

Entengesang

aus den Bachauen hört


Ich war ganz verstört

und bückte mich

wie unter Zwang


und hob ihn auf


und steckt ihn ein


ohne ihn näher anzuschaun

weil ich es mir traute kaum


denn ich war verschreckt


Warum

um Gottes Ratschluß nur

und dem Willen der Natur


hab ich ihn entdeckt ?


unter seinesgleichen

größeren und kleinen Steinen


Warum steckte ich ihn ein ?


Das wird immer

ein Mysterium sein


und bleiben


an dem

plausible Erklärungen

leiden ...


Eine erratische

psychische Irritation


jeder Motivation

zum Hohn


einfach so


irgendwie


irgendwo


Aus blindem Zufall ?


Doch der ist nicht blind

denn er durchschaut uns

jederzeit und überall …



In Schnattersreut

kehrte ich ein


und legte den Stein


auf die gescheuerte

Ahorntischplatte


und bestellte mir eine Maß


Neuklettenbacher


Entenbräu – Bier


das nun stand vor mir

zusammen mit einem Teller


hausgemachtem

Entenpressack


den es nur

in dieser Metzgereiwirtschaft

gab


Und nachdem ich mich

hatte gestärkt


und den Maßkrug geleert


nahm ich das Steinchen

in die Hand


und starrte es an

gebannt


Was um Gottes Willen

und in Dreiteufels Namen

ich an ihm besonderes fand


üerlegte ich schaudernd mir

und bestellt noch eine Maß Bier


Hatte, ich der Atheist ,

dem Religion ein Greuel ist

zu Christus zurückgefunden ?


Soll der Stein

das bekunden :


Spalte ein Stück Holz

Hebe einen Stein auf

und ich bin bei dir


Spricht ER so zu mir ?


Vollkommen unbeteiligt

schaute der Stein drein


und war kein bisschen

berührt


als wäre er

desinteressiert


Er verkörpert eines

dieser nicht faßbaren

grausamen Wunder

noncausaler

und trivialer Art

mit kosmischem Horror

gepaart


die uns zustoßen

auf unserer Lebensreise

in banaler Weise


wenn wir unvermittelt

erschauen

dieses universelle Grauen

das sich verbirgt

hinter allem Sein


also auch

bei diesem Stein


Spalte kein Stück Holz

Heb nicht auf den Stein


denn drin oder drunter

könnte sein


der Antichrist

getarnt als Holzwurm

oder Assel


der große Nihilator

und Entropist


der am Ende aller Tage

das ganze Sein auffrißt


der das Nihil will

und das Big- Freeze

Schlamassel


bis alles diffundiert

und sich annulliert


und steht für immer still …



Haßerfüllt

sah ich den Stein an

mit einem magischen

universalen Weltblick


und bedauerte die Menschheit

und Terra, Sol , den Cluster

Galactica und das kosmische

Mißgeschick


welches dem Universum droht


Ad finitum ist alles tot

und leer

und nichts ist mehr


Vanitas Vanitatum

um uns herum


Und wärs ein Edelstein

es würd nicht anders sein !


Da schien es mir

der Stein wirft einen

hämischen Blick

nun auf mich zurück


als wolle er sagen :


Dir bricht man auch noch

das Genick !


Ich konnts nicht mehr ertragen

und wollte den Stein

auf dem Klo entsorgen

und in das Plumpsklo schmeißen


um ihm zu beweisen

daß er vor mir krepiert


und in dem kalten Scheiß

dort unten erfriert

wenn der Winter kommt

mit seinem Schnee und Eis


Fort mit ihm

zum Abort !


Doch wunderte ich mich

mehr und mehr :


Warum nur wurde er so

bedeutungsschwer


von einer teuflischen Gravitation

allen Naturgesetzen zum Hohn


Mit letzter Kraft hab ichs geschafft

ihn in den Kloschacht zu kippen


wo er wie ein Meteor

schlug in die Scheiße ein

und ich stand oben kotbespritzt


und stank wie ein Schwein


säuberte mich

und eilte in die Wirtstube

zurück


wo niemand war

zu meinem Glück

der die Nase hochzog

weil ich so abscheulich roch


und wo ich mir

einen Dreifachen bestellte


weil sich der Stein

so brutal rächte


und fleißig weiter zechte


Bei der dritten Maß

ich den Stein vergaß


Aber er mich nicht


Monate später operierte

man mich im Krankenhaus

und holte einen Gallenstein

aus mir heraus


der war


mausgrau

haselnußgroß

nichtssagend

gewöhnlich

und alltäglich


doch viel kleiner

bösartig und gemeiner


als dieser Stein

den ich nolens volens

dort steckte ein


aus unerfindlichem

Grunde


auf meiner Wegerunde


von Neuklettenbach

am Schobertsberg vorbei

und durch die Entenau

nach Schnattersreut


wo ich im Wirtshaus

kehrte ein

und torkelte

wieder heim


entsetzt

verstört

hilflos

verlassen

und allein


lost in space

unwiederbringlich


ein armes

Homo - Schwein


so wie ich stank


und war vom Alkohole

krank …


Seitdem bin ich

ein geläuterter Mann


und trage den Kopf aufrecht

und sehe keinen Stein mehr an


der auf der Erde liegt

und sich an den Boden

schmiegt …












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